Licht und Schatten
Technisch gibt sich Devil May Cry 4 auf beiden Systemen keine Blöße. Abwechslungsreiche Texturen sorgen für eine plastisch wirkende Welt, die von der schönen Beleuchtung ins richtige Licht gesetzt wird. Schicke Wettereffekte, wie tosende Schneestürme, herumwabernder Nebel oder heftige Regengüsse verleihen den Spielabschnitten die notwendige Lebendigkeit. Die Bildwiederholungsrate bleibt selbst im dicksten Feindgetümmel stabil, während unseres Tests kam es nur äußerst selten zu kleineren Geschwindigkeitseinbrüchen. Bei den Spezialeffekten haben sich die Entwickler dieses Mal selbst übertroffen. Während der Kämpfe werden gleißende Energiewellen freigesetzt, Helden und Gegner in Flammen gehüllt und riesige Monster von zuckenden Blitzen begleitet in Stücke gerissen. Jedoch schwankt das grafische Niveau der Spielabschnitte etwas – besonders in den späteren Innenabschnitten regiert die Tristesse. Im krassen Gegensatz dazu stehen die bombastisch inszenierten Zwischengegner, die das Prädikat imposant wirklich verdient haben. Schaurig schöne Texturen verkleiden aufgedunsene, pulsierende und vor allem unheimlich detailverliebt dargestellte Monsterleiber, die mächtigen Spezialangriffe der Obermotze verwandeln euer Bildschirm in ein echtes Effekt-Inferno. Die Animationen der Helden stehen dieser Pracht in nichts nach. Dante und Nero bewegen sich extrem geschmeidig, wobei alle Moves nahtlos ineinander übergehen. Selbst die Mäntel des dynamischen Duos bewegen sich in den Kämpfen physikalisch korrekt. Die Kameraführung funktioniert hervorragend, sodass manuelles Nachjustieren mit dem rechten Stick nur in den seltensten Fällen notwendig ist. Allerdings kommt es besonders in engen Gängen und Räumen häufig zum so genannten Clipping, bei dem Teile von Gegnern in Wänden verschwinden. In einigen Spielabschnitten hat man es zudem mit der Beleuchtung etwas übertrieben. Für die Wald-Abschnitte haben die Entwickler den Weißwert derart hochgeschraubt, dass man fast Schneeblind werden könnte. Zudem tritt gerade in den Wäldern auch ein anderer Nachteil verstärkt zutage: Die Schatten der Umgebungsobjekte und Hauptdarsteller wirken im Vergleich zur Restoptik grob aufgelöst und flimmern (besonders auf der PlayStation 3) recht stark. Abgesehen vom stärkeren Kantenflimmern bei der PS3-Version gibt es in optischer Hinsicht jedoch keine nennenswerten Unterschiede zwischen den beiden Versionen. Beim Sound wird die serientypische Mischung aus Rob Zombie-Rock und Bombast-Klassik geboten. Schöne Raumklangeffekte wie herumhuschende Geister und oder direktionale Schüsse untermalen die Action perfekt.
Nicht böse genug….
Mit Devil May Cry 4 ist Capcom ein weiteres Action-Highlight gelungen, dass wirklich Spaß macht und bombastisch inszeniert ist. Allerdings hat man sich, abgesehen vom Dämonenarm, mit neuen Spielelementen sehr zurückgehalten. Veteranen werden während des Spielens sicherlich häufiger vom »Das kommt mir alles irgendwie bekannt vor«-Gefühl heimgesucht werden. Dinge wie die seit Final Fight zum Capcom-Pflichtprogramm gehörenden Kämpfe in Fahrstühlen oder eine »Du hast 10 Minuten Zeit um zu flüchten, bevor dir der ganze Laden um die Ohren fliegt«-Sequenz sind zwar nett inszeniert, aber nicht unbedingt neu. Auch bei der Spielstruktur haben sich die Entwickler auf keine Experimente eingelassen. Kämpfe in abgegrenzten Arealen, kleinere Rätsel, hier und da eine Hangeleinlage -- fertig! Größter Schwachpunkt: Viele Spielabschnitte müssen mehrmals besucht werden, ohne dabei neue Herausforderungen zu bieten. (Backtracking)Die etwas wirr erzählte Geschichte wird zwar von bombastischen und abgedrehten Zwischensequenzen vorangetrieben, erinnert mit ihren Engelsmotiven und religiösen Anspielungen allerdings eher an Final Fantasy als an Devil May Cry. Größter Schwachpunkt der Story ist der unserer Meinung nach völlig fehlbesetzte Bösewicht, der charismatischen Taugenichtsen wie Mundus, Arkham oder Vergil einfach nicht das Wasser reichen kann. Der Gewaltgrad des ungeschnitten erscheinenden Spektakels ist -- trotz herumspritzender brauner und grüner Sekrete -- moderat und erreicht zu keiner Zeit die kaltschnäuzige Ruppigkeit eines God of War 2.
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