Metro kann immer noch Horror!
Ja, in Metro: Exodus geht es deutlich häufiger an die frische Luft, als in den Vorgängern. Trotzdem bleibt uns eine große Stärke der Serie erhalten: gruselige Innenlevel! So verschlägt es uns sowohl im Verlauf der Geschichte als auch in optionalen Nebenmissionen in düstere Bunkeranlagen, Höhlen oder Tunnel.
Und dort kommt wieder all das zum Tragen, was die Fans an der Metro-Serie lieben. Hektisch überprüfen wir das Strahlungslevel per Geigerzähler an unserem Handgelenk, schrauben neue Filter in unsere Gasmaske und kurbeln an unserem mobilen Generator, um die Taschenlampe (oder das Nachtsichtgerät) am Laufen zu halten.
Gleichzeitig lauschen wir auf verdächtige Geräusche - schließlich könnte uns jederzeit ein Mutant angreifen oder eine tödliche Falle zuschnappen. Entsprechend wichtig ist eine sorgfältige Vorbereitung auf die Ausflüge in den Untergrund: Haben wir genug Munition dabei? Sind die Waffen gereinigt? Stecken genug Heilungsspritzen im Rucksack? Unvorsichtige Hasardeure finden in Metro: Exodus schnell in den Tod in den Klauen einer fiesen Kreatur, durch Ersticken oder durchsiebt im Sperrfeuer von Wegelagerern.
Solche meist linearen Abschnitte wechseln sich im genau richtigen Rhythmus mit Ausflügen an die Oberfläche ab. Die Gebiete erreichen dabei nie die Größe eines Far Cry oder GTA, bieten aber für Metro-Verhältnisse viel Bewegungsfreiraum. Um lange Fußmärsche zu vermeiden, stehen auch hin und wieder Fahrzeuge zur Verfügung, etwa Ruderboote oder ein rostiger Kleinbus in der Wüste.
Im Fokus stehen die Vehikel aber nicht - erwartet also keine Verfolgungsjagden oder Fahrzeugkämpfe wie in Mad Max. Mangels Schnellreise-Funktion sind sie aber sehr praktisch, um fix von A nach B zu kommen. Der Bus bietet außerdem mobilen Schutz vor fliegenden Kreaturen wie den fledermausartigen Dämonen, mit dem Boot erreichen wir ansonsten unzugängliche Stellen. Artjom selbst wagt sich nämlich nicht in das mutantenverseuchte Wasser! Vielleicht kann er auch nur nicht Schwimmen.
Nebenjobs im Wasteland
Optionale Nebenquests lenken uns immer wieder vom Pfad zur nächsten Story-Mission ab, ohne aufdringlich oder nervig zu werden. Stattdessen liefern sie uns einen Grund, die liebevoll gestalteten Gebiete noch etwas genauer zu erkunden.
So sollen wir an einer Stelle versklavte Arbeiter befreien, anderswo einem kleinen Mädchen ihr verlorenes Spielzeug zurückbringen. Spielerisch überrascht das selten, aber es bereichert die Welt, lässt uns noch mehr ein Teil von ihr werden.
Belohnt wird das mit zusätzlichen Gesprächen und Infos über die Spielwelt, manchmal aber auch mit frischer Ausrüstung. Befreien wir zum Beispiel einen Gefangenen aus seinem Käfig, überlässt er uns den Schlüssel zu einem zuvor unzugänglichen Korridor, wo wir wertvolle Patronen und ein Nachtsichtgerät finden.
Überhaupt wirken die offenen Level äußerst lebendig, überall finden wir kleine Banditen-Camps, Nester von Mutanten, Wildtiere wie Hasen und Hirsche oder gefährliche Anomalien, die durch Strahlung entstanden sind und denen wir besser aus dem Weg gehen. Für eine kleine Verschnaufpause zwischendurch sorgen sichere Zufluchtsorte: Das sind Hütten oder andere Verstecke, an denen wir gefahrlos unsere Ausrüstung reparieren, Munition herstellen oder uns schlafen legen können.
Dabei legen wir fest, zu welcher Tageszeit Artjom aufwachen soll. Der dynamische Tag-Nacht- und Wetterwechsel hat durchaus Auswirkungen auf die Charaktere in der Spielwelt und damit auch auf unsere Missionsplanung: Ein nächtlicher Überfall auf ein Lager, in dem die meisten Wachen schlafen, ist eben einfach erfolgversprechender!
Den Überblick verlieren wir trotz aller Open-World-Ansätze in Metro: Exodus nie, ein roter Story-Faden bleibt durchgehend präsent. Haben wir ein Gebiet beendet, geht die Reise für Artjom und seine Leute weiter. Eine Rückkehr in bereits abgeschlossene Areale ist unmöglich - ärgerlich für Spieler, die gern nach der Hauptstory alle Items sammeln und Quests erfüllen, aber auch logisch im Sinne der Story.
Anders als viele andere Open-World-Epen kann man Metro: Exodus durchaus mal zwischendurch für eine Stunde anwerfen und spürbaren Fortschritt erzielen. Die Postapokalypse wird uns in mundgerechten Häppchen serviert.
Survival muss nicht nerven
Metro: Exodus ist kein Survival-Spiel, bei dem wir Hunger- oder Durst-Werte im Blick behalten oder Bäume fällen müssen, um einen Bogen zu bauen. Trotzdem setzt der Shooter auf die Selbstständigkeit des Spielers und baut so eine mitreißende Survival-Stimmung auf.
Bildschirm-Anzeigen gibt es so gut wie gar nicht, unser Ziel finden wir mithilfe von Kompass und Karte. Wie es um Artjoms Gesundheit bestellt ist, erkennen wir an seiner Atmung und roten Schlieren am Bildschirm. Und wer Gegner entdecken will, muss halt genau hinschauen - und das ist gut so, denn jedes leuchtende Icon wäre angesichts der packenden Atmosphäre ein Icon zu viel.
Ob wir gerade verstrahlt werden und wie lange unsere Filter für die Gasmaske noch reichen, müssen wir ebenfalls selbst an der Anzeige an Artjoms Handgelenk ablesen. Das Armband lässt sich mit weiteren nützlichen Gadgets wie Kompass, Metalldetektor oder Bewegungsmelder bestücken.
Elektrische Geräte wie Taschenlampe und Restlichtverstärker wollen regelmäßig mit frischem Strom versorgt werden und wer seine Waffen nicht reinigt, steht womöglich im nächsten Gefecht mit Ladehemmung da. Geht die Gasmaske zu Bruch, müssen wir uns mit Klebeband behelfen, bis wir die nächste Werkbank finden (und so lange mit eingeschränkter Sicht leben).
Das klingt auf dem Papier alles nach Arbeit und lästiger Ablenkung vom Shooter-Kern des Spiels, greift aber wunderbarer ineinander und sorgt dafür, dass wir kleinlichst auf unser Equipment achten - wie es sich für einen echten Überlebenskämpfer auf einer Expedition eben gehört.
Ob wir wertvolle Ressourcen in einem Kampf verschwenden oder den Feind lieber heimlich umgehen, muss sorgsam abgewogen werden. Schleichen wird so zu einer äußerst attraktiven Alternative zum offenen Kampf in Metro: Exodus.
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