Als eine Wölfin beschützen wir im Holzschnittstil gemeinsam mit unserem flohkleinen Kumpanen das alte Japan vor einem achtköpfigen Drachen. Da geht "Wir besiegen den Bösen und retten die Prinzessin" deutlich leichter von den Lippen.
Kein Wunder also, dass heute jeder The Legend of Zelda kennt, und das ursprünglich für die PS2 veröffentlichte Okami nur wenigen Liebhabern etwas sagt. Na gut, immerhin hat Zelda die spielerische Mischung aus Kämpfen, Rätseln und Erkunden, die Okami nutzt, überhaupt erst etabliert. Ganz so unfair ist das also nicht.
Okami bringt mit seinem kunstvollen Grafikstil, der in der japanischen Mythologie verankerten Geschichte und den innovativen Pinseltechniken aber viel Neues und eigenes mit. Statt eines Zelda-Klons bekommen wir ein echtes Action-Adventure mit Seele. Deshalb ist es ein Jammer, dass Okami heute so gut wie vergessen ist. Und ein Glück, dass wenigstens Capcom sich daran erinnert und nun eine Neuauflage bringt.
Beim Test der HD-Version für PS4 und Xbox One zeigt sich nämlich: Jetzt ist Schluss mit Ausreden. Wir klären, warum eigentlich (fast) jeder Okami eine Chance geben sollte.
Das ist neu: 4K-Unterstützung
Das Remaster ist wahlweise im klassischen 4:3- oder im 16:9-Format spielbar. Wer eine PS4 Pro oder eine Xbox One X besitzt, kann sich außerdem über 4K-Auflösung freuen. Als kleinen Gag holt die Neuauflage außerdem die Ladebildschirm-Minispiele zurück, die in den Wii- und PS3-Versionen gefehlt haben.
Von Göttern und Spatzen
Okamis Geschichte klingt alles andere als gewöhnlich: Nach 100 Jahren des Friedens erwacht der finstere Drache Orochi aus seinem Schlaf und verseucht das Land. Um die Menschen zu schützen, werden wir als Sonnengöttin beschworen, allerdings in Gestalt einer weißen Wölfin. Gemeinsam mit dem winzigen Künstler Issun, der wie ein Floh in unserem Pelz lebt machen wir uns auf, unsere göttlichen Kräfte zurückzuholen, Dämonen zu erlegen und den Frieden zurückzubringen.
Mit dem Kampf Gut gegen Böse wird hier natürlich eine abgenudelte Standard-Story geboten. Okami holt aber alles aus der einfachen Prämisse heraus: Wir treffen auf unserem Weg durch die Welt auf haufenweise fantasievolle Figuren. Manche davon sind sogar völlig abstrus wie ein riesiger Spatz, der gleichzeitig ein Mafia-Boss ist. Normaler, aber nicht weniger liebenswert, ist der Feigling Susano, der am Ende in die Fußstapfen des großen Kriegers Nagi treten muss. Erst helfen wir ihm auf seinem Weg, dann will er sein eigenes Ding durchziehen.
Die Charaktere überzeugen nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Auch Figuren, die uns nur für wenige Missionen begleiten, machen oft eine Entwicklung durch und wachsen uns ans Herz. Allein weil trotz des groben Kunststils über Animationen so viel an Emotionen vermittelt wird und wir schon vor dem Finale zahlreiche kleine Story-Höhepunkte erleben.
Man kann sich lediglich etwas an dem unverständlichen Gemurmel stören, denn eine richtige Synchronisation gibt es nicht. Wer darauf keine Lust hat, kann den Dialogsound aber auch abschalten und trotzdem den atmosphärischen Soundtrack-Mix aus alten Fernostklängen und eingängigen Melodien genießen.
Jeder Screenshot ein Gemälde
Wirklich viel ist dabei nicht neu an der Neuauflage. Es wurde nur an derAuflösung gefeilt. Das macht aber nichts, denn optisch oder spielerisch gibt es bei Okami kaum etwas zu verbessern.
Der ungewöhnliche Stil des Titels geht auf japanischen Farbholzschnitt zurück, genannt Ukiyo-e. Das allein macht Okami zu einem kleinen Kunstwerk: Jeder Baum, jedes Gebäude und jede Figur sieht aus wie mit Tusche gemalt, wir fühlen uns regelmäßig wie in einem Gemälde.
Durch diesen eigenwilligen Grafikstil würde Okami nicht von mehr Details profitieren. In der HD-Fassung kommt die schwarze Tusche gestochen scharf und schön akzentuiert in den bunten Landschaften zur Geltung. Die erweisen sich als extrem abwechslungsreich: Da wir ganz Japan erkunden dürfen, erleben wir von hohen Laubwäldern, über malerische Küsten bis hin zu frostigen Gebirgen alles, was das Land zu bieten hat.
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