GTA Online im Test - Manchmal ein Meisterwerk, manchmal ein Graus

GTA Online hält sich seit Jahren in den Top 10 der Konsolen-Charts. Einen richtigen GamePro-Test gibt’s aber nur für den Singleplayer von GTA 5. Das ändern wir jetzt.

"Was soll denn der Quark jetzt?", wird sicher manch kritischer Leser denken, wenn er diesen Artikel hier sieht. Wieso testet die GamePro knapp vier Jahre nach dem Erstrelease plötzlich GTA Online? Grand Theft Auto 5 hat doch schon einen Platin-Award im Test abgestaubt - ja, sind die denn verrückt geworden? Unsere nüchterne Antwort: Nein, ausnahmsweise mal nicht, wir sind nur konsequent.

Bei GTA 5 handelt es sich historisch um ein ziemlich einzigartiges Phänomen, das man sonst nur von wenigen Klassikern wie Starcraft kennt: Ein Spiel beginnt als beliebtes Singleplayer-Meisterwerk, explodiert aber mit seinem Multiplayer über die Jahre in ungeahnte Höhen. Blöderweise beziehen sich die meisten Presse-Reviews (auch unsere), weil sie zum ursprünglichen Release geschrieben werden, vor allem auf den Singleplayer.

Mittlerweile hat sich aber der Online-Part GTA Online jedoch zum MMO-Phänomen gemausert, das Rockstar einen dauerhaften Platz in den oberen Rängen der Charts sichert. Heutzutage kaufen Neulinge GTA häufig ausschließlich für den Online-Part, weil sie den von ihren Lieblings-YouTubern kennen, die sich dort (oft lautstark) austoben.

Bei der GamePro handhaben wir GTA Online schon seit einer Weile als mehr oder minder eigenständiges Produkt - und dieses Produkt verdient einen Test. Deshalb haben wir die Herausforderung angenommen: In GTA Online überleben, einen Test schreiben und eine Wertung geben. Einen Test zum Start von GTA Online gab es damals zwar auch, allerdings ist es nach knapp vier Jahren und etlicher Updates Zeit für einen ausführlichen Nachtest.

Auf dem Weg dahin hatten wir extrem viel Spaß, für den Platin-Award reicht's allerdings trotzdem nicht. Denn GTA Online kann unheimlich begeistern, aber auch unheimlich anstrengend sein.

Kleine Inhaltsangabe: Dieser Artikel ist zugegebenermaßen ein Biest von einem Text, aber wir wollten wirklich jeden wichtigen Aspekt des Phänomens GTA Online ansprechen und bewerten. Wenn ihr euch schon gut mit der Materie auskennen, könnt ihr gern zur Zwischenüberschrift "Das Public-Session-Problem" springen. Ab diesem Punkt geht es vor allem um die Kritik am Spiel.

Wer braucht Adam und Eva?

Da GTA 5 schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat, wollen wir allerdings beim Testen nicht mit Adam und Eva beginnen. Dass man in Los Santos per Auto, Hubschrauber oder zu Fuß anderen Gangstern die Hölle heiß macht, setzen wir mittlerweile als bekannt voraus - und dass die einzelnen Mechaniken ziemlich klasse funktionieren, hat man sicherlich mitbekommen.

Zum Vergleich: Unser Test zum Singleplayer von Grand Theft Auto 5

Stattdessen nehmen wir unter die Lupe, wie sich GTA Online seit Release verändert hat, was man sich heutzutage darunter vorstellen muss - und ob das alles Spaß macht. Unterm Strich (und zur kurzen Erklärung) ist GTA Online eine Open World, in der Dutzende Spieler gleichzeitig mit selbst erstellten Avataren in einer öffentlichen Variante von Los Santos herumlaufen, -fahren und -ballern können.

Für jede denkbare Aktion gibt's Geld und Erfahrungspunkte, mit den Währungen schaltet man neue Waffen, Missionstypen, Klamotten, Autos und so weiter frei. Klingt simpel, wurde über die Jahre aber immer komplexer.

Seit Erscheinen der Last-Gen-Fassung für Xbox 360 und PS3 im Jahr 2013 bescherte Rockstar GTA Online über 30 kostenlose DLCs. 2013 und 2014 handelte es sich dabei größtenteils um kleine Erweiterungen mit neuen Klamotten, Waffen, Karren und hier und dort mal mit einem frischen PvP-Spielmodus.

Fast schon Retro: Der Test zur Last-Gen-Fassung von GTA 5

Als Beispiel kann man den DLC San Andreas Flight School nennen mit zusätzlichen Flugschul-Mini-Missionen sowie das Update Last Team Standing mit dem gleichnamigen Spielmodus für den PvP.

Die drei Bereiche von GTA Online

Zu diesem Zeitpunkt bestand GTA Online im Prinzip aus drei Teilen, die ihr euch im Kopf notieren solltet (denn sie bleiben im ganzen Artikel wichtig): Zum einen gab es die freie Open World von Los Santos, die im Prinzip als gigantische interaktive Chaos-Lobby für zig gleichzeitig agierende Spieler fungierte, die in der Spielwelt rumfahren, sich mit der Polizei anlegen und Autos klauen konnten - und bis heute können.

Manche Dinge ändern sich nie: GTA Online lässt auch 2017 nur Raum für zwei eigene Figuren. Manche Dinge ändern sich nie: GTA Online lässt auch 2017 nur Raum für zwei eigene Figuren.

Im zweiten großen Bereich, den Missionen, versammelten sich mehrere Kollegen in Koop-Aufträgen, um kleinere (mit Story-Zwischensequenzen verknüpfte) Drogen-, Attentats- und Balleraufträge für Lamar, Trevor und ihre Kollegen zu erledigen. Das war im Prinzip der Story-Part von GTA Online - keine richtige Kampagne, aber immerhin mehr als ein kontextbefreiter Loot-Grind.

Und im dritten Abschnitt, dem PvP, traten eifrige Gangster in Rennen, Deathmatches und anderen Wettkämpfen gegeneinander an.

Aus einer Grundlage wurde ein Gigant

In seiner Grundfassung war GTA Online durchaus eine launige Sandbox aus Versus-Ballereien, gemeinsamen Autoklau-Aktionen und wahnwitzigen Stunts - das heutige GTA Online spielt aber in einer anderen Liga, und die Inhalte von damals sind bestenfalls ein Fundament. Kein Wunder, schließlich bauten alle 30 Erweiterungen, die seit Release erfolgten, mindestens eines dieser drei Segmente aus.

Der eine Schlüsselmoment, der GTA Online aber erstmals auf ein ganz neues Qualitätsniveau katapultierte, war der Release des großen Heist-Updates Anfang 2015. Damit bekam das MMO nämlich genau das grandiose Herzstück, das vorher gefehlt hatte.

GTA 5 - Die drei besten Dinge an den GTA-Online-Heists Video starten 2:13 GTA 5 - Die drei besten Dinge an den GTA-Online-Heists

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