Konsolenspiele waren über Jahre hinweg stark bei der Auswahl verfügbarer Bildmodi limitiert. Zumeist konnten wir zwischen 4K bei 30 fps oder 60 Bildern pro Sekunde bei einer niedrigeren Auflösung, häufig 1440p, wählen. In Ausnahmefällen ist auch mehr möglich, stabile 120 fps werden allerdings nur selten und wenn dann bei einer Auflösung nahe Full HD erreicht.
Wollte man sich flüssiges Gameplay entscheiden, ging damit also immer eine merkliche Reduktion der Bildschärfe einher. Einige Spiele sagen diesem Gefälle nun den Kampf an. Indem sie sich die Tugenden moderner 120-Hz-Displays zunutze machen, kombinieren sie die Stärken von Qualitäts- und Leistungsmodi.
40-fps-Modi sind ein Blick in die Zukunft
Die Entwickler*innen von Spider-Man: Miles Morales, Ratchet & Clank: Rift Apart und Horizon: Forbidden West spendierten ihren Spielen nachträglich einen weiteren Grafikmodus, der die Auflösung des Qualitätsmodus minimal reduziert und die Framerate auf konstante 40 fps anhebt.
Zehn zusätzliche Frames sorgen für einen gewaltigen Unterschied! Die Steigerung im Vergleich zu 30 fps wirkt erst einmal nicht groß, hat aber spürbare Auswirkungen. Technisch betrachtet liegt die Zeit, die ein Frame beim Rendern benötigt, bei 40 fps exakt zwischen 30 und 60 Bildern pro Sekunde.
Digital Foundry hat den Sachverhalt in einer sehr anschaulichen Grafik dargestellt:
Wir erhalten somit viel schneller frische Bildinformationen, die Spiele flüssiger erscheinen und uns zügiger reagieren lassen. Da wir die Ergebnisse unserer Steuerungseingaben, zum Beispiel in Sprungpassagen, flotter auf dem Bildschirm zu Gesicht bekommen, fühlt sich auch die Bedienung präziser an. Außerdem werden bei 40 fps Ressourcen für eine Auflösung nah an 4K frei, die mit 60 fps nicht annähernd erreicht werden könnte.
Deshalb sind 40-fps-Modi nur auf 120-Hz-Fernsehern sinnvoll
Für ein angenehmes Spielgefühl ist es unabdinglich, dass sich die vom Spiel ausgegebenen Bilder gleichmäßig im Signal des Fernsehers verteilen. Bei einem Gerät, das nur 60 Hz beherrscht, ist das nur bei 30 oder eben 60 fps der Fall.
Nicht so bei 120 Hz – dort ist die Bildfrequenz perfekt durch 40 teilbar. Auf einen Frame mit frischen Bildinformationen der Konsole folgen zwei Duplikate, bevor wieder ein neuer Frame ins Signal eingespeist wird. Bei einer Ausgabefrequenz des TVs von 60 Hz und einer Framerate von 40 fps bei der Konsole würden hingegen Schwankungen auftreten, die ein Spiel ruckeliger erscheinen lassen als mit 30 fps.
So sieht das verbildlicht aus:
Wieso erst jetzt?
Eine höhere Bildfrequenz als 60 Hz war lange Zeit nur PC-Monitoren vorbehalten. Fernseher unterstützen 120 Hz erst seit der Einführung von HDMI 2.1, zumindest in 4K. Über HDMI 2.0b war es zuvor lediglich möglich, 1440p mit 120 Hz zu betreiben. Da von den TV- und damit auch den Konsolenherstellern jahrelang 4K als Standard forciert wurde - aus gutem Grund wurden die PS4 Pro und die Xbox One X fast ausschließlich als 4K-Konsolen vermarktet - war eine höhere Bildfrequenz jedoch erst einmal nebensächlich.
Das ändert sich nun: Mittlerweile liegen Bildschirme mit 4K und 120 Hz in einem bezahlbaren Rahmen. Entwickler*innen wagen daher die ersten Schritte in eine neue Generation, vorerst aber nur als Bonus zu geläufigen Darstellungsoptionen.
Mit der Zeit sollten 40-fps-Modi häufiger schon direkt zur Veröffentlichung zur Verfügung stehen, der Erfahrungsschatz der Spiele-Studios wird schließlich auch immer umfangreicher, weshalb sie leichter entsprechende Optionen einbauen können
Mit HDMI 2.0b nutzbar, auf der PS5 aber unpraktisch
Spielt ihr auf einem Monitor oder 120-Hz-Fernseher ohne HDMI 2.1, könnt ihr den 40-Hz-Modus in Spielen wie Horizon: Forbidden West ebenfalls genießen, allerdings nur in 1080p, da die PS5 kein 1440p ausgeben kann. Die gängigen Leistungsmodi sind hier weiterhin die erste Wahl, da sie als 4K ausgegeben werden. Auf der Xbox Series X und der kleineren S würde diese Hürde wegfallen, da die beiden Microsoft-Konsolen 1440p beherrschen.
Starker TV mit der neuen OLED-evo-Technik
Keine Konkurrenz zu VRR
Variable Bildfrequenzen (VRR) lassen sich nicht mit einem 40-fps-Modus vergleichen. Würde man bei solch niedrigen Werten auf eine schwankende Bildwiederholrate setzen, hätte das ein auffälliges Stottern zur Folge, das bei einem Modus mit konstanten 40 fps nicht auftritt. VRR glänzt eher dann, wenn es Ausreißer knapp unterhalb der 60-fps-Marke ausgleichen oder eine freigeschaltete Framerate oberhalb von 60 Bildern pro Sekunde darstellen soll.
Notwendig für einen tadellosen VRR-Support ist ein 120-Hz-Modus. Warum, erfahrt ihr hier:
Auch für Handhelds wie die nächste Nintendo Switch denkbar
Nicht nur in den drei genannten PS5-Exklusivspielen kommt man in den Genuss von 40-Hz-Gameplay, sondern auch auf Valves Steam Deck. Der portable PC verwendet ein Display, bei dem sich die Bildfrequenz zwischen 40 und 60 Hz justieren lässt. Theoretisch ließe sich die Bildwiederholrate eines Spiels an jede x-beliebige Frequenz angleichen, 40 Hz sticht allerdings heraus, da es sich wunderbar flüssig anfühlt und gleichzeitig die Akkulaufzeit verlängert.
Eine ähnliche Option würde sich auch für einen möglichen Nachfolger der Switch anbieten. Konstante 60 Bilder pro Sekunde liegen für viele portable Spieleplattformen außerhalb ihrer Reichweite, ihre Hardware-Ressourcen könnten aber für Titel in 40 fps ausreichen. Die notwendige Display-Technologie ist im Mobilsektor bereits da.
40-fps-Modi sind auf jeden Fall richtungsweisend. Eine bessere Spielbarkeit in grafisch enorm aufwendigen Spielen ließe sich viel leichter realisieren, die Einschnitte bei der Bildschärfe wären vergleichsweise gering. Hoffentlich sehen wir künftig mehr davon, gern auf allen Konsolen und Handhelds.
Habt ihr schon einen der neuen Modi in Horizon, Ratchet & Clank oder Spider-Man auf der PS5 ausgetestet?
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