Nach zahlreichen Verschiebungen (Hogwarts Legacy sollte ursprünglich Ende 2021 veröffentlicht werden) waren die Sorgen um das Zauber-Rollenspiel groß. In welchem Zustand würde der Titel erscheinen? Wie wird die Performance aussehen?
Wir sind nun heilfroh sagen zu können, dass zumindest die PS5-Version von Hogwarts Legacy alles andere als unfertig wirkt. Der Titel punktet nicht nur mit grundsoliden Bildwiederholraten, sondern auch einer großen Bandbreite an Einstellungsmöglichkeiten für alle Arten von modernen Fernsehern. Welche Optionen ihr verwenden solltet, das erfahrt ihr weiter unten im Artikel.
Das haben wir getestet:
Hogwarts Legacy erreichte uns erst vor wenigen Tagen, wir haben uns daher vorrangig auf die PS5-Fassung in der Version 1.000.003 (also mit Day One-Patch) konzentriert. Co-Testerin Annika hat jedoch auch einen Blick auf die Xbox-Version werfen können und ist über störende Framerate-Einbrüche und Bugs gestolpert. Ihr fehlte allerdings der Day One-Patch, der auf der Xbox noch nicht ausgerollt ist.
Die Bildmodi von Hogwarts Legacy in der Übersicht
Je nachdem, welchen Fernseher ihr an eure Konsole angeschlossen habt, bietet euch Hogwarts Legacy bis zu neun Bildmodi an.
Auf 60 Hz-Fernsehern steht euch zur Auswahl:
- Fidelity: 30 fps, circa 1800p, hohe Grafikeinstellungen
- Fidelity mit Ray-Tracing: 30 fps, circa 1368p, niedrige Grafikeinstellungen, Ray-Tracing
- Performance: 60 fps, circa 1368p, niedrige Grafikeinstellungen
Bei 120 Hz-Displays werden zudem folgende Optionen freigeschaltet:
- Ausgeglichen: 40 fps, hohe Grafikeinstellungen
- HFR Performance: 120 fps, niedrigste Grafikeinstellungen
Die Auflösung im 120 Hz-Modus konnten wir aus technischen Gründen nicht selbst ermitteln. Liegen uns dazu Erkenntnisse vor, tragen wir sie umgehend nach. Der ausgeglichene Modus sollte jedoch über 1440p liegen, HFR Performance bei 1080p.
Zusätzlich zu den aufgeführten Bildmodi bietet Hogwarts Legacy die Möglichkeit, die Framerate freizuschalten. Dann gibt der Titel so viele Bilder wie möglich aus, das kommt aber nur auf Displays mit variablen Bildfrequenzen (VRR) zur Geltung. VRR federt Schwankungen bei der Bildwiederholrate quasi ab und verhindert, dass sie als arg ruckelig wahrgenommen werden.
Mehr zu VRR könnt ihr hier nachlesen:
Performance-Check mit Framerate-Begrenzung
Als erstes schauen wir uns an, wie Hogwarts Legacy auf Fernsehern mit festen Bildwiederholraten abschneidet. Die beiden 30 fps-Modi geben dabei eine ziemlich gute Figur ab, wir konnten kaum Ruckler feststellen:
Die Auflösung bewegt sich im Fidelity-Modus nahe am theoretischen Maximum von 4K, Hogwarts Legacy bietet damit eine hohe Bildschärfe. Der Ray-Tracing-Modus ist mit durchschnittlich 1368p auf einem niedrigeren Niveau, stellt über die präzise Lichtstrahlensimulation aber echtzeitberechnete Spiegelungen dar. Hier der Unterschied in den Fluren des Unterrichtsturms:
Der Performance-Modus verwendet dieselbe Auflösung wie der Ray-Tracing-Modus, also in etwa 1368p, läuft dafür aber in 60 fps. Und die liegen zumeist auch an, wobei wir immer wieder kleinere Ruckler beim Erkunden der Spielwelt bemerkten:
In den meisten Fällen trat das kurze Stottern auf, sobald das Spiel automatisch zwischenspeicherte, ab und an aber auch, als wir uns beispielsweise Hogsmeade näherten oder einen Gang zu einer der größeren Hallen in Hogwarts entlangschritten. Die kurzen Framedrops könnten also mit dem Laden des nächsten Areals zusammenhängen.
Anders sieht es da in der Nacht aus: Die meisten Ruckler traten bei uns auf, sobald in Hogwarts die Sonne untergegangen war und wir uns mit dem Lumos-Zauber, der die Spitze unseres Zauberstabs zum Glühen bringt, den Weg erhellten. Dann schaltet das Spiel dynamische Schatten hinzu, die die Grafikeinheit unserer PS5 ins Schwitzen brachten.
Uns hat das auf Dauer ein wenig genervt, da wir recht häufig im Schutz der Dunkelheit agierten. Immerhin haben die dynamischen Schatten primär nur im Performance-Modus negative Auswirkungen und dort auch nicht durchgängig. Als Spielspaß-Killer haben wir die daraus resultierenden, kurzen Ruckler also nicht empfunden.
So schneiden die 120 Hz-Modi ab
Beherrscht das Display eures Fernsehers eine Darstellung in 120 Hertz, könnt ihr in einen 40 fps-Modus schalten, wie wir ihn uns schon häufig gewünscht haben, etwa beim Remake von Dead Space. In Hogwarts Legacy bietet er einen optimalen Kompromiss zwischen einer hohen Bildqualität und einem flüssigen Spielgeschehen:
40 fps werden zudem extrem konstant gehalten, Hogwarts Legacy kommt also nah an die fehlerlose Performance eines God of War Ragnarök oder Ratchet & Clank: Rift Apart heran. Für einen Multiplattformtitel ist das Gebotene absolut bemerkenswert!
Von "HFR Performance" solltet ihr ohne VRR die Finger lassen: Zu guter Letzt haben wir noch den Performance-Modus für hohe Framerates getestet. Von dem raten wir aber ab, sollte euer TV-Gerät nicht über VRR verfügen.
Stabile 120 fps werden nämlich so gut wie nie erreicht:
Interessanterweise reizt der HFR Performance-Modus nicht nur das obere Ende der fps-Skala aus, sondern rutscht ab und an weit unter 60 fps. Und zwar an denselben Stellen wie im normalen Performance-Modus. Zumeist durchquerten wir dabei Areale mit komplexer Architektur und zig Verbindungsräumen. Daraus folgern wir, dass die Grafikeinheit der PS5 (und auch der Xbox Series X) nicht der limitierende Faktor ist, sondern einige Bereiche einfach nicht ausreichend optimiert wurden.
Ein kleiner Leistungsschub mit VRR
Im Gegensatz zu Spielen wie The Last of Us Part 1 oder God of War Ragnarök benötigt ihr bei Hogwarts Legacy nicht zwangsläufig ein Display mit VRR, um eine freigeschaltete Bildwiederholrate zu nutzen. Ohne VRR solltet ihr jedoch grundsätzlich darauf verzichten, den Framerate-Begrenzer zu deaktivieren, da das Spiel dann von Grund auf ruckelig wirkt.
Unterstützt euer Fernseher variable Bildfrequenzen, könnt ihr jedoch mit einem netten fps-Boost rechnen. Der Performance-Modus erreicht beispielsweise häufig 68 fps, kleinere Drops unterhalb von 60 Bildern pro Sekunde fallen außerdem nicht mehr auf:
Den HFR Performance-Modus erwähnten wir bereits, der bringt euch auf durchschnittlich 90 fps, ist aber eben auch sehr unscharf. Für 120 Hz-Nutzer*innen dürfte der ausbalancierte Modus daher viel spannender sein, denn der erreicht mit freigeschalteter Framerate im Schnitt 47 fps. Er sieht also nicht nur klasse aus, sondern spielt sich auch noch hervorragend.
Und die beiden Fidelity-Modi? Die verzeichnen ebenfalls eine Steigerung, allerdings schaltet Hogwarts Legacy nicht auf 120 Hertz um. Das wäre aber notwendig, um niedrige Framerates zu kompensieren, indem ausgegebene Bilder künstlich verdoppelt werden.
Im 60 Hz-Modus wird VRR auf der PS5 nur bis zu 48 fps aktiv, rutscht das Spiel darunter (und das ist in den Qualitätsmodi von Hogwarts Legacy so gut wie immer der Fall), ruckelt es unentwegt:
Zusammengefasst können wir also sagen, dass eine freigeschaltete Framerate in den 30 fps-Optionen absolut fehl am Platz ist, sie im Zusammenspiel mit VRR die verbleibenden drei Modi aber sehr bereichert.
Das sind die grafischen Unterschiede der Bildmodi
Wie in unserer Auflistung zu Beginn des Artikels angedeutet, variieren die Grafikmodi hinsichtlich ihres Detailgrads und das nicht nur mit Blick auf den Ray-Tracing-Modus. Folgende Merkmale sind uns dabei aufgefallen:
Die Auflösung der Schatten
Im Fidelity- und 40 fps-Modus werden Schatten schärfer dargestellt als in den Modi für Ray-Tracing und Performance. Dort sind die Silhouetten im Vergleich deutlich ausgefranster und flimmern meist stark, wie hier beim Schattenwurf des gemusterten Fensters:
Niedrigere Darstellungsdistanz und Dichte der Vegetation
Die gigantische Weitsicht von Hogwarts Legacy lässt sich nur im Fidelity- und 40 fps-Modus komplett auskosten. Das Gelände der Schule ist dort nämlich überwuchert von Grasbüscheln und Sträuchern, die zudem aus großer Entfernung erkennbar sind. In den drei anderen Modi wird die Menge und die Render-Distanz von Pflanzen reduziert, hier schön anhand der schottischen Hochebene rund um Hogwarts zu sehen:
Geschulte Augen werden sich bei dem Vergleich bestimmt schon gefragt haben, wieso der Performance-Modus dunkler aussieht. Das liegt daran, dass die Qualität der Beleuchtung in Außenarealen in den Leistungsmodi reduziert wurde.
Von der Sonne ausgehendes Licht wird also weniger intensiv reflektiert, was sich besonders an den Baumkronen zeigt, deren Konturen sich nicht mehr so schön abzeichnen. Es ist aber nicht so, dass die Performance-Modi generell dunkler sind, vielmehr fühlen sie sich kontrastärmer an, da ein bestimmter Farbton die gesamte Szene dominiert. Der kann mal zu hell, mal zu dunkel sein, auf jeden Fall fehlt es aber an authentischen Kontrasten wie hier:
Weniger Kerzen in der Großen Halle
Ein kleines Detail, das vielen wahrscheinlich gar nicht auffallen wird: In der Halle, in der die Schüler*innen von Hogwarts Feste feiern und ihre Mahlzeiten zu sich nehmen, tanzen im HFR Performance-Modus weniger Kerzen in der Luft umher. Wahnsinn, oder?
Zusammengefasst entsprechen der Fidelity- und der 40 fps-Modus am ehesten den hohen Einstellungen der PC-Version, die drei weiteren Modi einem mittleren Preset. Falls ihr euch übrigens fragt, wie Hogwarts Legacy momentan aus technischer Sicht auf dem PC abschneidet (Spoiler: regelrecht miserabel), dann könnt ihr hier die Einschätzung der Kolleg*innen der GameStar lesen:
Von den genannten Aspekten abgesehen gleichen sich die Bildmodi aber allesamt wie ein Ei dem anderen. Das ist definitiv ein Grund zur Freude, denn Hogwarts wurde hübsch ausmodelliert, die Open World lädt zum Entdecken ein und die Texturen an Kleidungsstücken sowie der Umgebung können sich wirklich sehen lassen.
Ein paar Beispiele dafür findet ihr hier, in einem kommenden Artikel werden wir die grafischen Qualitäten jedoch noch einmal näher beleuchten:
Unsere Empfehlungen für den richtigen Bildmodus
Daten zur Framerate sind ja schön und gut, falls ihr euch aber fragt, welchen Bildmodus ihr letztendlich verwenden sollt, dann haben wir hier abhängig von eurer TV-Konfiguration die perfekte Wahl für euch:
- 60 Hz ohne VRR: Performance, wenn ihr absolut nicht in 30 fps spielen wollt; Fidelity, bietet aber die beste Bildqualität und die wenigsten Ruckler
- 60 Hz mit VRR: Performance, da es sich wunderbar flüssig spielt
- 120 Hz ohne VRR: Ausgeglichen, da 40 fps beinahe permanent anliegen und der Kompromiss aus Bildqualität und flüssiger Spieldarstellung exzellent gelungen ist
- 120 Hz mit VRR: Ausgeglichen mit deaktiviertem Framerate-Begrenzer, da ihr so noch mehr aus dem ohnehin großartigen Modus herausholen könnt
Unser Umgang mit Hogwarts Legacy
In separaten Artikeln klären wir euch ausführlich über die Kontroverse um J. K. Rowling auf und beantworten zudem die Frage, warum GamePro weiter über Hogwarts Legacy berichtet.
Fazit: Überaus tolle Umsetzung, aber nicht perfekt
Hogwarts Legacy ist auf den Konsolen nicht frei von Fehlern, hat uns aber mit seiner breiten Unterstützung moderner TV-Techniken, einer grundsoliden Performance und einer tollen Optik begeistert. Bei einem Open-World-Rollenspiel, das auf mehreren Plattformen veröffentlicht wird, ist das gar nicht so selbstverständlich, wie es das Next Gen-Update von The Witcher 3 gezeigt hat.
Allerdings sei gesagt, dass nicht jede Option auf jedem Fernseher Sinn ergibt. Ohne VRR wirkt eine freigeschaltete Framerate sehr ruckelig und auch der (theoretische) 120 fps-Modus ist bei einer festen Bildfrequenz quasi überflüssig. Dennoch ist es schön zu sehen, dass diese Einstellungsmöglichkeiten überhaupt bedacht wurden, denn mit VRR können sie die Bildwiederholraten um einige Zähler nach oben befördern.
Nun sollte Avalanche-Software nur noch schauen, dass die Verwendung des Lumos-Zaubers bei Nacht nicht mehr die Framerate ins Wanken bringt und einige Abschnitte von Hogwarts ohne Stottern auskommen. Vor allem im (HFR-)Performance-Modus könnte dahingehend noch ein Stückchen nachgebessert werden. Im Großen und Ganzen schlägt sich Hogwarts Legacy aber ziemlich gut!
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