Vampyr im Test - Beschützer oder Bestie?

Dontnod hat sich bei Life Is Strange an düstere Themen gewagt. Das Action-Rollenspiel Vampyr soll noch finsterer werden - und läuft in einigen Aspekten tatsächlich zur Höchstform auf.

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Zwischen all den Assassin's Creeds, GTAs und Diablos sticht der entwicklungstechnische Ansatz des französischen Studios Dontnod deutlich heraus.

Denn während jeder neue Teil der genannten Spielereihen eher darauf setzt, die Stellschrauben am grundlegenden, erprobten und erfolgreichen Spielprinzip mal mehr, mal weniger in die ein oder andere Richtung zu drehen, ist Dontnod immer offen für Neues - und bereit, alle damit verbundenen Risiken einzugehen.

So nimmt das Unheil seinen Lauf: Die pulsierende Blutquelle im Bild ist Jonathan Reids Schwester – und sein erstes Opfer. So nimmt das Unheil seinen Lauf: Die pulsierende Blutquelle im Bild ist Jonathan Reids Schwester – und sein erstes Opfer.

Remember Me, der erste Titel des Studios, ist beispielsweise ein Cyberpunk-Third-Person-Brawler mit Puzzle-Elementen, der beim Publikum eher mäßig ankam und kaum mehr als ein paar Münzen für die Kaffeekasse der Entwickler abwarf.

Der nachfolgende Überraschungshit Life Is Strange allerdings sanierte Dontnod problemlos, die Geschichte um die wiedervereinten Freundinnen Max und Chloe und die mysteriösen Vorkommnisse im fiktiven Arcadia Bay überzeugten Fans und Presse gleichermaßen.

Mit College-Alltag und futuristischen Prügelorgien hat Vampyr, das dritte und neueste Werk von Dontnod, allerdings weder story- noch gameplaytechnisch besonders viel zu tun.

Vom Regen in die Traufe

Der Horror legt seine eiskalten Händchen in Vampyr schon sehr früh um eure Kehle. Dabei ist an der Vorgeschichte des Spiels noch nicht einmal etwas Übernatürliches dran: Dr. Jonathan Reid ist zur richtigen Zeit am falschen Ort und findet sich statt im bequemen Chefarztsessel inmitten des ersten industriellen Vernichtungskriegs der Menschheitsgeschichte wieder.

Neben verwinkelten Gassen bietet das London des frühen 20. Jahrhunderts auch jede Menge Industrie als Kulisse für die actionreichen Kämpfe. Neben verwinkelten Gassen bietet das London des frühen 20. Jahrhunderts auch jede Menge Industrie als Kulisse für die actionreichen Kämpfe.

Als Feldarzt in Frankreich erlebt der Chirurg die Gräuel des Ersten Weltkriegs, inklusive verschütteter Schützengräben und Opfern von Senfgasattacken, aus erster Hand. Doch Dr. Reid hat Glück im Unglück.

Denn während seine Landsmänner wie die Fliegen wegsterben, kehrt er 1918 zumindest körperlich unversehrt in seine Heimatstadt London zurück - bis seine Glückssträhne abreißt, er von einem Vampir gebissen, zu ewigem untotem Leben verdammt und in einem Massengrab südlich der Themse verscharrt wird.

Verfolgt von Vampirjägern und mutierten Biestern, hin und her gerissen zwischen Blutdurst und hippokratischem Eid, ist es an euch herauszufinden, was die spanische Grippe mit den vermehrten Monstersichtungen zu tun hat, wer euren Hals mit einem Erdbeermilchshake verwechselt hat und wie ihr das am Abgrund stehende Londoner East End lange genug vor dem Sturz in Chaos und Krankheit bewahren könnt.

Die Aufforderung zum draußen bleiben solltet ihr nicht allzu wörtlich nehmen, denn in Verstecken wie diesen könnt ihr euren Charakter entwickeln und Gegenstände herstellen. Die Aufforderung zum draußen bleiben solltet ihr nicht allzu wörtlich nehmen, denn in Verstecken wie diesen könnt ihr euren Charakter entwickeln und Gegenstände herstellen.

Hauen, stechen, schießen

Die Mittel, die euch dafür zur Verfügung stehen, sind vielfältig. Natürlich müsst ihr in Vampyr auch Sägen, Äxte, Sensen und Schusswaffen nutzen, um euch eurer zahlreichen Widersacher zu erwehren.

Ebenso wichtig ist es aber, dass ihr durch die vermüllten, verlassenen Straßen des East Ends streift, dessen Bewohner kennenlernt und ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte habt. Dennoch drückt euch das Spiel zu Beginn den Action-Teil des Genre-Stempels "Action-Rollenspiel" relativ deutlich ins blutbesprenkelte Gesicht.

Das auf den ersten Blick überschaubare Skill-Menü offenbart bei näherem Hinsehen vielfältige Kombinationsmöglichkeiten. Das auf den ersten Blick überschaubare Skill-Menü offenbart bei näherem Hinsehen vielfältige Kombinationsmöglichkeiten.

Auf der Flucht vor den Häschern der fanatischen Wache von Priwen, die gleichzeitig als Tutorial dient, bekommt ihr nämlich zunächst beigebracht, wie ihr euch möglichst effektiv zur Wehr setzen könnt.

Das Kampfsystem ist dabei relativ logisch aufgebaut: Angriffe mit Waffen in der Haupt- und Nebenhand löst ihr mit jeweils einem Knopfdruck aus, und je nachdem wie hoch eure Ausdauer ist, könnt ihr theoretisch unendlich viele Combos aneinanderreihen.

Gerade am Anfang werdet ihr aber schnell merken, dass es vernünftiger ist, gut hauszuhalten. Denn auch Ausweichen verbraucht Ausdauer, und wer sich blindlings Knöpfe drückend in Kämpfe stürzt, findet sich schnell auf dem kalten Londoner Pflasterstein wieder.

Vampyr - Gameplay-Trailer zeigt die brutalen Vampir-Fähigkeiten Video starten 2:11 Vampyr - Gameplay-Trailer zeigt die brutalen Vampir-Fähigkeiten

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