Schnell und unerbittlich
Lawbreakers ist schnell. Schnellers als fast jeder aktuelle Shooter. Mit der richtigen Klasse und genügend Übung wird das Spiel auch schneller als zum Beispiel Titanfall 2. Ein Sichtfeld von über 100 Grad ist quasi Pflicht, weil man beim hektischen Todestanz die Gegner sonst zu schnell aus den Augen verliert. Und noch mehr als bei der Konkurrenz muss man auf Gegner aus allen Himmelsrichtungen achten.
Denn Lawbreakers großes Feature sind die Zonen ohne Gravitation, in denen Spieler den Boden unter den Füßen (aber möglichst nicht die Kontrolle) verlieren. Die Kämpfe in den Zero-G-Bereichen (oft in der Mitte der Karte) werden sofort hektisch und es zeigt sich schnell, wer einen kühlen Kopf bewahren und das Bewegungssystem unter Druck nutzen kann. Als Fortbewegungsmittel dient die eigene Waffe: Per Druck auf Steuerung schießen wir nach hinten, der Rückstoß treibt die Spielfigur an.
Lawbreakers ist für einen Multiplayer-Shooter richtig, richtig schwer. Das Ding hat hat keine offensichtlichen Mechaniken, um gute Spieler irgendwann auszubremsen. Wer beispielsweise das Bewegungssystem gut genug beherrscht, kann in Blitzball in kaum drei Sekunden den Ball in die gegnerische Basis tragen und einen Punkt erzielen. Sollte ein Gegner so durch den Level turnen, muss man ihm genauso schnell auf den Fersen sein. Wer beim Highspeed kein Scheunentor trifft, der sieht in Lawbreakers kein Land. Campen funktioniert gar nicht.
Die Steuerung geht in der PS4-Version sehr gut von der Hand und lässt sich auf Wunsch auch vielfältig anpassen. Unter anderem gibt es Einstellungen für die Empfindlichkeit der Sichtachsen (gerade bei der horizontalen Achse empfehlen wir eine höhere Einstellung, da diese standardmäßig etwas langsam eingestellt ist), es gibt eine Anpassung für den Sichtbereich (bis zum Wert "110") und auch Totzonenparameter für die Sticks - vorbildlich. Schade dagegen: Die Tastenbelegung lässt sich nicht frei wählen, allerdings hat man sich an ungewohnte Belegungen (z.B. Kreis für Waffenwechsel) schnell gewöhnt.
Cliff Bleszinskis neues Meisterwerk? Eher nicht
Wer Lawbreakers sagt, muss auch Cliff Bleszinski sagen. Der Shooter ist eindeutig sein Baby, er ist die treibende kreative Kraft hinter dem Titel. Bleszinski ist beispielsweise riesiger Rick&Morty-Fan, also wurde der Morty-Synchronsprecher für den Blitzball-Roboter angeheuert. Bleszinski wollte, dass die Figuren nach hinten schießen können, also baute sein Entwicklerteam die Mechanik als Fortbewegung in den Gravitationsfeldern ein.
Dass er einst bei Epic für Unreal Tournament hauptverantwortlich war, spürt man bei Lawbreakers deutlich. Lawbreakers will ein Arena-Shooter im Jahr 2017 sein, mit Helden statt Waffenpickups und Lootboxen mit kosmetischen Items. Aber Bleszinskis neuer Titel erreicht nicht die Klasse seines einst Genre-prägenden Shooters. Lawbreakers fehlt ein wenig die Identität, es setzt sich zwischen die Stühle von Arena- und Hero-Shooter.
Ja, das Thema Teamkomposition wird zurückgestellt und Tank und Heiler sind wie schon erwähnt nicht nötig, aber bestimmte Klassen kontern sich dann doch gegenseitig. Beispielsweise sieht man als Assassine gegen einen Exekutor kaum Land, wenn beide Spieler etwa gleich gut sind. Denn die Assassine frühstückt mit ihren Klingen zwar normale Gegner, sobald sie in Reichweite ist, am massiven Lebensbalken des Exekutors nagt sie aber auch unter besten Voraussetzungen eine ganze Weile. Der Blechkopf dreht sich dafür um, tritt die Assassine weg und schießt sie mit der Schrotflinte schnell zusammen. Man mag der beste Assassine-Spieler überhaupt sein, wenn das Gegnerteam zwei oder mehr Exekutoren wählt, sollte man vielleicht doch eine andere Klasse spielen. Laut Bleszinski wollte man das Stein-Schere-Papier-Prinzip von Hero-Shootern aufbrechen, das ist aber nur teilweise gelungen.
Schöne, schwierige, belanglose Welt
Ein Punkt, den viele Hero-Shooter besser hinkriegen als Lawbreakers: die Charaktere und die Spielwelt. Zwar will Lawbreakers düsterer, blutiger und cooler sein als die knuffigen Overwatchs, Paladins und Gigantics dieser Welt. Unterm Strich sind die Maps aber optisch etwas zu unübersichtlich, die Charaktere hinter den Klassen schnell vergessen und die übergeordnete Welt belanglos.
Und so sehr das auf Können fokussierte Gameplay Spaß macht: Lawbreakers hilft Einsteigern in keiner Weise, die Tutorials für Klassen und Modi sind nur kurze YouTube-Videos und selbst dafür miserabel umgesetzt. Einen Trainingsmodus wäre bitter nötig, Bot-Matches zum Üben eigentlich Pflicht. Beides gibt es nicht. Zwar findet sich eine Sandbox mit herumstehenden Gegnern, auf die hektischen Kämpfe und unübersichtlichen Map-Layouts wird man so aber nicht vorbereitet. So sehr Lawbreakers Leistung belohnt, zu Beginn muss man sich auf eine ordentliche Tracht Prügel einstellen, die in diesem Maße nicht nötig ist und nur frustriert.
Sei's drum: Wer sich darauf einstellt und mal wieder einen etwas anderen Shooter spielen möchte, der sollte sich Lawbreakers trotz seiner Schwächen unbedingt einmal ansehen. Lawbreakers belohnt wie kaum ein anderer Shooter, wenn es einmal "klick" macht. Die Entwickler setzen auf das aktuelle Finanzierungsmodell von Multiplayer-Titeln und werden Maps, Modi und Helden kostenlos nach Release nachreichen, Geld dafür soll über den Verkauf von Lootboxen reinkommen.
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