Assassin's Creed Shadows im Test: Wir sind so erleichtert!

Shadows ist für Ubisoft als auch für Fans von Assassin's Creed ein sehr wichtiger Ableger. In unserem Test hat sich nun gezeigt, dass er einer der besten der ganzen Reihe ist.

Assassins Creed Shadows im GamePro-Test. Assassin's Creed Shadows im GamePro-Test.

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Mit Shadows geht auf PS5, Xbox Series X/S und PC endlich ein Traum vieler Assassin’s Creed-Fans in Erfüllung: Wir dürfen uns als Shinobi – und sogar als Samurai – durch das feudale Japan kämpfen. Gleichzeitig schwingt aber auch die große Sorge mit, ob Ubisoft nach einem überaus holprigen Vorjahr und zuletzt viel Kritik zurück zu alter Stärke finden kann.

Nachdem wir für den Test unzählige Stunden unsere Katanas geschwungen haben, können wir erleichtert die Entwarnung geben: Shadows ist ein Spiel, das kein Fan der RPG-Teile (Origins, Odyssey, Valhalla) mit Vorliebe zu Stealth-Gameplay verpassen sollte.

Technisch eine runde Sache

Wir haben Shadows für den Test mit Day One-Patch auf der PS5 (Pro), Xbox Series X und S gespielt. Auf den Konsolen werden, abgesehen von der Series S, bei einer dynamischen Auflösung von 2160p drei Grafik-Modi mit verschiedenen Ray-Tracing-Stufen angeboten:

  • Performance (60 fps)
  • Ausgeglichen (40 fps)
  • Qualität (30 fps)

Alle Modi liefen bei uns flüssig. Je nach Konsole und Ray-Tracing-Wunsch empfehlen wir aber “Ausgeglichen” oder “Qualität”. Mehr zu den Konsolenspezifikationen lest ihr hier.

Trotz der detaillierten und wunderschönen Open World, die mit stimmungsvollen Wetter- und Partikeleffekten sowie schicken Haaranimationen nicht geizt, sind uns fast keine Ruckler und nur wenige Bugs untergekommen. Vom Himmel fallende Schiffe oder nachladende Texturen sind uns zwar untergekommen, haben den Spielspaß aber nicht geschmälert. Allein die schwankende Qualität der Gesichter und Animationen von NPCs ist uns unschön aufgefallen.

Herbst Shadows geizt nicht mit umherwehenden Blättern.

Winter Im Winter kann es schneien und das wirkt sich auch auf das Gameplay aus. Seen können gefrieren. Außerdem verlangsamt viel Schnee Naoe und Yasuke.

Kyoto Neben kleinen Dörfern und Lagern gibt es auch größere Städte wie Kyoto – je nach Tageszeit und Wetter mal mit mehr und mal weniger vollen Straßen.

Mehr Tee und Intrigen, als Mythologie und Assassinen 

Darum geht’s in der Story: Während der konfliktreichen Sengoku-Periode im 16. Jahrhundert marschiert der Feldherr Oda Nobunaga mit seiner Streitmacht in Naoes Heimat Iga ein. An seiner Seite kämpft Yasuke, ein afrikanischer Samurai. Anfangs noch feindlich gesinnt, verbündet sich die Shinobi später mit Yasuke, um gemeinsam gegen eine geheimnisvolle Organisation vorzugehen.

Die rund 40 Stunden lange Hauptgeschichte konzentriert sich dabei weitestgehend auf die politischen Rangkämpfe zwischen Fürsten und Clans, sowie Naoes Rachefeldzug. Aber sie nimmt sich auch für die japanische Kultur viel Zeit. Wir nehmen etwa an traditionellen Teezeremonien und philosophischen Dichterzusammenkünften teil. Uns haben diese Momente sehr gefallen, da sie für mehr Abwechslung im Spieltempo sorgen und uns die Kultur näherbringen.

So funktioniert der Charakterwechsel: Sobald wir Yasuke nach gut zehn Stunden überraschend spät als zweiten spielbaren Charakter freigeschaltet haben, können wir außerhalb eines Konflikts jederzeit zwischen ihnen Wechseln.

Nur in wenigen Missionen nimmt uns das Spiel die Entscheidung ab. Der Wechsel funktioniert ganz einfach über einen Tastendruck im Inventar, kann aber zum Beispiel auch während der Schnellreise durchgeführt werden. Der Charakter spawnt dann genau an der gleichen Stelle.

Dafür werden bei der Mythologie und der Geschichte rund um Assassinen und Templer Abstriche gemacht. Wir kämpfen weder gegen Fabelwesen, noch bekommen wir es mit den Isu (eine frühere Zivilisation, die in der AC-Lore eine wichtige Rolle spielt) zu tun. Die Gegenwartsgeschichte fehlt ebenfalls. Die Grundstimmung von Shadows unterscheidet sich damit deutlich zu den RPG-Vorgängern Origins, Odyssey und Valhalla, was der Story allerdings gut tut.

Kein schlichtes Gut gegen Böse: Das Spiel nimmt sich nicht nur mehr Zeit für seine beiden Protagonist*innen Naoe und Yasuke, sondern baut immer wieder denkwürdige und moralisch schwierige Momente mit ein. So ziehen sich Naoe und Yasuke nicht nur gegenseitig etwas auf, sie zweifeln auch mal an ihren eigenen Taten. Naoe etwa hinterfragt ihren Rachefeldzug und hadert mit ihrem ersten Mord.

Lobend erwähnen wollen wir da vor allem die ersten rund zehn Spielstunden, die persönlichen Quests von Naoe und Yasuke sowie das befriedigende Ende. Im Mittelteil kann sich die Geschichte bei intensivem Spielen zwar durch 12 Haupt-Attentatsziele auch etwas gestreckt anfühlen, aber selten hat uns Ubisoft mit einer Story und Inszenierung so gepackt.

Die Story von Shadows startet für Naoe sehr emotional. Die Story von Shadows startet für Naoe sehr emotional.

Für einige Verbündeten-Missionen und Romanzen hätte sich Ubisoft aber klar mehr Zeit nehmen sollen, damit Personen glaubhafter wirken und wir mit ihnen mitfühlen können. Wir sind beispielsweise mit Katsuhime, die auf ihr Teppo (ein Luntenschlossgewehr) setzt, eine Beziehung eingegangen, direkt im Anschluss hat sie sich aber nicht weiter für uns interessiert. Auch im Finale spielen Romanzen keine Rolle.

Aber immerhin wirken sich unsere Entscheidungen bei potenziellen Partner*innen spürbar aus, wenn es darum geht, ein Date zu ergattern. Flirten wir nicht häufig genug, bekommen wir letztendlich eine Absage.

Ansonsten sind Entscheidungen weniger einflussreich, als sie vielleicht den Anschein haben, da es nur ein festes Ende gibt. Ob wir beispielsweise einen Konflikt im Dialog lösen oder eine Zielperson verschonen, zielt daher eher auf unser Gewissen ab. Hier wäre es daher schön gewesen, wenn uns das Spiel immerhin sagt, dass wir kein Mitspracherecht haben.

Und trotzdem, oder gerade deswegen, nimmt uns die Geschichte von Shadows mehr mit, als wir es erwartet haben. Da Ubisoft sich auf ein klares Ende fokussieren konnte, muss sich die Story nicht künstlich verbiegen.

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Eine mächtige, aber auch hakelige Shinobi-Fantasie

Kaum ein Setting bietet sich besser für Assassinen an, als das feudale Japan. Ubisoft selbst spricht daher auch gerne von einer “mächtigen Shinobi-Fantasie”. Und tatsächlich ist an der Aussage etwas dran. 

Shadows legt alleine schon durch Naoe als flinke Shinobi einen stärkeren Fokus auf Stealth, als es die anderen RPG-Teile je könnten. Das Spiel bietet uns aber auch entsprechende Mechaniken, um heimlicher denn je vorzugehen.

Endlich können wir Lichter löschen, auf dem Bauch krabbeln und uns an Dachbalken hängen. Die Rückkehr des Enterhakens erweitert das Parkour-Gameplay außerdem ungemein.

Licht & Schatten Wenn wir Licht und Schatten richtig nutzen, sind Naoe und Yasuke kaum zu sehen – auch für uns.

Enterhaken Der Enterhaken ermöglicht es nur Naoe über Abgründe zu schwingen oder sich an Dächern hochzuziehen.

Bewusstlos schlagen Es muss nicht immer die Klinge sein. Naoe kann Personen auch bewusstlos schlagen. Aber Vorsicht: Schlafende Personen können geweckt werden.

Zusammen mit Rauchbomben, Shuriken und Kunai fühlen wir uns mit Naoe wie eine mächtige Assassine. Dafür hält sie im offenen Kampf weniger aus, was aber wiederum dazu motiviert, noch bedachter vorzugehen.

Naoe kann sich auch im offensiven Kampf mit dem Katana, Tanto oder eine Sichelklinge behaupten – da kann auch schonmal die Einrichtung bei kaputtgehen. Naoe kann sich auch im offensiven Kampf mit dem Katana, Tanto oder eine Sichelklinge behaupten – da kann auch schonmal die Einrichtung bei kaputtgehen.

Gleichzeitig können wir mit dem trägen, aber starken Yasuke als Samurai unsere offensive Ader ausleben. Naoe ist mit einer Kettensichel oder dem Katana natürlich auch in der Lage zu kämpfen, genauso wie Yasuke etwa mit dem Bogen heimlich vorgehen kann, selbst wenn er nicht so agil wie sie über die Dächer huscht. Genau so setzt das Duo aber bewusst auf taktische Stärken und Schwächen.

Wie diese im Detail aussehen, haben wir in einem Guide zusammengefasst, den ihr – so wie viele andere hilfreiche Artikel – bald auf GamePro.de findet.

Yasuke Stealth Im Gegensatz zu Naoe kann Yasuke einen Bogen nutzen und so heimlich vorgehen. Wie stark diese Waffe ist, hängt auch von den Pfeiltypen und Skills ab.

Yasuke Kampf Haben wir unser Adrenalin aufgeladen, können wir starke Angriffe ausführen, die dann durch einen Filter verdeutlicht werden.

Mit beiden Charakteren können wir dank der Rüstungssets mehrere Builds zusammen basteln und so schneller zwischen unseren Lieblingswaffen wechseln und den Spielstil anpassen. Das tröstet zwar leider nicht darüber hinweg, dass Yasuke ohne Enterhaken beim Parkour einen entscheidenden Nachteil hat und wir die Tageszeit nicht vorspulen können, um immer im Schutz der dunklen Nacht zu meucheln, lädt aber dafür mehr zum Experimentieren ein. Statt uns brav alles auf einem silbernen Tablett zu servieren, müssen wir auch immer wieder mit dem arbeiten, was uns das Spiel vorsetzt.

Da Naoe und Yasuke mit ihren Unterschieden die Schwächen des jeweils anderen gut ausgleichen, macht es auch Spaß, zwischen ihnen zu wechseln und sich Strategien zu überlegen.

Trotzdem gibt es einige Mankos an der ganzen Shinobi-Fantasie: 

  1. Ubisoft bietet uns mit dem Ausschalten von Lichtern, Bögen & Co. zwar viele Stealth-Möglichkeiten, allerdings liegt es an uns selbst, ob wir diese auch ausreizen. Wir haben uns selbst immer wieder dabei erwischt, wie wir einfach leise von Gebüsch zu Gebüsch schleichen, Wachen mit einem Pfiff anlocken und sie dann erledigen, weil es meist einfacher und effektiver ist.
  2. Die Steuerung ist gerade beim Parkour und Schleichen eine nach wie vor hakelige Angelegenheit. Es kommt immer wieder vor, dass wir aus Versehen irgendwo hochklettern und entdeckt werden, obwohl das so nicht geplant war. Ab und an wird ein Doppelattentat auch nicht ausgelöst, weil die Position für eine Millisekunde nicht passt. Folglich entdeckt uns das verschonte Opfer, was dann ärgerlich ist.

Trotzdem fühlt sich der Gameplay-Loop unterm Strich sehr motivierend an und kann ein Flow-Gefühl erzeugen. Gelingt ein Stealth-Plan oder verbinden sich schnelle Attacken, Blocks und Spezialangriffe zu einer effektiven Kombo, die für rollende Köpfe sorgt, ist das sehr befriedigend. An dieser Stelle sei übrigens erwähnt, dass Shadows mitunter richtig blutig ist.

Warnung: Der folgende Absatz zeigt sehr brutale Kampfszenen

Spoiler anzeigen

Finisher Wer mit dem Fotosmodus im richtigen Moment den Kampf pausiert, kann noch viel mehr Blut und sogar den Stumpf des Kopfes detailliert ansehen. Diese blutige Perspektive bekommt ihr aber auch so mit Yasuke immer und immer wieder zu sehen.

Gliedmaßen Neben rollenden Köpfe schlägt Yasuke auch mal Arme ab. So brutal und blutig war noch kein Assassin's Creed.

Wenn Yasuke zuschlägt, fliegen regelmäßig Köpfe, manchmal sogar Gliedmaßen. Das artet aber nicht unangenehm aus, sondern vermittelt vielmehr ein besseres Trefferfeedback.

Optionen für mehr Barrierefreiheit

Shadows bietet einige Einstellungen für mehr Barrierefreiheit an. Darunter Zielhilfen, sehr individuell anpassbare Untertitel (auch für Gehörlose) sowie Tastenbelegung und das Deaktivieren von Controller-Vibrationen.

Linkshänder dürfen sich über ein eigenes Controller-Layout freuen, während ein Vorlesemodus und akustische Signale für Aktionen wie den Einsatz des Kletterhakens eine auditive Unterstützung bieten. Wer sich am starken Grad der Verstümmelung und Blut-Effekte stört, kann diese auch deaktivieren. Ebenfalls willkommene Optionen sind garantierte Attentate und die Anpassung von Quick-Time-Events.

Auf einem enorm hohen Accessibility-Level wie etwa ein The Last of Us Part 2 ist Shadows aber nicht. Funktionen wie automatisches Plündern und stärkere visuelle Hinweise im Erkundungsmodus wären beispielsweise eine schöne Ergänzung gewesen.

Mit dem Kopf durch die Wand ist nicht

Das an und für sich vertraute Kampfsystem fühlt sich enorm befriedigend an, was auch viel mit dem guten Balancing zu tun. 

Nicht nur können wir die Schwierigkeit fürs Kämpfen und Schleichen unabhängig voneinander in vier Stufen einstellen, sie sind auch nie unfair. Die Gegner leveln angenehm mit, um immer so herausfordernd zu sein, dass wir uns nach einem gewonnenen Kampf gut fühlen. Wer stattdessen einfach mit dem Kopf durch die Wand will, stößt auf seine Grenzen – vor allem in Gebieten, in denen wir mit unserem Level noch nichts zu suchen haben, was übrigens zur besseren Orientierung auf der sehr übersichtlichen Map angezeigt wird.

Das resultiert dann auch darin, dass wir um repetitive Aktivitäten wie das Sammeln verlorener Schriftrollen und an Schreinen beten keinen allzu großen Bogen machen. Durch die erhalten wir nämlich Wissenspunkte, mit denen wir Ränge im Skilltree freischalten. Nur so kommen wir an neue aktive wie passive Fähigkeiten, die hier Kenntnisse genannt werden – und mit Kenntnispunkten aktiviert werden, die wir wiederum durch Quests erhalten.

Yasuke und Naoe besitzen einen eigenen Skilltree, jeweils in 6 Kategorien unterteilt. Hier seht ihr den Kenntnis-Ast für Yasukes Bogen. Yasuke und Naoe besitzen einen eigenen Skilltree, jeweils in 6 Kategorien unterteilt. Hier seht ihr den Kenntnis-Ast für Yasukes Bogen.

Fehlen uns nur noch wenige Punkte für den nächsten Rang, kann es sich kurzzeitig nach stumpfem Abarbeiten anfühlen. Die meiste Zeit nehmen wir diese Aufgaben aber beiläufig und damit entspannter mit.

Auch wenn Naoe unterm Strich ein paar coolere Fähigkeiten als Yasuke besitzt – sie kann beispielsweise Attentate durch Shouji-Wände ausführen – fühlen sie sich bei beiden Charakteren wertig an. Wir spüren meist den Unterschied, den bessere Fähigkeiten machen, was aber auch mit daran liegt, dass Ubisoft einige hilfreiche Mechaniken wie das Doppelattentat im Skilltree “versteckt”. Dass Shadows keinen überdimensionalen Skilltree wie zuletzt Valhalla besitzt und weniger Punkte in belanglose “2% mehr Rüstung” oder ähnliches steckt, ist zusätzlich eine Erleichterung. In diesem Fall ist weniger mehr.

Quests und Erkundung - ein zweischneidiges Katana

Die Welt von Shadows ist aufgeräumter, aber auch umständlicher

Einer der größten Kritikpunkte an den RPG-Ablegern der Reihe sind die vielen belanglosen Nebenaufgaben und nutzloser Loot, die unsere Map mit Symbolen vollkleistern. In Shadows bemüht sich Ubisoft, dieses Problem anzugehen – mit mehr oder weniger Erfolg.

Grundsätzlich fühlt sich die Welt nicht mehr so vollgestopft an, wodurch wir besser den Fokus halten können. Trotzdem springen uns immer noch genug Symbole auf der Map an, wenn wir einen Aussichtspunkt synchronisiert haben und im Anschluss mit der Erkundungsmechanik (quasi ein Adlerauge-light) wichtige Orte aufdecken.

Immerhin ist dieser zweite Schritt optional und wir erhalten Informationen zu Quests und Points of Interests etwa von Bürger*innen, denen wir helfen. Auch Gesprächen auf der Straße zu lauschen ist hilfreich und fühlt sich ganz nebenbei realistischer an. 

Erkundungsmodus + Adlerauge Hier seht ihr den Erkundungsmodus (Punkte) mit Naoes Adlerauge (Graufilter + NPCs) kombiniert.

Aussichtsturm Auf einem Aussichtspunkt werden sehr schnell unbekannte Orte (weiße Punkte) enthüllt, wenn wir den Erkundungsmodus nutzen.

Map Die Map ist nicht mehr so mit Symbole vollgestopft wie in Valhalla, genug gibt es aber immer noch zu entdecken.

Genau genommen müssen wir nicht einmal auf Aussichtspunkte klettern, um Schnellreisepunkte freizuschalten, da wir dafür auch Kakurega in der Welt nutzen können. Das sind kleine Verstecke, in denen wir zum Beispiel Vorräte auffüllen. Sobald wir eines entdeckt haben, können wir sie gegen 800 Mon (Währung im Spiel) freikaufen. Hier liegt es also an uns selbst, wie viel wir vorgegeben bekommen wollen.

Dazu direkt ein wichtiger Tipp: Bleibt auf den Wegen. Ubisoft setzt uns zwar keine kolossal große Welt wie in Valhalla oder Odyssey vor, sie ist in Shadows aber immer noch groß genug, dass Langeweile aufkommen kann, wenn wir Querfeldein reisen, da dort keine Gräber, Quests und spannenden Loot auf uns warten.

Das Loot-System wurde ebenfalls entschlackt, aber ganz frei von nutzloser Ausrüstung, die wir dann letztendlich doch nur zerkleinern oder verkaufen, ist auch Shadows nicht. Dafür ist es umso befriedigender, wenn wir legendäre und über die Map einsehbare Ausrüstung in Burgen abstauben, nachdem wir mächtige Gegner eliminiert haben. So müssen wir uns nach den besten Stücken auch nicht dumm und dusselig suchen.

Diese Rüstung ist dank des legendären Bonus, nicht blockierbare Angriffe parieren zu können, sehr nützlich. Sie macht uns aber auch nicht übermächtig. Diese Rüstung ist dank des legendären Bonus, nicht blockierbare Angriffe parieren zu können, sehr nützlich. Sie macht uns aber auch nicht übermächtig.

Auch die neue Späher-Funktion hat ihr Für und Wider. Es ist eine nette Idee, dass wir durch Hinweise wie “Sie befindet sich auf einer Insel nordwestlich von Azuchi” das nächste Ziel erst selbst herausfinden müssen, statt dass uns das Spiel alles direkt vorgibt. 

Um das nächste Ziel zu finden, müssen wir nämlich erst im Ziel-Menü die nächste (Teil-)Quest auswählen und dann auf der Map mit den Hinweisen nach dem Ort suchen. Im Anschluss können wir in das Gebiet reisen und mit Hilfe des Erkundungsmodus, der Loot gelb und Zielpersonen blau hervorhebt, weiter danach suchen. Alternativ setzen wir einen noch vorhandenen Späher über die Map ein. Suchen wir mit ihm anhand der Quest-Hinweise im richtigen Radius, wird ein Marker offenbart.

Späher-Radius Erkanntes Ziel Späher-Radius Erkanntes Ziel

Wenn wir glauben zu wissen, wo unser Ziel steckt, können wir Späher einsetzen. Befindet sich das Ziel tatsächlich in dem Radius, die der Späher abdeckt, wird der Quest-Marker sofort enthüllt.

Das Spiel kaut uns so nicht mehr alles einfach vor, sondern fordert uns mehr und lädt zum Erkunden ein. Allerdings reißt uns der ständige Wechsel ins Menü auch immer wieder aus dem Spielfluss heraus. 

Wer sich daran stört, kann den nächsten Quest-Marker aber auch automatisch aufploppen lassen, indem der geführte Erkundungsmodus eingestellt wird. Dadurch fühlt sich das Spiel, wie es der Name bereits verrät, wieder sehr geführt an. Das Problem hierbei ist wiederum – zumindest für alle Trophäen-Jäger*innen – dass der Modus das Freischalten einiger Trophäen verhindert. Eine Einschränkung, die uns neben der Tatsache, sonst ständig in die Optionen springen zu müssen, gehemmt hat, die Erkundung umzustellen.

Das Versteck: Home Sweet Home

Das Versteck stellt eine sinnvolle Erweiterung der Siedlung aus Valhalla dar. Dank des neuen Rastersystems und viel Dekoration, die sich looten und ingame kaufen lässt, können wir die Gebäude in unserem Hub-Areal frei platzieren, miteinander verbinden und vor allem den Außenbereich nach eigenen Wünschen gestalten – und ja, wir können dort auch Haustiere herumlaufen lassen. 

Durch den ständigen Ausbau des Verstecks, in das sich durch Voranschreiten in der Hauptgeschichte mit der Zeit auch neue Verbündete einfinden, entsteht bei unseren Besuchen immer ein wohliges Gefühl von “nach Hause kommen”. Vor allem den liebenswerten und jungen Junjiro, den wir in der Hauptstory antreffen, besuchen wir dort gerne. 

Deko platzieren Vegetation, Tiere, Wege und mehr lassen sich am Raster ausrichten und platzieren.

Katalog Die Gebäude und Dekorationen, die wir bauen wollen, wählen wir im Katalog aus. Neue gelootete oder gekaufte Inhalte werden extra hervorgehoben.

Aber keine Sorge: Wer keine Lust auf dieses Sims-light hat, kann auch einfach die wichtigsten Gebäude im Areal platzieren und so die Boni wie neue Späher oder den Schmied erhalten. Bei Letzterem lassen sich unter anderem gefundene Waffen und Rüstungen verbessern.

Die Ressourcen für den Bau sammeln wir recht problemlos durch das Absolvieren von Quests und Erkunden feindlicher Anlagen. Nur wer wirklich Zeit und Mühe ins Versteck stecken will, muss mit Spähern gezielt Holz, Getreide und Gestein aus feindlichen Lagern schmuggeln.

Endlich keine grauenvolle World Events mehr

Nach unserer Preview hing noch ein riesiges Fragezeichen über den Quests. Kann Shadows die Qualität der Hauptquests halten und wie sieht es mit den Nebenquests aus, nachdem Valhallas World Events an Belanglosigkeit und teils peinlichem Inhalt kaum zu überbieten waren (Stichwort: Furzende Frauen), wie es Valhalla-Testerin Rae so schön formuliert hat?

Die weniger gute Nachricht zuerst: Quests, die eher in die Kategorie “Beschäftigungstherapie” fallen und nicht einmal befriedige Belohnungen liefern, gibt es auch in Shadows. Das liegt unter anderem daran, dass die Missionsstruktur nicht allzu abwechslungsreich ist. 

Trotz einiger guter Einfälle geht es häufig schlicht darum, das nächste Ziel auszuschalten – was in der Mitte des Spiels etwas stärker auffällt. Abwechslung durch Parkour-Rätsel oder Eskortmissionen sind eher Mangelware. 

Aktivitäten wie Yasukes Katas (Kampf-Choreografien in Form von Quick-Time-Events) oder das bereits erwähnte Beten an Schreinen lockern das Spielgeschehen zwar kurz auf, sind aber eher ein Mittel, um Belohnungen zu verdienen und die riesige Welt zu füllen.

Mit Yasuke können wir Katas absolvieren. Das funktioniert über Quick-Time-Events. Mit Yasuke können wir Katas absolvieren. Das funktioniert über Quick-Time-Events.

Wie stark uns das auffällt, hängt aber auch davon ab, welche Aufgabe wir als nächstes erwischen. Hier spielt der Zufall etwas mit rein, da wir vorab nicht ahnen können, ob uns nun wirklich nur ein schlichtes Attentat erwartet, oder wir eine packend inszenierte Quest erwischen – die gibt es nämlich durchaus auch.

In den meisten Fällen denken wir aber gar nicht groß darüber nach, sondern lassen uns einfach auf die nächste Mission ein und feiern uns, wenn wir etwa dank einer neuen Fähigkeit einen starken Gegner niederringen.

Und nun die guten Nachrichten: Shadows pfeift auf World Events und liefert im Gegensatz dazu so einige interessante Nebenquests. Eine mutmaßlich lahme Fetch-Quest mit Origami-Schmetterlingen entpuppte sich etwa als eine Jagd nach einem Kinderhändlerring – mit sowas haben wir definitiv nicht gerechnet.

Außerdem ruft die (für die Reihe mittlerweile nicht mehr neue) Hub-artige Quest-Übersicht weniger das Gefühl einer To-do-Liste hervor, die wir abarbeiten müssen. So fühlen wir uns selbst weniger schlecht und lassen uns mehr treiben. 

Der neue Animus Hub

Mit Shadows führt Ubisoft den sogenannten Animus Hub ein, ein vorgeschaltetes Menü für neuere AC-Spiele. Neben zusätzlichen Hintergrundinfos zur Lore bietet der Hub auch einen neuen Store, in dem wir im Spiel gesammelte “Schlüssel” gegen Items eintauschen können. Auch eine Art Battle Pass ist inbegriffen.

Die kostenlosen Inhalte daraus lassen sich über zusätzliche Missionen im Spiel verdienen. Echtgeld-Inhalte sind kein fester Bestandteil des Hub, es gibt aber eine Weiterleitung zum altbekannten Helix-Shop.

Mehr zum Animus Hub lest ihr hier:

Ubisoft hat sich für Assassin’s Creed Shadows das RPG-Konzept der Vorgänger geschnappt und an einigen Ecken und Enden geschraubt. Das Spiel setzt aber auch eigene Akzente, die der Reihe gut tun.

So können nicht Fans von Origins, Odyssey und Valhalla viel Spaß im feudalen Japan haben, auch Stealth-Enthusiast*innen kommen dank Naoe viel mehr auf ihre Kosten. So oder so ist Shadows ein stimmiges Gesamtpaket und damit auch ein überaus würdiger Japan-Ableger.

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