Mit gebremstem Schwung
Nur die Steuerung wird dem neuen Anspruch nicht immer gerecht. Haben wir etwa zwei Häuptlinge samt Gefolge aus Orks und Trollen am Hals und landet dann auch noch ein Drache im Getümmel, kriegen wir ernste Präzisionsprobleme. Weil das Spiel keine exakte Zielerfassung kennt, treffen unsere Hiebe gern mal den Falschen.
Was fatal sein kann, wenn wir am Rande des Todes einem Ork Leben absaugen wollen und Talion mit der Auszehr-Spezialattacke stattdessen frontal in den nächsten Troll rennt - der immun dagegen ist. Oft haben wir sogar versehentlich unsere eigenen Verbündeten verprügelt. Mehr Genauigkeit würde in Schatten des Krieges viel Frust ersparen.
Trotzdem sind die Kämpfe um einiges interessanter und vielschichtiger als im ersten Teil. Und bevor ihr fragt: Ja, das gilt auch für die Bosskämpfe! Die waren wohl die peinlichste Enttäuschung im Vorgänger Mordors Schatten, doch auch hier haben die Entwickler ordentlich aufgerüstet.
Sandkasten für teuflische Genies
Damit wir der neuen Gegnervielfalt Herr werden, stockt Schatten des Krieges auch unser eigenes Arsenal auf. Satte 34 Fähigkeiten können wir freischalten und jede auch noch mit einem von bis zu drei verschiedenen Upgrades spezialisieren.
Der Raubvogel-Skill lässt uns beispielsweise mitten in der Luft die Zeit verlangsamen und aus dem Sprung Pfeile feuern. Per Upgrade bleiben wir entweder länger in der Luft oder schmettern danach mit einer krachenden Explosion auf den Boden.
Unser Arsenal steckt voller Tricks, die uns enorm unterschiedliche Spielweisen ermöglichen. Wollen wir einen Ork-Außenposten frontal stürmen und einfach alle niedermähen? Oder heimlich über die Mauern klettern, einen Bogenschützen nach dem anderen schleichend unterwerfen und sie ihre Kameraden im Hof mit Pfeilen spicken lassen? Den Grog vergiften? Die Bestien aus ihren Käfigen lassen? Mit einem Drachen aus der Luft angreifen? Alles möglich!
Egal, welche Strategie wir wählen, in Schatten des Krieges fühlen wir uns stets wie ein Meister des Schlachtfelds. Schade nur, dass das Spiel selten unsere ganzen Schleichkünste fordert. Die Orks sind recht dumm und anders als im Vorbild Batman: Arkham Asylum stellt uns keine Mission vor so gnadenlose Schleich-Puzzles, dass wirklich jeder Schritt zählt und wir uns nicht einfach durchprügeln können.
Gerade den Story-Missionen hätte das zusätzliche Würze verleihen können. Die sind zwar durchaus abwechslungsreich, aber stellenweise recht banal. Dafür fallen die Nebeneinsätze um einiges interessanter als in Mordors Schatten. Zum Beispiel machen wir mit einem Naturgeist Jagd auf einen erwachten Balrog.
Gierig wie ein Zwerg
Zu den spannendsten Missionen gehören die Erinnerungen Celebrimbors, die wir überall in der Welt verstreut finden. In diesen Mini-Herausforderungen spielen wir den Elbenherren auf der Höhe seiner Macht und müssen besonders knifflige Prüfungen bestehen. Zum Beispiel mehr Orks in einer bestimmten Zeit erlegen als ein Schwarm angreifender Drachen!
Extra-Belohnungen gibt's für besonders gute Leistungen. Jede Mission stellt unsere Fingerfertigkeit mit einer bestimmten Spielmechanik auf die Probe und bringt sie uns damit gleichzeitig viel spannender bei als ein langweiliges Tutorial. Sehr clever!
Auch sonst gibt es in Mordor viel zu entdecken. Überall sind Artefakte, Runen und Erinnerungen versteckt. Und die sind keine lahme Beschäftigungstherapie, im Gegenteil: Jedes Fundstück erzählt eine kleine Geschichte oder verspricht uns eine lukrative Belohnung - kein Vergleich zu den lahmen Templerflaggen oder Federn eines Assassin's Creed.
Ebenfalls sehr motivierend: Wir rüsten Talion nun in bester Diablo-Manier mit Rüstungen, Waffen und weiteren Items aus. Sogar legendäre Set-Gegenstände gibt's! Jäger und Sammler kommen hier voll auf ihre Kosten.
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