Okami HD ist - wie der Titel schon verrät - ein HD-Remake. Davon gibt es drei Arten. Erstens die Compilations, die eine Spieleserie optisch aufpolieren und als Gesamt- oder Halbpaket (siehe Metal Gear Solid HD Collection) recht günstig auf den Markt werfen.
Bei guter Ausführung und Vollständigkeit sind solche Sammlungen eine feine Möglichkeit, Bildungslücken im Spieleregal zu füllen. In diesem Segment gibt es recht wenige negative Ausrutscher (beispielsweise die teilweise verhunzte Silent Hill HD Collection), der Großteil wurde handwerklich korrekt auf HD getrimmt und meist rechnen sich solche Pakete allein wegen des Umfangs.
Zweitens jene Oldies, die wir noch von damals in guter Erinnerung haben, die aber trotz (oder manchmal gerade wegen) des Grafik-Updates heute etwas den Anschluss verloren haben und deshalb im Umfeld modernerer Genre-Konventionen etwas verloren wirken (wie etwa Jet Set Radio). Wenn es uns in diesen Fällen nach solchen Spielen gelüstet, tut’s meistens auch die Originalversion.
Und Drittens: HD-Remakes von zeitlosen Hits, von Instant-Klassikern und Lehrstücken der digitalen Unterhaltungskunst. Von Spielen, die wir trotz ihres Alters immer wieder empfehlen. Spiele, die jeder Genre-Fan mal gezockt haben sollte und die, falls es sie bei jemandem doch durchs Raster gefallen sind, nun eben in HD einen weiteren Anlauf auf die Spielergunst wagen. Genau so ein Titel ist Okami HD. Die PS2- und Wii-Versionen von Okami haben damals (2007 und 2008) Höchstwertungen eingefahren – und das mit gutem Grund.
Okami HD - Screenshots ansehen
Die guten Gründe ...
Wir könnten an dieser Stelle noch einmal ausführlich über Story, Setting und Spielprinzip schreiben, doch wenn ihr noch nie etwas von Okami gehört habt, geben euch Nino und Berndin ihren Testseine gute Einführung in das ungewöhnliche Action-Adventure. Hier möchten wir uns nur kurz dem großen Lob anschließen: Entwickler Clover Studio hat ein archetypisches und bodenständiges Spielprinzip, nämlich jenes der Zelda-Serie, als Fundament genommen und darauf dann mit viel Kreativität und Liebe zur japanischen Kultur ein einzigartiges Spielerlebnis errichtet.
Grundsätzlich ist Okami ein Zelda in Fernost, doch mit kleinen und großen, aber immer mutigen Designentscheidungen, ist es ein einzigartiger Titel der letzten Konsolengeneration.
Da wäre als augenscheinlichstes Merkmal der unvergleichliche Tusche-Stil, der nicht nur das märchenhafte Japan perfekt auf den Schirm bannt, sondern gleichzeitig auch ein toller Kniff für das Spieldesign ist: Packen wir den göttlichen Pinsel aus und verändern als beinahe allmächtiger Künstler die Welt von Okami, so hat das auch heute noch dieselbe Faszination wie am ersten Tag.
... bleiben auch in HD
Okami besticht außerdem durch seine bezaubernde Welt: eine farbenprächtige Vision des mythischen Japans, voll mit japanischer Kultur, Tradition und Kunst. Eine Welt, in der die Bewohner im Einklang mit Geisterwesen, Göttern und allerlei Übernatürlichem leben.
Und eine Welt, die mit der Sonnengöttin Amaterasu eine unverwechselbare und außerordentlich coole Heldin zu bieten hat. Selten hat eine Protagonistin so viel Charme versprüht wie diese weiße Wölfin. Alle Charaktere der sonst so komplizierten japanischen Mythologie werden in Okami mit einem humorigen Augenzwinkern präsentiert, so dass der Stoff auch hierzulande für Fantasy-Fans zugänglich bleibt.
Nun, Kenner des Originals wissen das ja bereits. Warum also die HD-Version kaufen? Zuallererst eben wegen der aufpolierten Grafik. Der Tusche-Stil verträgt die neue Schärfe wunderbar und Okami HD ist deshalb ganz klar die hübscheste Version des Spiels. Und als Hauptgrund bleibt uns nur zu sagen: Weil Okami ein exzellentes Spiel ist. Wenn ihr es bereits kennt, erwartet euch eine tadellose HD-Umsetzung. Wenn ihr es noch nicht kennt, ist euch bis jetzt wirklich was entgangen.
Wenige Flecken auf dem weißen Pelz
Gibt’s also nur Grund zum Jubeln? Nein, denn Okami HD schleppt auch einige wenige Macken aus dem Original mit. Neue Spieler und auch alte Hasen werden die ersten zwei Stunden ein bisschen Geduld brauchen, denn das Tutorial ist eher das Gegenteil von kurzweilig. Und wenn ihr das überstanden habt, werdet ihr dann und wann die unzeitgemäßen Pop-Ups und das sichtbare Laden der Grafik bemerken – da hätte man ruhig ein bisschen nachbessern dürfen.
Und schlussendlich kann euch eine Neuerung getrost egal sein: Die Move-Unterstützung ist zwar gut gemacht, in der Praxis schwingt sich der Pinsel aber noch immer per Controller am leichtesten und effektivsten.
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