Silent Hill 2 Remake im Test: Ein fantastisches Horrorspiel - und die Neuauflage, die das Original verdient

Das Silent Hill 2 Remake fängt die bizarre Atmosphäre des Originals ein, bietet Fans aber auch Neues. Ihr bekommt füre eure PS5 kein perfektes, aber ein wahrlich sehr gutes Horrorspiel.

Silent Hill 2 hat nach ganzen 23 Jahren eine Neuauflage erhalten. Wie die sich schlägt, erfahrt ihr hier. Silent Hill 2 hat nach ganzen 23 Jahren eine Neuauflage erhalten. Wie die sich schlägt, erfahrt ihr hier.

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In meinen rastlosen Träumen sehe ich diese Stadt. Silent Hill. Du hattest versprochen, noch einmal mit mir dorthin zu gehen.“ So beginnt der Brief, der Protagonist James Sunderland in Silent Hill 2 in die namensgebende Stadt führt. 

Tatsächlich sind 23 Jahre verstrichen, bis James mit uns in der Neuauflage für PS5 und PC noch einmal “dorthin gegangen” ist – und wir waren zunächst wirklich skeptisch, ob dieser Trip sich lohnt. 

Auf der einen Seite war da die bange Frage: Kann eine moderne Fassung des Horror-Klassikers aus dem Jahr 2001 überhaupt die ganz spezielle, unangenehme und merkwürdige Atmosphäre des Originals transportieren? Schließlich ist die so eng verwoben mit der ursprünglichen Darstellung, sei es die nostalgische PS2-Grafik mit Nebel und Schummerlicht oder die Retro-Soundkulisse. 

Genauso unsicher waren wir uns, wie der Titel auf Neulinge wirkt, die ganz ohne Vorwissen nach Silent Hill stolpern. Können die sich einfach auf ein gelungenes Horrorspiel freuen?

Die Antwort auf beide Fragen lautet: ja! 

Gerade in dem Punkt, bei dem die Skepsis bei uns am lautesten war, nämlich der Atmosphäre, hat uns das Remake besonders positiv überrascht. Und auch wenn nicht alles an der Neuauflage perfekt ist, so liefert The Medium- und Layers of Fear-Entwickler Bloober Team ein wunderbar bizarres Horrorspiel für Fans und Neulinge ab: kurzweilige Rätsel und Kämpfe mit Survivalmechaniken aus der Third Person-Perspektive, kombiniert mit einer mysteriösen Story.

Silent Hill 2 befasst sich mit sehr ernsten Themen. Die Triggerwarnungen beinhalten allerdings ein gewisses Spoiler-Potenzial, da sie euch schon einen Hinweis darauf geben können, in welche Richtung sich die Ereignisse entwickeln. Wer also völlig unvorbereitet in die Story gehen möchte, sollte sie lieber nicht lesen. 

In Silent Hill 2 erwarten euch unter anderem Themen wie sexuelle Gewalt (auch gegen Minderjährige), Mobbing, Bodyshaming, Suizid, Gewalt gegen Tiere, Mord sowie Tod, Verlust und Trauer. Einzelne ganz bestimmte explizite, grafische Szenen mit Pyramidhead, die das Original beinhaltete, wurden allerdings abgeändert.

Eine rätselhafte Nachricht lockt zurück nach Silent Hill

In der Story von Silent Hill 2 begleiten wir James Sunderland bei der Suche nach seiner Frau Mary. Diese hat ihm in einem Brief zu verstehen gegeben, dass sie an ihrem "speziellen Ort" auf ihn warte. Der verführerische Wink hat nur einen ganz gewaltigen Haken: Mary ist bereits seit drei Jahren tot. 

Das hindert James jedoch nicht daran, sich im wabernden Nebel durch monsterverseuchte Straßen und heruntergekommene, vor sich hin modernde Apartments oder ein stockfinsteres Gefängnis zu schlagen. Dass es ihm schlichtweg egal ist, sein Leben aufs Spiel zu setzen, macht er direkt zu Beginn im Gespräch mit einer aufgewühlten jungen Frau namens Angela deutlich. 

Sie ist die erste von vier denkwürdigen und reichlich mysteriösen Personen, denen James während seiner Suchmission immer wieder begegnet. 

Silent Hill 2 zeigt neues Gameplay und enthüllt Release Video starten 1:50 Silent Hill 2 zeigt neues Gameplay und enthüllt Release

Beim erzählerischen Ansatz und den Motiven könnte sich das Spiel kaum mehr von der Resident Evil-Reihe unterscheiden. Während diese auf trashig überzogenen Horror setzt, brachte Silent Hill 2 schon Anfang der 2000er-Jahre in Sachen Themen die ganz schwerverdaulichen Brocken auf den Tisch – und das macht sich auch im Remake in allen Teilbereichen bemerkbar.

Nicht unheimlich, sondern unangenehm – der Horror von Silent Hill 2

Die meisten Monster-Designs erinnern an verstümmelte oder mutierte Frauenkörper. Und von wegen silent: Sobald sie in der Nähe sind, gibt es Soundterror pur.  Die chaotische Klangkulisse gab es schon im Original, im Remake kommt sie aus dem DualSense-Controller der PS5, was das Ganze noch ein bisschen eindringlicher macht. 

Alles, was wir in Silent Hill erleben, ist grotesk, beklemmend und unangenehm. Wer diese Art von Horror schätzt, bekommt hier ein absolutes Highlight vorgesetzt. 

Angela Auf dem Weg nach Silent Hill trifft James die junge Frau Angela, die behauptet, ihre Mama zu suchen.

Eddie Auch Eddie gehört zu den schwer durchschaubaren und kaum berechenbaren Figuren.

Die Inszenierung der Zwischensequenzen ist dank toller Gesichtsanimationen und einer ebenso tollen englischen Vertonung (eine deutsche Synchro gibt es leider nicht) richtig gut gelungen. Wir fühlen uns dabei manchmal wie Voyeure, die etwas Verbotenes beobachten oder aber wie in einem abstrusen Traum. 

Vieles wirkt verzerrt oder unpassend. Mal nehmen die Figuren einfach unfassbare Dinge hin, ohne sie zu hinterfragen, dann reagieren sie wieder extrem emotional und unberechenbar. Das ist aber keineswegs schlechtes Writing, sondern ganz im Gegenteil: gewollt und richtig wirkungsvoll umgesetzt. 

Wie ein surrealer Albtraum

Das Spannende an der Story ist nämlich, dass sie uns nicht auf dem Silbertablett serviert wird. Stattdessen lässt sie jede Menge Interpretationsspielraum zu und hallt genau damit noch lange nach oder regt sogar zum Diskutieren an. 

Zudem bringt sie durch mehrere Enden auch noch unterschiedliche Facetten mit. Im Original gab es sechs davon, im Remake sind es sogar acht.

Die Schauplätze wie das Krankenhaus sind bereits aus dem Originalspiel bekannt, wurden aber erweitert und stimmungsvoll neugestaltet. Die Schauplätze wie das Krankenhaus sind bereits aus dem Originalspiel bekannt, wurden aber erweitert und stimmungsvoll neugestaltet.

Den Albtraum überleben wir mit Schrot und Köpfchen

In Silent Hill 2 erwartet uns Gameplay-technisch typische Survivalhorror-Kost aus der Third-Person-Ansicht: Wir erkunden Areale wie beispielsweise die unterschiedlichen Stockwerke eines Krankenhauses mit ihren Korridoren und Zimmern. 

In einzelnen Bereichen können wir uns dabei frei umsehen, aber da viele Wege erst nach und nach durch das Lösen von Rätseln freigeschaltet werden, ist der Spielverlauf relativ linear. Wir sammeln nebenbei Heilung und Munition ein und teilen Prügel und Schrotladungen aus. 

Technik: Im Remake können wir zwischen einem Performance- und einem Qualitäts-Modus wählen. Im Performance-Modus gab es in der von uns getesteten Version 1.1.227.865 ein Problem mit spiegelnden Oberflächen wie Pfützen in hellen Bereichen. Hier trat ein starkes Flimmern auf, das die Atmosphäre schon mal stören konnte. Allerdings fiel das nur in wenigen Arealen auf, wie gleich zu Spielbeginn und im letzten Abschnitt.

Den Spielfluss beeinflusste das jedoch nicht und wir hatten im hauptsächlich von uns getesteten Performance-Modus keinerlei weitere Bugs. Der Modus lief auch weitgehend ziemlich stabil, bis auf einige kleinere Einbrüche, besonders in grafisch aufwendigen Bereichen und in Zwischensequenzen. 

Der Qualitätsmodus kommt dagegen mit großen Abstrichen bei der Performance daher und ruckelt doch auch mal stärker. Allerdings hat er den Vorteil, dass das genannte Flimmern deutlich schwächer ausfällt und kaum stört.

Obwohl genau dasselbe auch bei der Resident Evil-Reihe auf dem Programm steht, gibt es große Unterschiede zwischen den Capcom-Spielen und Silent Hill 2. Während wir in Ersteren unser Inventar sorgfältig managen müssen, bringt James bodenlose Hosentaschen mit, die unendlich Platz für Items bieten. 

Simple, geradlinige Kämpfe

Auch wenn wir Gegnern die Flinte ins Gesicht halten, wird deutlich, dass wir hier kein Resident Evil zocken. Die Monster in Silent Hill 2 sind zwar an und für sich blutige, menschlich anmutende Fleischhaufen, aber das war es dann auch mit dem Gore-Faktor. Während in Resident Evil die Köpfe nur so explodieren, sorgt die Schrotladung hier für kaum mehr als einen blauen Fleck oder etwas Blut.

Standard-Monster Monster wie dieser Standard-Mutant bluten höchstens ein wenig, wenn wir sie treffen. Gore wie in Resident Evil gibt es hier nicht.

Boss Auch bei den Bossen handelt es sich um sehr abstrakte Monster, die denen im Originalspiel stark ähneln.

Das gilt ganz besonders für Bosse. Als wir beispielsweise auf einen Mutanten geschossen haben, der in einem Käfig von der Decke baumelte, hinterließen unsere Kugeln so wenig Spuren, dass wir schon daran zweifelten, ob die Ballerei überhaupt Schaden anrichtet. 

Das ist schon etwas schade, weil  ein höherer Gore-Faktor einerseits zum Horror hätte beitragen können, andererseits aber aufgrund des fehlenden optischen Impacts auch manchmal Unsicherheiten entstehen. Zielführend war dann aber doch eigentlich immer die einfachste Lösung: draufhalten oder weglaufen. 

Dass die Action eher simpel ausfällt, hat allerdings in einem derart Atmosphären- und Story-fokussierten Spiel gereicht, um uns zu unterhalten.

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