Schon mal durch die Innenstadt gelaufen und richtig Angst vor einem Modegeschäft bekommen? Wenn ja, dann wahrscheinlich eher aufgrund der Aussicht auf den nervigen Jeanskauf als wegen der Schaufensterpuppen. Aber warum tauchen diese Dinger dann regelmäßig in Horror-Games auf? Eignen sie sich tatsächlich als schaurige Accessoires? Oder gehören sie fest in der Klischeekiste verschlossen?
Für die Beliebtheit des Motivs gibt es einen banalen Grund:
Horror hat oft mit Unsicherheit zu tun, damit, dass wir unserer Wahrnehmung nicht trauen können und die Realität anzweifeln. Schaufensterpuppen sehen Menschen ähnlich und eignen sie sich daher für allerlei Psychospielchen, von wegen: Huch - eine menschliche Silhouette! Ach ne, doch nur eine Puppe. Halt - Hat sie sich bewegt?
Wie gut funktioniert das in verschiedenen Games?
Perfekte Inszenierung in Silent Hill 2
Silent Hill 2 ist das älteste Beispiel, das mir einfällt. Das Game überzeugt mit einem Puppenschocker, der gut in die Story eingebettet ist. Protagonist James stößt auf einen düsteren Raum mit Schneiderpuppen und einer Nähmaschine. Eine der Puppen trägt das Kleid seiner toten Frau. Erinnerungen kommen hoch. In dem Moment erheben sich vermeintliche Puppenteile vom Boden und greifen an: Frauenbeine, weiblicher Torso, ein weiteres Beinpaar statt eines Kopfes.
Darf's ein bisschen mehr sein?
Silent Hill 3 setzt in Sachen Quantität noch einen drauf: Protagonistin Heather entdeckt gleich ein ganzes Lager voller Puppenteile. Schauriger Höhepunkt ist der Fund eines blutigen Puppentorsos. Auch diese fiese Andeutung finde ich reizvoller als den Weg mit Leichen zu pflastern. Sofort fragt man sich: Woher stammt das Blut? Handelt es sich wirklich nur um Plastik-Körperteile? Ist das eine Drohung?
In Resident Evil 6 führt unser Weg durch ein ähnliches Lager.
Ob es sich hierbei um eine bewusste Hommage an Silent Hill handelt oder die Entwickler*innen den Schauplatz ganz unabhängig für sich entdeckt haben? Auf jeden Fall nehmen sie das "Schaufensterpuppen sind gruslig"-Motiv offenbar nicht ganz so ernst. Schauen wir uns aufmerksam um, so stoßen wir auf ein Wandgemälde, das uns eher zum Lachen als zum Erschaudern bringt: ein comicartiges Gesicht mit einem Mannequin-Torso als Nase.
Samara Summer
@Auch_im_Winter
Samaras Faszination für Horror-Games keimte bereits in den 90ern auf, als Monster aus faustgroßen Pixeln noch gruslig waren. Als sie einem Kumpel bei den frühen Resi- und Silent Hill-Teilen beistehen musste, war es endgültig um sie geschehen. Seither verfolgt die Zockerin die Entwicklung des Genres und begeistert sich für Blockbuster-Titel, hat aber auch ein Herz für innovative und ungewöhnliche Indie-Spiele.
Karriere-Ende der Schaufensterpuppen in der Resi-Serie?
Nein. Die Dinger wurden anscheinend nicht ausgemustert, sondern auf dem Dachboden der Baker-Family von RE 7 verstaut. Schon in der Beginning Hour Demo können wir ihnen dort begegnen. Wenden wir ihnen den Rücken zu, so drehen sie sich plötzlich um. So richtig gut passen die "nackten Damen" für mich aber irgendwie nicht in das Hillbilly-Haus. Wer sollte sie dort lagern und warum? Sie erfüllen keinen erkennbaren Zweck oder enthalten eine spannende Andeutung. Daher wirken sie eher wie eine bemühte Gruselausstattung.
Dachboden, die Zweite:
In der klassischen Villa von Remothered: Tormented Fathers wirken die Mannequins in barocken Kostümen stimmiger auf mich. Sie erfüllen außerdem, ähnlich wie damals bei Silent Hill 2, einen Zweck in der Story, da sie mit dem Seelenzustand eines Charakters zu tun haben. Das Setting ist atmosphärisch, hätte meiner Meinung nach aber noch wesentlich grusliger inszeniert werden können.
Puppen sind zum Spielen da:
In Layers of Fear 2 könnte man von einer Weiterentwicklung des Prinzips sprechen. Auf dem Kreuzfahrtschiff haben wir es eher mit Crash Dummies oder Animatronic-Figuren zu tun und die sind sogar ins Rätsel-Gameplay integriert. An sich sehr cool. Nur leider gehen die Puppen für mich in der Fülle recht willkürlich wirkender Motiven unter und stellen kein Grusel-Highlight dar.
Ist das Thema durch?
Meiner Meinung nach nicht, solange die Inszenierung stimmig wirkt, und nicht wie aus dem Creep-Baukasten. Das könnte bei Little Nightmares II ziemlich gut klappen!
2021 wird uns das Game in einem düsteren Hospital fiese Puppen auf den Hals hetzen. Die bewegen sich eklig mechanisch und mächtig schnell, sobald es dunkel ist. Diesen Terror durfte ich bei einer kleinen Vorab-Anspiel-Session bereits "genießen". Ohne Atempause wurde ich durch düstere Gänge und Räume gehetzt, immer im Ungewissen, bei welchen Patienten dieses Hospitals es sich um leblose Puppen handelt und welche mich gleich unerbittlich jagen. So geht Nervenkitzel!
Was meint ihr? Schaufensterpuppen: creepy oder lahm? Und wo habt ihr sie noch in unheimlichen Games entdeckt?
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