Komplett neue Planeten
Im Rahmen der Story reisen wir quer durch das Sonnensystem, um neue und alte Verbündete zu erreichen und eine Verteidigung gegen all die feindlichen Rassen aufzubauen. Die Planeten fallen abwechslungsreicher aus als in Destiny 1: Auf dem Saturn-Mond Titan befindet man sich beispielsweise in einem Netzwerk aus Bohrplattformen (ein bisschen wie in Metal Gear Solid 2), die von feindlichen Aliens überrannt wurden. In der Europäischen Todeszone kämpfen wir uns indes durch ein zerstörtes Deutschland, in dem die Kabale ihre Kampfstationen errichten.
Und Nessus erinnert zwar optisch an den Jupiter aus Destiny 1, allerdings würzt Bungie das Szenario mit einem neuen NPC, der uns fortwährend kontaktiert: Die KI Failsafe (so heißt die neue Figur) will nämlich helfen, leidet aber unter einer Persönlichkeitsstörung, die sie bisweilen recht exzentrisch und zerstörerisch macht, ähnlich wie Glados in Portal.
Grafisch spielt Destiny 2 zwar nicht in der allerhöchsten Opulenz-Liga eines Horizon Zero Dawn, aber der leicht stilisierte, bunte Comic-Look wirkt stimmiger als im Vorgänger und punktet mit deutlich glatteren Kanten. Außerdem sind die abwechslungsreichen Kulissen stets eindrucksvoll ausgeleuchtet, sodass uns nicht nur einmal die Kinnlade runterklappte. Für einen Shooter allerdings noch wichtiger: Das Spiel läuft butterweich, wir stolperten an keiner Stelle über Einbrüche der Bildrate. Außerdem ist der Soundtrack über jeden Zweifel erhaben: So nah war Bungie seit Jahren nicht mehr an der genialen Musik von Halo.
Ob es jetzt am Schauplatz, dem hübschen Artstyle, an den zahlreichen Zwischensequenzen oder an den charismatischen und toll vertonten NPCs liegt: Die Kampagnenmissionen führen uns zu interessanten Situationen, die im Gedächtnis bleiben - auch spielerisch.
Bungie meistert das Ballern
Wer Destiny 1 gespielt hat, findet sich mit dem Gameplay der Fortsetzung instinktiv zurecht: Man erstellt zu Beginn einen Charakter, wählt aus drei Klassen (bulliger Titan, flinker Jäger oder magisch begabter Warlock) und bestreitet Haupt- und Nebenmissionen, um im Level aufzusteigen, neue Ausrüstung zu erbeuten und Quests zu absolvieren. Im Kern bleibt Destiny 2 natürlich ein Ego-Shooter: Ganz unabhängig von der gewählten Klasse zählen für den Sieg die richtige Wumme und Zielwasser.
Dass Bungie meisterhaftes Shooter-Gameplay umsetzen kann, weiß man schon seit Halo. Destiny 2 setzt allerdings noch einen drauf: Alle Waffengattungen (egal ob Schrotflinte, Sniper, Assault Rifle, SMG oder Scout-Gewehr) fühlen sich einfach großartig an! Das Treffer-Feedback ist klasse, die Sounds hervorragend, und der Rhythmus aus Schießen, Laufen, Deckung Suchen und Sprung-Aktionen entpuppt sich als großes Meisterstück von Destiny 2. Selten hat Shooter-Gameplay auf den Konsolen so viel Spaß gemacht.
Die verschiedenen Klassen und Subklassen lockern das Geballere zusätzlich auf. Wer sich beispielsweise für einen Titan entscheidet, kann für sich und seine Kumpels eine Energiewand erschaffen, die Deckung vor Feindfeuer bietet. Der Warlock erschafft hingegen einen Kreis, der Kameraden heilt oder ihren Waffenschaden erhöht und der Jäger besitzt nun einen Ausweichsprung, der sogar alle Waffen von ihm nachlädt. Eine gelungene Neuerung! Darüber hinaus spezialisiert man sich auf drei Subklassen, die sich vor allem durch ihren mächtigen Super-Angriff unterscheiden.
Unser Klassen-Guide: Ist der Warlock, Titan oder Jäger das Richtige für euch in Destiny 2?
Als Titan wirft der Sentinel einen Schild wie Captain America, der Sonnenbrecher schleudert Thor-Hämmer und der Stürmer kloppt einfach eine mächtige Druckwelle auf den Boden. Auch die anderen neuen Subklassen, also die Dämmerklinge des Warlocks und der Arkusakrobat des Jägers, fühlen sich mächtig an und spielen sich klasse. Gegenüber Destiny 1 wurden die Super-Skills generell spaßiger gestaltet, wir hätten uns trotzdem ein paar mehr neue Fähigkeiten und Klassenunterschiede gewünscht.
Mehr Panzer
Die Kampagne setzt allerdings nicht nur auf dieses Shooter-Gameplay, sondern serviert uns gelegentlich auch Fahrzeugpassagen, in denen man mit Panzern herumfährt, gegen Kabale-Maschinen antritt oder (wie im Finale von Halo 1) aus einem unterirdischen Schlund entkommen muss.
Mal nimmt man eine Feindbasis auseinander, mal wird man urplötzlich von einer Übermacht überfallen, mal müssen wir eine mächtige Feindwaffe erbeuten. Anders als im ersten Teil wirkt jede Kampagnenmission jetzt wie eine dramaturgisch inszenierte Episode mit spielerischen Schwerpunkten - und nicht wie eine generische Nebenmission, in der man Gegnerhorden umnietet und dann mit einer neuen Quest belohnt wird.
Das soll aber nicht heißen, dass man in Destiny 2 keine Gegnerhorden wegschießt. Den Großteil seiner Spielzeit verbringt man damit, die Wummen und Skills gegen diverse Alien-Rassen einzusetzen. Die dicken Kabale mit ihren monströsen Riesenechsen haben wir schon erwähnt.
Alternativ tritt man gegen die Besessenen an, die andere Gegner assimilieren (Borg lassen grüßen), oder gegen die Vex-Cyborgs mit ihren mörderisch großen Kampfmaschinen. Die Gefallenen sind hingegen flinke Räuber mit getarnten Einheiten, die uns gelegentlich einfach Horden von entbehrlichen Dregs-Krabblern entgegenschleudern. Die Vielfalt an Gegnern ist gleichzeitig eine der größten Stärken und eine der größten Schwächen von Destiny 2.
Zu sehr wie Destiny 1?
Fast jeden Gegnertypen von Destiny 2 kennt man aus dem Vorgänger. Bei den Kabale gibt's zwar jetzt neue Flammenwerfer-Typen und die Gefallenen krabbeln auf allen Vieren durch die Gegend, wodurch sich immerthin die Kämpfe etwas anders anfühlen, aber das war's abgesehen von einigen neuen Bossgegnern auch schon. Veteranen dürfte das auf den Keks gehen: Dass man gegen dieselben Rassen antritt wie im Vorgänger, hat selbst die alten Halo-Teile nicht daran gehindert, neue Gegner wie die Brutes oder die Engineers einzustreuen. Destiny 2 verzichtet darauf.
Klar, wer erst mit dem zweiten Teil einsteigt, wird über die verschiedenen Feinde staunen, die wiederum unterschiedliche Taktiken von uns verlangen. Horden von krabbelnden Dregs kann man mit dem Einzelschuss-Karabiner nur bezwingen, wenn man in Bewegung bleibt. Die Besessenen muss man schnell um die Ecke bringen, damit sie sich nicht vervielfachen. Im Vergleich zu Call of Duty oder anderen Shootern ist die Gegnervielfalt also prinzipiell erstklassig, aber für einen Nachfolger bietet Destiny 2 viel zu wenig neues Gegnerfutter.
Wer Destiny 2 vorwerfen will, dass es zu sehr dem Vorgänger ähnelt, findet hier also durchaus Argumente. Man darf keinen riesigen Sprung erwarten wie bei Resident Evil 7 im Vergleich zum Sechser. Es ist mehr wie bei Forza Horizon 2 und 3: Der spielerische Kern bleibt gleich, aber es gibt neue Schauplätze und diverse Detail-Verbesserungen.
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