Layers of Fear 2 im Test - Psycho-Horror mit Hindernissen

Im Horror-Adventure Layers of Fear 2 treten wir eine Schiffsreise an, die uns alles abverlangt: Mut, Geschicklichkeit - und manchmal auch Geduld.

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Layers of Fear 2 hat uns im Test auf hohe See geschickt. Layers of Fear 2 hat uns im Test auf hohe See geschickt.

Schauspieler gehen oft erschreckend weit, um sich in eine Rolle einzufühlen. Christian Bale hat 28 Kilo für The Machinist abgenommen, Mila Kunis und Natalie Portman nahmen vor Black Swan ein Jahr lang jeden Tag acht Stunden Ballettunterricht. Im Vergleich dazu klingt die Kreuzfahrt, auf die die Hauptfigur in Layers of Fear 2 für ihre Rolle geht, regelrecht nach einem Sonntagsspaziergang.

Aber wenn unser Aufenthalt auf dem Schiff wirklich so entspannend wäre, wie er auf den ersten Blick wirkt, hieße das Spiel wahrscheinlich nicht Layers of Fear, sondern Layers of Cake. Stattdessen stolpern wir in mitten hinein in ein Horror-Adventure, das seinen Vorgänger in vielen Teilen übertrifft, in einem entscheidenden Aspekt jedoch eindeutig hinter ihm zurückbleibt.

Aufgestellte Nackenhaare

Zunächst beginnen wir jedoch mit dem Herz des Spiels: seiner Atmosphäre. Layers of Fear 2 schafft, dass wir konstant über unsere Schulter blicken wollen. Ständig verfolgt uns das Gefühl, jemand stünde direkt hinter uns. Die Angst vor dem, was kommen könnte, ist immer schlimmer als die Angst vor dem Bekannten. Auf diesem Prinzip basiert ein Großteil des Grusels im Spiel.

Mitverantwortlich dafür ist die Soundkulisse. Fast ohne Musik und nur durch ein leises Knarzen hier und ein schwaches Kinderlachen dort sorgt sie für ständiges Unbehagen. Deshalb sprechen wir übrigens eine eindeutige Kopfhörerempfehlung für Layers of Fear 2 aus. Das Spiel nutzt übrigens binauralen Ton, der uns vorgaukelt, dass uns beispielsweise jemand in den Nacken atmet.

Drehen wir uns einmal um, vielleicht um diesen Brief zu lesen, braut sich hinter uns schreckliches zusammen. Drehen wir uns einmal um, vielleicht um diesen Brief zu lesen, braut sich hinter uns schreckliches zusammen.

Etwas, das häufiger "Realität" wird als uns lieb ist. Zum Beispiel dank einer Puppe, die zuvor noch am anderen Ende des Zimmers stand, beim zweiten Hinsehen dann aber, mit nach uns ausgestreckten Händen in direkter Greifweite verharrt.

Oder eine Tür, die dort auftaucht, wo vorher noch ein langer Gang war. Dinge, die sich nicht bewegen sollten, haben auf dem Schiff ein Eigenleben. Das sorgt gerade dann für Schockmente, wenn eigentlich gerade gar nichts lebensbedrohliches passiert ist.

Fans dürften das schon aus dem Vorgänger zu gut kennen. Auch das Herrenhaus in Layers of Fear hat lange, sich windende Flure und Räume, die beim zweiten Betreten ihre Architektur veränderten. Dieses Mal haben die Entwickler aber ein Schiffssetting genutzt, um das Gruselrepertoire aufzustocken: Schwankende Gänge, oder die Angst vorm Ertrinken spielen eine zentrale Rolle.

Zu dieser Klaustrophobie und dem Unbehagen trägt auch unsere Hauptfigur bei. Fühlt sie sich einem Zusammenbruch nahe, ändert sich Wahrnehmung und somit auch unser Bild vom Spiel: Räume verlieren ihre Farbe, Konturen verschwimmen und auf einmal wissen wir nicht mehr, was real ist und was Einbildung. Das sorgt nicht nur für mehr Spannung, sondern auch optische Abwechslung.

Je näher wir einem Zusammenbruch kommen, desto ausgefranster werden die Konturen in unserem Blickfeld. Je näher wir einem Zusammenbruch kommen, desto ausgefranster werden die Konturen in unserem Blickfeld.

Im Zusammenspiel funktionieren Sound, Schockmomente und optische Effekte wirklich gut. Die Atmosphäre allein hat uns schon so unter Strom gesetzt, dass wir uns vor einem rollenden Apfel erschreckt haben. In ihr zeigt sich die größte Stärke von Layers of Fear 2.

Was mache ich hier eigentlich?

Allerdings hat sich auch ein Problem aus dem Vorgänger mit in den zweiten Teil geschlichen, das unmittelbar mit dem größten Pluspunkt verwoben ist: Das Spiel ist bisweilen einfach zu abstrakt, um gruselig zu sein. Während eine plötzlich auftauchende Silhouette immer erschreckt, lässt uns ein Raum voll schwerelosem Brot eher ratlos zurück.

Auch plötzliche Wechsel im Setting sorgen für mehr Verwirrung als Spannung. Wenn wir uns aber nach einer Tour durch den Maschinenraum des Schiffs plötzlich in einer Film Noir-Detektei wiederfinden, wirkt der Wechsel ohne Kontext im besten Fall beliebig.

Schick ist es ja. Aber was mache ich hier? Schick ist es ja. Aber was mache ich hier?

Das hat viel damit zu tun, wie die Geschichte im Spiel erzählt wird. Zu Beginn spielen wir einen Schauspieler, der sich auf einem Kreuzfahrtschiff entspannt in eine Rolle einarbeiten will. Doch der Regisseur, bekannt für eine sehr fordernde Herangehensweise, scheint andere Pläne zu haben: Unser Deck ist menschenleer, augenscheinlich verflucht und außerdem von einem Monster bewohnt, dass uns immer wieder an den Kragen will.

Ist das die Taktik des Regisseurs? Oder sind wir am Ende selbst Schuld? Kann unsere Vergangenheit etwas mit der ganzen Sache zu tun haben?

Wie auch im ersten Teil finden wir Zeitungsschnipsel, Notizen und Bilder, die wiederum Erinnerungen auslösen und uns bewusst machen, was hinter der ganzen Sache steckt. Nur sind diese Schnipsel so weit auseinandergezogen, und durch Rätsel und Fluchtpassagen voneinander getrennt, dass wir für einen Zusammenhang ganz schön arbeiten müssen.

New Game Plus
In jedem der Abschnitte gibt es Sammelobjekte, die uns dazu verleiten, trotz der Angst genauer hinzusehen. Tonaufnahmen, Gegenstände, an denen Erinnerungen hängen und alte Filmposter verstecken sich überall im Spiel und können zwischen den Abschnitten betrachtet werden. Wer nicht alles gefunden hat, aber alles finden will, kann sich im New Game Plus auf die Suche nach den fehlenden Collectibles machen.

Mehr Kampagne, weniger Story

Das kann daran liegen, dass das Spiel mit sechs bis acht Stunden länger ist als sein Vorgänger. In Layers of Fear erfuhren wir die Informationen gebündelter und in einem kürzeren Spielzeitraum, hier verliert sich die Handlung irgendwo zwischen Ober- und Unterdeck.

Das ist schade, denn in Sachen Spielwelt kann Layers of Fear 2 wirklich glänzen. Wir finden so viele Details und Anspielungen an die echte Welt, dass wir uns mehr als einmal dabei ertappten, wie wir Namen, Geschehnisse oder Techniken googlen, um vielleicht ein bisschen mehr aus der Geschichte herauszubekommen.

Was soll das hier zum Beispiel sein? Ein Delfin? Was soll das hier zum Beispiel sein? Ein Delfin?

Die Welt in die uns das Spiel wirft, die Atmosphäre, die es erschafft und der Beginn der Geschichte, die es skizziert sind wirklich gut designt. Im Gegensatz dazu fällt die dünne Geschichte besonders auf.

Weitere Abzüge am Spielspaß gibt es auch in der Steuerung. Während die für die Entdeckungs- und Rätselpassagen nämlich sehr gut ausgelegt ist, erweist sie sich - sobald das Spieltempo etwas anzieht - als fummelig.

So können Hebel nicht umgelegt werden, außer wir stehen an der exakt richtigen Stelle und das Öffnen von Türen wird erschwert, weil es sich einen Knopf mit dem Umsehen teilt und wir deshalb ständig in die falsche Richtung gucken. Diese Kleinigkeiten bremsen den Spielfluss und zerstören die Spannung.

Dazugelernt

Die eigenwillige Steuerung kennen wir schon aus dem Vorgänger, wo sie ebenfalls zum Problem wurde. In anderen Aspekten hat der zweite Teil im Vergleich zu Layers of Fear jedoch ordentlich zugelegt. Neben der packenden Stimmung sind beispielsweise auch die Rätsel ausgebaut worden.

Zu einfachen Schalterrätseln kommen nun Puzzle, für die wir um die Ecke denken müssen. Beispielsweise entsteht eine der Türen erst, wenn der Diaprojektor im Raum ein Bild zeigt, auf dem ebenfalls eine Tür zu sehen ist. Ein anderes Mal versteckt sich die Kombination für ein Türschloss in der Architektur des Raumes.

Die Rätsel sind nicht zu kompliziert, wenn wir uns jedoch verfolgt fühlen und sowieso Angst haben, werden sie aber anspruchsvoll genug. Eine willkommene Abwechslung gibt es zusätzlich dank Schleich- und Actionszenen, in denen wir Feuerstürmen ausweichen oder uns durch einen Irrgarten schleichen müssen. Das gibt dem Gameplay erheblich mehr Komplexität.

Aufden zweiten Blick sieht diese Schifffahrt gar nicht mehr so spaßig aus. Aufden zweiten Blick sieht diese Schifffahrt gar nicht mehr so spaßig aus.

Technik
Im Vergleich zum Vorgänger hat die Technik einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht. Während der erste Teil in unserem Test unter so massiven Glitches und Rucklern litt, dass das Finale beinahe unspielbar wurde, läuft Teil zwei auf der Xbox One X deutlich stabiler. In einem Raum mit 100 Ratten sind die Bewegungen der kleinen Kerlchen zwar trotzdem noch ein bisschen abgehackt, im Großteil des Spiels konnten wir aber keine Grafikfehler oder Framerateeinbrüche entdecken.

Ist Layers of Fear 2 unterm Strich also das Adrenalin wert? Das kommt darauf an, was wir von einem Horrorspiel erwarten. Wer das erste Layers of Fear mochte, für den bietet auch Teil zwei fiese Gruselmomente und Gameplay-Erweiterungen, die dem Spiel mehr Tiefe geben.

Für ein Rundum-Sorglos-Horrorpaket reicht es am Ende aber doch nicht. Denn selbst wenn Horror hauptsächlich im Kopf passiert, fordert Layers of Fear 2 ab und an ein bisschen zu viel Eigenleistung.

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