Lara Wayne
Die Feinde sind klüger geworden. Wir können uns nicht mehr einfach an einem unerreichbaren Punkt verschanzen und die Soldaten nacheinander abfrühstücken.
Die Gegner treiben uns mit Granaten oder Rauchbomben aus jeder vermeintlich sicheren Deckung, sodass wir immer in Bewegung bleiben müssen.
Vor allem auch, weil sie uns gern aus der Ferne mit Sperrfeuer beharken, während auf der anderen Seite ein Trupp vorrückt, um uns in die Seite zu fallen. So wird der Feindkontakt zur willkommenen Herausforderung.
Auch wenn Waffen wie zum Beispiel die Schrotflinte in den actiongeladenen Schießereien wirklich viel Spaß machen und der explosions- und granatenlastige Weg durchaus befriedigende Resultate erzielt, ist und bleibt der Bogen unsere Waffe der Wahl.
Zum einen ist es einfach eine ganz besondere Herausforderung, Shooterpassagen mit einem Bogen statt einer Automatikwaffe zu absolvieren, zum anderen sind wir damit viel leiser als mit einem Maschinengewehr.
Es ist erheblich einfacher, sich an die Wachen heranzuschleichen, wenn sie nicht vorher von einem ohrenbetäubenden Kugelhagel vorgewarnt wurden. Außerdem können wir aus dem Hinterhalt erheblich kreativer agieren.
Wie bereits in Rise of the Tomb Raider schlummern eine Menge Fähigkeiten in Lara, die nach und nach mit Erfahrungspunkten, durch Fortschritt in der Story oder dem Erkunden von Herausforderungsgräbern freigeschaltet werden.
Zum Beispiel kann Lara lernen, Leichen mit Bomben zu präparieren, die Feinde anlocken und bei Kontakt explodieren. Oder Pfeile verschießen, die Söldner dazu bringen, ihre Kollegen niederzumetzeln.
Oder, und das ist unser persönlicher Favorit, die Trinity-Schergen an Seilen in die Baumkronen ziehen. Lara hat mittlerweile so viele Stealth-Fähigkeiten und -gadgets, dass sie wie eine tödliche Version von Batman daherkommt.
Fröhliches Leichenbasteln
Auch wenn es in Verbindung mit Leichen vielleicht nicht die optimale Wortwahl ist: Das Herumexperimentieren mit Laras Skills macht einfach Spaß.
Wir freuen uns jedes Mal diebisch, wenn wir aus einem Busch heraus beobachten, wie ein Söldner zu seinem vermeintlich bewusstlosen Kollegen herüberschlendert, nur um kurz danach von einer kleinen Explosion auf den Rücken geschleudert zu werden und ein leichtes Ziel für uns abzugeben.
Dank des Dschungels haben wir sogar noch ein paar Möglichkeiten zur kreativen Gegnerentsorgung dazubekommen. Lara kann sich jetzt mit Schlamm einreiben, um vor dreckigen Wänden für ihre Feinde unsichtbar zu werden. Das hat sie sich wohl aus "Rambo 2" abgeguckt.
Efeubewachsene Ruinen werden ebenfalls zu neuen besten Freunden, denn auch hier verschwindet Lara im Überwuchs. Die Söldner sind teilweise so nah, dass sie unseren Atem im Genick spüren könnten, wenn wir ihnen selbiges zu diesem Zeitpunkt nicht schon gebrochen hätten.
Neue Ausrüstung, neue Skills
Das bringt das New Game Plus
Im starken Kontrast zu den bleischwangeren Schießereien und Actionszenen steht Laras Zeit in Paititi. Das vor der Außenwelt verborgene Dorf liegt inmitten des peruanischen Dschungels und ist Dreh- und Angelpunkt des Spiels.
Auch wenn es Lara quer durch Peru treibt, führt die Handlung sie doch immer wieder dorthin zurück. Paititi wurde dank seiner günstigen Lage von der Flutwelle verschont, und auch andere Geschehnisse außerhalb der Stadtmauern scheinen nur wenig Einfluss auf die Bewohner zu haben.
Fast wie Zuhause
Auch wenn wie in den Vorgängern in jedem Grab auch immer alte Schriftstücke oder Gegenstände versteckt sind, die Mythen und Geschichte genauer beleuchten, fühlt sich die erlebbare Geschichte im Dorf unmittelbarer an.
Dadurch, dass das Paititi so aufgebaut ist, wie Dörfer seit Jahrhunderten organisch wachsen, finden wir uns trotz seiner Größe sehr schnell in Paititi zurecht.
Wenn wir vom Grabräubern, Kämpfen oder Forschen zurückkehren, fühlt sich eine Rückkehr schon fast wie nach Hause kommen an. Hier können wir kurz durchatmen, bis wir einen neuen Teil der Welt erkunden.
Beim Erkunden helfen uns die vielen unterschiedlichen Nebenaufgaben. Die führen uns in Herausforderungsgräber, Krypten, den Dschungel, oder helfen uns einfach nur, die Städte und Menschen besser kennen zu lernen.
Zum Beispiel, wenn wir helfen, einen Mord aufzuklären. Oder für ein kleines Mädchen Steintafeln mit Maya-Mythen übersetzen. Oder in den Dschungel ziehen, um einem angeblichen Formwandler den Garaus zu machen.
Obwohl die Grundidee der Quests oft ähnlich ist - gehe zu Punkt X und finde einen bestimmten Gegenstand - ist der Weg dahin jedoch so vielseitig, dass sich die Quests nie repetitiv anfühlen.
Allein ein Spaziergang durch den Dschungel ist jedes Mal ein Erlebnis: Überall kreucht und fleucht es. Affen, Hasen, Wasserschweine, Käfer, Spinnen und Jaguare tapsen, schleichen oder klettern durch das Dickicht.
Wer Atmos-Sound hat, hört beim Dschungelspaziergang sogar die Vögel über sich zwitschern. Von Anfang an wirkt der Dschungel organisch, unübersichtlich und wild.
Obwohl oder gerade weil die Orte in Shadow of the Tomb Raider so unterschiedlich sind, passen sie perfekt zusammen. Hier haben wir wirklich das Gefühl, dass hinter jeder Wegbiegung eine neue Welt warten könnte, und das ist genau das, was unseren Entdeckergeist antreibt.
Wem in Shadow of the Tomb Raider bei einer der beeindruckenden Panorama-Ansichten nicht mindestens einmal die Kinnlade herunterklappt, sollte sich wahrscheinlich eine neue Brille zulegen.
Tomb Raider ohne 4K
Falls ihr es bis jetzt noch nicht herausgelesen habt: Shadow of the Tomb Raider ist wunderschön. Unsere Testversion unterstützt auf der Xbox One X 4k und HDR, was dem Spiel von Licht und Schatten im Urwald oder den bunten Hütten der peruanischen Dörfer einen besonderen Glanz verleiht.
Wer keinen UHD-Fernseher zuhause hat, muss sich deshalb aber nicht mit einem hässlichen Spiel herumschlagen: Auch in 1080p profitiert Shadow of the Tomb Raider selbstverständlich von dem detailverliebten Design der Spielwelt.
Haare 4K, Monster zu nah
Auch wenn es verrückt ist, dass Laras Haare nach etlichen Kriecheinlagen durch Schlamm, brackiges Dreckwasser und langsam verwesende Leichen stets seidig glänzen, sind der Glanz an sich sowie die Animation der Haare nach wie vor beeindruckend.
Das gleiche gilt für die Jaguare, die geschmeidig durch den Dschungel schleichen, die Panoramen, mit der die peruanische Wildnis aufwartet oder den bereits aus den Vorgängern bekannten Flucht- und Actionszenen, in denen Lara vor Schlammlawinen, explodierenden Ölfeldern oder Helikoptern flieht.
Auch wenn die bis ins letzte Detail durchgescripted sind, sieht ein flüssiger Durchlauf nicht weniger bombastisch aus.
Und auch der Sound trägt seinen Teil zum Spielerlebnis bei. Shadow of the Tomb Raider unterstützt auf der Xbox One Atmos-Sound, und das hört man.
Während im Dorf oder im Urwald die von allen Seiten kommenden Geräusche eher neugierig auf versteckte Tiere und Kleinigkeiten machen, machen die Schreie und das Grollen der übernatürlichen Gegner in der Dunkelheit wirklich Angst.
Natürlich sind wir selbst völlig unerschrocken, haben aber gerüchteweise gehört, dass andere bei der ersten Begegnung mit den monströsen Feinden nebenbei ihr Radio haben laufen lassen. Aber auch das spricht ja nur für den Sound.
Falls ihr kein Atmos zuhause habt oder auf der PS4 spielt, empfehlen wir euch definitiv einen Dschungelspaziergang mit Kopfhörern, um den vollen Effekt der Geräuschkulisse genießen zu können.
Die eindeutig drolligsten Geräusche machen in Shadow of the Tomb Raider übrigens die Lamas, die überall in der Welt leben und von uns jederzeit gestreichelt werden können. Wenn uns das Spiel nicht schon mit seinem Sounddesign, seiner Grafik oder der verbesserten Spielmechanik beeindruckt, hätten spätestens die Lamas unser Herz erobert.
Aber auch ohne Paarhufer wäre Shadow of the Tomb Raider ein würdiger Abschluss der Reboot-Trilogie. Jeder der Grundpfeiler der Serie - Rätsel, Kämpfen und Entdecken - wurde aufpoliert und sinnvoll erweitert.
Die Rätsel haben mit dem Unterwasser-Gameplay eine weitere Facette, die Kämpfe gewinnen durch neue Stealth-Mechaniken und klügere Feinde an Komplexität, und das Erkunden macht in einer so schönen, detailverliebt designten Welt einfach Spaß.
Wenn wir so darüber nachdenken, ist es eigentlich schade, dass das der letzte Teil gewesen sein soll. Aber mal ehrlich: Dass das nicht das Ende von Lara sein kann, wissen wir doch alle, oder?
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