Wir tun uns schwer zu erklären, was Everybody's Gone to the Rapture eigentlich ist. Denn auch das neueste Werk vom Entwicklerstudio The Chinese Room entzieht sich den meisten Videospielkonventionen.
Fest steht: Das PS4-eklusive Abenteuer orientiert sich stilistisch und spielerisch stark am geistigen Vorgänger Dear Esther: Wir sind Teilnehmer einer virtuellen, lyrischen Schnitzeljagd, die diesmal allerdings in einer offenen Spielwelt stattfindet und uns vier bis sechs Stunden lang beschäftigt. Damit ist Everybody's Gone to the Rapture rund dreimal so umfangreich wie Dear Esther. Deswegen ist es aber noch lange nicht dreimal so gut.
So aktiviert ihr die Sprintfunktion
The Chinese Room hat es versäumt, die Sprintfunktion in der Tastenbelegung zu dokumentieren, weswegen wir im Video sowie im Artikel fälschlicherweise behaupten, man könne im Spiel nicht rennen. Das geht aber doch. Dazu müsst ihr die R2-Taste eine Weile gedrückt halten, die Figur wird dann etwas schneller.
Viele Fragezeichen
Die Ausgangssituation ist ebenso spannend wie ungewöhnlich: Wir finden uns an einem Schauplatz namens Shropshire in England wieder und blicken von einem Hügel auf das Umland hinab. Da stehen kleine Häuschen mit Holzzäunen und Schrebergärten, auf der Farm neigen sich Getreidehalme im Wind, ein schmaler Bach mäandert durch die idyllische Szenerie. Alles scheint Friedefreudeeierkuchen. Doch beim genaueren Hinsehen merken wir, dass in Shropshire etwas Schlimmes geschehen sein muss, denn von den Bewohnern fehlt jede Spur.
Was ist mit den Menschen geschehen? Warum liegen überall tote Vögel auf dem Boden und wieso stolpern wir ständig über Blutspuren? Die Antworten auf all diese Fragen werden uns nicht auf dem Silbertablett serviert, wir müssen sie suchen.
Interessant:Infos zur Disc-Version von Everybody's Gone to the Rapture
Damit diese Suche nicht zu langweilig wird, greifen die Entwickler auf ein simples, aber wirkungsvolles erzählerisches Werkzeug zurück: Von der Geschichte schnappen wir hier und da stets nur kleine Fetzen auf, viele kleine narrative Puzzleteile, die für sich genommen keinen Sinn ergeben, aber mysteriös genug sind, damit wir den Controller nicht aus der Hand legen.
Das klingt fürchterlich verkopft, und das ist es auch, doch wir können unmöglich mehr zur Story verraten, ohne die Faszination hinter Everybody's Gone to the Rapture zu entzaubern. Nur so viel: Die einzelnen Fäden fügen sich zu einem komplexen Ganzen zusammen, wobei wir die Geschichte aus sechs unterschiedlichen Blickwinkeln erleben. So erfahren wir etwa von der Wissenschaftlerin Kate mehr über den physikalischen Hintergrund des »Vorfalls«. Am Ende werden jedoch bei weitem nicht alle Fragen geklärt, es bleibt viel Raum für Interpretationen. Das ist okay, dürfte aber nicht jedem gefallen.
Beinahe interaktiv
Wie man es vom Dear-Esther-Nachfolger erwartet, fällt die Spielmechanik von Everybody's Gone to the Rapture wenig überraschend sehr minimalistisch aus. Im Prinzip greifen wir auf gerademal vier Eingabemethoden zurück: Wir können uns umsehen, durch die Welt laufen und einige wenige Objekte wie Telefone oder Radios untersuchen (Audiologs abspielen).
Darüber hinaus unterstützt das Abenteuer die Bewegungssensoren des PS4-Controllers. Immer wieder entdecken wir eine zappelige Leuchtkugel, die durch die Luft schwebt und manchmal neckisch vor unserer Nase herumtanzt oder einfach verschwindet. Gelegentlich weist sie uns sogar den Weg zum nächsten Story-Fragment, indem sie sich plötzlich zu geisterhaften Silhouetten der ehemaligen Bewohner manifestiert und uns in kurzen Flashbacks verrät, was zum Teufel hier geschehen sein könnte.
Der Voränger:Dear Esther im Test
Teilweise müssen wir diese Szenen erst aktivieren, indem wir den Controller an bestimmten Schlüsselpositionen im richtigen Winkel zur Seite neigen - beinahe, als würden wir den Frequenzbereich eines alten Radios einstellen. Diese Mechanik wird allerdings nur unzureichend erklärt, erst nach einigen erfolglosen Versuchen haben wir den Dreh raus. Die Bewegungssteuerung an sich funktioniert aber tadellos.
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