Als wir aus der spärlich beleuchteten Höhle treten, eröffnet sich vor uns eine neue Welt: Rechts ragt ein riesiger Berggipfel in die Höhe, umgeben von rosa blühenden Kirschbäumen, während sich links inmitten eines grünen Waldes ein beunruhigender Rauchschleier erhebt. Dazwischen blitzen die Lichter eines kleinen Dorfes. Eine Welt voller Abenteuer, voller Geheimnisse, die wir sofort ohne Einschränkungen erkunden können.
In freudiger Erwartung marschieren wir in Richtung der Häuser. Wir kennen dieses Gefühl, dieses Prinzip, bereits - immerhin hat uns Zelda: Breath of the Wild ganz ähnlich begrüßt und uns damit eine der besten offenen Spielwelten der letzten Jahre beschert. Die Optik, der nahezu identische Einstieg, alles deutet darauf hin, dass Yonder: The Cloud Catcher Chronicles uns ein ähnliches Erlebnis bieten möchte - zumindest, bis wir unten im Dorf die ersten Quests annehmen.
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Denn schon hier folgt die Ernüchterung: Nachdem wir das zweite Mal fünf Steine oder acht Holzstücke sammeln müssen, begreifen wir schnell, dass wir hier kein Breath of the Wild vor uns haben. Stattdessen gibt es eine eher langweilige Welt mit ebensolchen Sammel- und Lieferaufgaben. Da nützt es auch nichts, dass Yonder uns sogar wie in Stardew Valley unsere eigene kleine Farm errichten lässt. Statt Bauernhofidylle bekommen wir aber nur eine spielbare Einkaufsliste - wenn auch eine sehr niedliche.
Wenig Energie, aber viele Kalorien
Wenn wir durch die Welt streifen, begegnen uns Tiere wie Groffels (bisonartige Kühe mit Geweih) oder hoppelnde Fabbits (kugelrunde Kaninchenwesen). Wir finden miauende Katzen-Collectibles oder setzen gefundene Feengeister ein, um das Land von der Dunkelheit zu befreien. Klinkt gefährlich, aber selbst diese einzige Bedrohung ist harmlos, da sie nur als Barriere für manche Areale funktioniert.
Wir müssen lediglich genug Feen finden (verstecken sich zum Beispiel in Brunnen oder Höhlen), um so immer weitere Bereiche der Karte freizuschalten. Yonder wirkt damit wie ein Spiel für Kinder: Alles ist flauschig, süß, kugelig und verspielt. Der Humor ist albern (Furzmoor samt passender Geräusche!), es gibt keine Kämpfe und sterben kann man auch nicht.
Bauen nach Anleitung
Dabei setzt Yonder eigentlich auf ein bewährtes Spielprinzip: Alles, was wir in der Welt mit Hilfe von Werkzeugen wie Hammer, Axt oder Pickel einsammeln, können wir anschließend bei Händlern gegen seltene Stoffe eintauschen oder im umfassenden Crafting-Menü verarbeiten. Es gibt sogar unterschiedliche Crafting-Gilden wie Köche oder Bastler.
Das Sammeln und Verarbeiten macht anfangs noch Spaß, wird aber schnell ermüdend, da die Mechaniken nicht langfristig funktionieren. Nichts fühlt sich auf Dauer lohnend an, weil wir in unserem Bauen und Werkeln kein bisschen frei sind, ganz anders als in einem Minecraft oder Terraria. Egal ob wir Bäume pflanzen, Bewohnern helfen oder die Düsternis entfernen, überall ploppt eine Liste auf, die uns erklärt, wie viel von etwas wir noch brauchen - Yonder ist eine einzige, riesige Sammelquest!
Langweiliges Landleben
Die mangelnde Freiheit wird auch im Vergleich mit Stardew Valley deutlich. Die Bauernhof-Mechanik nimmt nur einen kleinen Teil des Spiels ein: In jeder Region können wir einen Hof gründen, indem wir vorgefertigte Ställe aufbauen und wilde Tiere mit dem richtigen Futter hinein locken, um sie zu adoptieren. Anschließend holen wir ab und zu die Erträge wie Milch ab, keine Spur von der Leidenschaft und Arbeit, die man in seinen Hof in Stardew Valley steckt. Allein schon durch das Fischen hat man meistens ohnehin genug Material für den Handel.
Yonder krankt zudem an vielen nervigen Kleinigkeiten, seien es fehlende eigene Ziel-Marker für die Karte, oder dass unsere Quest bei jeder neu aufgenommenen Aufgabe automatisch wechselt und wir lästigerweise manuell zurückschalten müssen. Kaum etwas fühlt sich rund an oder motiviert langfristig, selbst die Story blubbert mit all den Nebenquests nur belanglos vor sich hin. Damit lohnt sich Yonder höchstens für sehr junge Spieler oder Fans von kugelrunden Kuller-Kätzchen, die einfach nur ein bisschen Zucker für ihre Augen haben wollen.
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