Star Trek im Test - Star Dreck

Koop mit Kirk und Spock, dazu die Original-Sprecher und der legendäre Soundtrack – um bei solchen Voraussetzungen die Star Trek-Atmosphäre zu ruinieren, müsste ein Entwickler die Spielmechanik schon katastrophal in den Sand setzen. Digital Extremes hat’s eindrucksvoll geschafft. Wie genau, das verraten wir im Test.

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Kennt ihr eigentlich schon die effektivste Taktik der Sternenflotte? Wir nennen sie liebevoll den »Phaser-Lemming«. Nein? Schade, denn die geht so: Kirk und Spock wollen an einem Geschützturm vorbei. Also rennt Kirk aus allen Rohren feuernd auf das Ding zu und lässt sich über den Haufen ballern.

Das ist raffiniert, denn das Geschütz denkt jetzt: Kirk ist tot. Dabei ist Kirk bloß halbtot, hat freie Schussbahn und sprengt den Turm mit ein paar Phaserstrahlen. Bevor der Enterprise-Kapitän anschließend ausblutet, muss Kollege Spock nur noch aus seinem Versteck kommen und Kirk verarzten, und schon springt der geschmeidig wieder auf die Beine. Der Phaser-Lemming hat zugeschlagen.

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Schere, Stein, Papier, Echse, Spock

Ob wir uns durch diesen Third-Person-Shooter zu den jüngsten Star Trek-Filmen nun als Kirk oder Spock ballern, dürfen wir zu Missionsbeginn entscheiden. Der andere wird - jedenfalls im Einzelspielermodus - vom Computer übernommen und folgt uns durch eine Geschichte wie aus dem Lehrbuch. Aus dem »Star Trek-Storys für Dummies«-Lehrbuch, um genau zu sein.

T'Mar ist eine Kindheitsfreundin von Spock und verantwortlich für die Helios-Maschine. T'Mar ist eine Kindheitsfreundin von Spock und verantwortlich für die Helios-Maschine.

Da steht zum Beispiel drin, dass man bei der Einleitung mit dem Hilferuf einer abstürzenden Raumstation eigentlich nie was verkehrt macht. Auf der unweigerlichen Rettungsmission könnte der Kapitän dann eine reizende Alien-Lady treffen, eine Vulkanierin möglicherweise. Die braucht natürlich keine Persönlichkeit, aber irgendwer muss Kirk ja erzählen, dass es da dieses unheilvolle Artefakt (nennen wir es mal die Helios-Maschine) gibt, um das sich der ganze Klischee-Brei drehen soll.

Jetzt fehlen bloß noch ein paar Schurken, die sich Alien-Lady und Artefakt unter die Nägel reißen. Amateure könnten jetzt an komplexe und interessante Gegenspieler wie die Borg oder die Romulaner denken, aber ein echter Profi greift natürlich auf die Gorn zurück, jene dezent lächerlichen Plastik-Echsenwesen aus der Originalserie. Die wollen schließlich nur kämpfen und die Galaxis beherrschen - reicht völlig!

Lange nicht gesehen: Die Gorn-Echsenwesen traten in den neuen Filmen bisher noch nicht auf. Lange nicht gesehen: Die Gorn-Echsenwesen traten in den neuen Filmen bisher noch nicht auf.

Zugegeben: Auch ohne neue Einfälle kann ein klassisches Science Fiction-Abenteuer durchaus unterhaltsam sein. Und das Spiel gibt sich immerhin Mühe, so etwas wie Trekkie-Atmosphäre zu erzeugen. Die Kabbeleien zwischen Kirk und Spock sind dabei sogar recht nett geschrieben und obendrein von ihren Film-Darstellern (auf Englisch) vertont. Blöd nur, dass die hässlichen Charaktermodelle, die matschigen Texturen und die teils lächerlichen Effekte jeden Hauch von Stimmung im Keim ersticken.

Lebe kurz oder in Deckung

Aber nochmal kurz zurück zur Geschichte: Mit der Helios-Maschine könnten die Gorn ihre Invasionsstreitkräfte nämlich überall im Weltraum erscheinen lassen. Von dieser fixen Idee lassen sie sich auch mit Diplomatie nicht abbringen, also müssen Kirk und Spock die Phaser sprechen lassen. Diese Feuergefechte laufen nahezu immer nach Schema F ab: in Deckung gehen, Gegner mit altbekanntem Kriegsgerät wie Pistolen und Gewehren zerlegen, danach Schilde aufladen lassen. Ähnlich wie bei der Story suchen wir neue Einfälle auch hier vergeblich, aber okay, Spaß könnte das ja trotzdem machen. Tut's aber nicht.

In den Schießereien kommt es vor allem auf gute Deckung an. In den Schießereien kommt es vor allem auf gute Deckung an.

Das liegt vor allem am miserablen Trefferfeedback. Walzt ein Gorn-Koloss auf uns zu, dann haben wir schlicht keine Ahnung, ob wir den überhaupt treffen - oder ob ihm diese Treffer irgendetwas ausmachen. Ebenso gut könnten wir mit Wattebällchen auf ein Faultier werfen. Apropos Faultier: So ähnlich steuern sich auch Kirk und Spock, die auf alle Befehle einen Sekundenbruchteil zu spät reagieren. Und dann auch gerne mal mit der falschen Aktion: Da Digital Extremes auf die brillante Idee kam, »Deckung nehmen« und »wegrollen« auf eine gemeinsame Taste zu legen, schmiegen wir uns immer wieder liebevoll an eine Wand, statt behände der Granate auszuweichen.

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