Ab und an schafft es ein Spiel, die Herzen der Menschen zu berühren. Das muss nicht immer durch Leid und Depression geschehen. Okami HD schafft es mit Lebensfreude und Schönheit, obwohl es auch von Wehmut und Trauer erzählt. Es entführt in eine Märchenversion des feudalen Japan, bei der wir in Gestalt der weißen Wölfin Amaterasu das Land von Dämonen befreien.
Was immer die berühren, verdirbt und verwelkt. Als Wiedergeburt einer Sonnengöttin steht Amaterasu im Kampf gegen diese Zerstörung die Macht des göttlichen Pinsels zur Verfügung. Mit dem kann sie die Welt um sich herum manipulieren. Wind erzeugen, eine Sonne am Himmel erstrahlen lassen, etwas durchschneiden - alles bloß einen Pinselstrich entfernt.
Diese Fähigkeit hilft ihr auch im Kampf gegen die dämonischen Kreaturen. Sie können zur Ablenkung zum Beispiel komplett mit Tinte bemalt werden. Oder Amaterasu zeichnet effektive Bomben. Rätsel in Dungeons oder Nebenaufgaben lassen sich ebenso oft mit Pinseltechniken lösen. Eine kaputte Windmühle einer Sake-Bräuerin kann Amaterasu auf diese Weise zum Beispiel wieder reparieren. Oder sie lässt einen faulen, weil an sich selbst zweifelnden Nachfahren eines legendären Helden wieder Mut gewinnen. Dazu greift sie ihm mit für Menschen unsichtbare Pinselstrichen bei Kämpfen unter die Arme, bis er seine schlummernden Fähigkeiten wiederentdeckt.
Ein Spiel über Liebe
Okami spielt sich mit seiner niemals langweilig werdenden Mischung aus schnellen Kämpfen, Exploration und Adventure jederzeit hervorragend. Die wirkliche Stärke ist aber der Zauber, der durch das großartig vermittelte Reisegefühl und den zahlreichen Bewohnern von Nippon entsteht. Selbst Nebenfiguren haben eine kleine, menschliche Geschichte zu erzählen. Und wenn man nach vielen Spielstunden zurück in alte Gebiete kehrt, hat man das Gefühl einen alten Bekannten zu besuchen.
Der Suibokuga-Stil und der emotionale Soundtrack lösen Fernweh aus. Zu jeder Sekunde ist spürbar, dass eine Welt voller Wunder und Geheimnisse vor Amaterasus Tatzen liegt. Ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen, erzählt das Märchen zudem von dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur.
Die Wölfin lässt verdorrte Landschaften in atemberaubenden Szenen wieder aufblühen, freundet sich mit anderen Tieren an und weist verwirrten Menschen den Weg. Amaterasu schenkt als Göttin Leben und hilft. Es gibt nicht viele Spiele, die einem dieses warme Gefühl im Bauch vermitteln können.
Keine Mängel beim Switch-Port
Der Switch-Port ist ausgezeichnet und inhaltlich identisch zum Original. Der spezielle Suibokuga-Stil ließ sich schon in den HD-Ports für Playstation 4 und Xbox One gut auf höhere Auflösungen skalieren, was auf Nintendos Gerät ebenso gelingt.
Am Fernseher sieht Okami in 1080p blendend aus und wirkt auch im Docked-Modus knackscharf. Tatsächlich ist auch der Effekt der doppelten Konturen in der Switch-Fassung reduziert, was das Bild sogar eine Spur klarer als auf den anderen Konsolen macht. Die Framerate ist wie beim Original und den anderen HD-Ports auf 30fps beschränkt, hält diese aber jederzeit mühelos. Bemerkenswert sind die Steuerungsoptionen für den göttlichen Pinsel. Im Handheld-Modus können Pinselstriche direkt auf den Bildschirm gemalt werden.
Die Eingabe funktioniert einwandfrei, auch wenn man sich erst einmal an das umgreifen gewöhnen muss. Am TV kann wahlweise die Bewegungssteuerung einer der beiden Switch-Remotes verwendet werden, das zuverlässiger funktioniert als bei der Umsetzung für die Wii damals. Für Kenner: Vom Gefühl ist es vergleichbar mit der Umsetzung für Playstation Move. Wer es klassisch mag, kann auch die Bewegungssteuerung ausschalten oder sogar den Pro Controller anschließen.
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