Die See ist stürmisch in den ersten Minuten des Ego-Shooters Bioshock Infinite, wir sind auf Drama eingestellt. Aber die beiden Gestalten, die mit uns im Ruderboot hocken, nehmen die dramatische Stimmung irgendwie nicht ernst. Sie tragen quietschgelbe Regencapes und schnattern und plappern und frotzeln wie ein altes Ehepaar. Vielleicht sind sie das sogar, ein altes Ehepaar. Aber wir können ihre Gesichter nicht erkennen. In der Ferne schält sich plötzlich ein Leuchtturm aus dem Regen, und man reicht uns eine Holzkiste. Darauf unser Name, darin eine Pistole, ein Schlüssel, ein mit Symbolen bekritzeltes Papier, Fotos einer jungen Frau und die Anweisung, die junge Frau nach New York zu schaffen.
Bioshock Infinite beginnt also mit einer Hommage. Im ersten Bioshock haben wir unsere Kiste in einem Flugzeug geöffnet - kurz bevor die Maschine vom Himmel stürzte und wir durchs nachtschwarze Meer zu einem Leuchtturm geschwommen sind. Nun also abermals Kiste und Leuchtturm. Und wie schon beim ersten Teil gleich zum Auftakt Fragen über Fragen: Wer sind die beiden Witzbolde, die gerade munter über ein Gedankenexperiment tratschen und so tun, als wären wir gar nicht da. Warum sollen wir die junge Frau auf dem Foto überhaupt nach New York schaffen? Und was erwartet uns wohl in diesem Bioshock Infinite? Die beiden plappernden Gestalten winken eigentlich schon längst mit dem Zaunpfahl: ein Gedankenexperiment.
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Season-Pass
Zu Bioshock Infinite gibt es einen Season-Pass für rund 20 Euro zum Kauf. Der Pass liefert Zugriff auf drei Einzelspieler-DLCs sobald sie veröffentlicht werden. Außerdem gibt es gleich nach dem Kauf vier exklusive Ausrüstungs-Gegenstände, ein Schadensupgrade für das Maschinengewehr und die Pistole, Gold-Skins für die Waffen und fünf Infusions-Flaschen.
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Die Rahmenbedingungen sehen folgendermaßen aus: Als Privatschnüffler Booker DeWitt sollen wir die junge Elizabeth aus der fliegenden Stadt Columbia entführen. Unseren Auftraggeber kennen wir nicht; wir wissen auch nicht, was er mit Elizabeth vorhat oder warum er das Mädchen überhaupt haben will. Wir wissen nur, dass wir einen Auftrag haben und dass die fliegende Stadt Columbia ein ganz besonderer Ort sein muss. Auf geht's in die Wolken.
Die Karikatur eines Himmels
Unsere ersten Schritte durch Columbia machen wir staunend: Die Stadt ist wunderschön, die Idylle beinahe perfekt. Satte Farben, geschwungene Formen, imposante Gebäude, die sanft in der Luft wippen wie Korken auf einem See. Wir wollen loslaufen und diese herrliche Welt erkunden, jede Ecke und jeden Winkel. Doch die strahlende Pracht wirft lange Schatten. Schnell stellen wir fest, dass dieses Eden von fanatischen Christen dominiert wird. In strahlend weißen Kutten huldigen sie - Gott? Nein, sie beten vor grotesken Statuen von George Washington, Benjamin Franklin und Thomas Jefferson. Gott ist zunächst kein Thema in dieser ach so gottesfürchtigen Stadt.
Allgegenwärtig sind stattdessen die Helden der amerikanischen Unabhängigkeit - und natürlich der Prophet mit seinem mysteriösen Lamm. Dieses Lamm, der Jesus von Columbia, bleibt zunächst im Dunkeln - was man vom Propheten nicht behaupten kann. Zachary Hale Comstock hält von Demut ziemlich wenig; alle paar Meter zeigen Plakate sein weißbärtiges Konterfei, eine riesige Statue von Comstock winkt uns zu, als wir die Stadt betreten - und überragt die Figuren von Washington und Co. natürlich um ein Vielfaches. Comstock hält auch nicht viel von Menschenrechten. Na gut, der definierende Satz »Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.« wurde erst 1948 mit der UN-Charta geschrieben, und BioshockInfinite spielt 1912.
Wenn Comstock also Schwarze, Asiaten oder Indianer für minderwertig hält, dann ist er gewissermaßen ein Abbild seiner Zeit; schließlich hielt auch der in Columbia verhasste Abraham Lincoln die von ihm befreiten Sklaven nicht für gleichwertig. Das ist also das wahre Gesicht der fliegenden Stadt: ein wunderschöner Ort voller hässlicher Fratzen. Die Karikatur eines von Menschen geschaffenen Himmels. Durch den wir durch müssen, um Elizabeth aus ihrem Gefängnis zu befreien. Was wir nach dem ersten Spieldrittel auch erfolgreich erledigen, da kann Comstock noch so zottelbärtig zürnen.
Quantenphysikalische Philosophie
Damit aber genug Konkretes zur Story, denn je mehr wir andeuten, desto mehr müssten wir erklären; und kämen doch zu keiner Antwort. Bioshock Infinite beherrscht die Kunst, uns immer wieder mit spannenden Fragen anzufüttern, uns vermeintliche Antworten zu präsentieren, die sich kurz darauf als Trugschlüsse herausstellen und stattdessen neue Fragen aufwerfen. Das Spiel ähnelt einem Puzzle, bei dem wichtige Teile fehlen und andere scheinbar nirgendwo passen. Nach dem Finale verlasst ihr Bioshock Infinite entweder mit einem »Was zum Geier ist gerade passiert?« oder mit einem »Wow!«
Der Vergleich mit Lost bietet sich förmlich an, denn genau wie die US-Serie drückt sich Infinite beim packenden Finale um klare Antworten und spielt uns den Ball gleich wieder zurück: Es lässt nicht nur alle bohrenden Fragen unbeantwortet, sondern packt gleich noch ein paar neue obendrauf - von teils metaphysischer Tragweite. Wer jetzt »Metawas?« denkt oder seine losen Enden gerne zu einem handlichen Paket zusammengeschnürt hätte, der kann durchaus zu der Überzeugung gelangen, dass sich die Autoren beim Finale großflächig in Philosophie, Quantenphysik und Symbolik verzettelt haben. Wer hingegen gerne interpretiert, wer offene Enden mag und ohnehin lieber seine eigenen Antworten findet, für den ist Bioshock Infinite ein Fest.
Deutsche Version
Auch wenn es ab und zu mal etwas ruppiger zugeht, ist die deutsche Version von Bioshock Infinite komplett ungeschnitten. Volljährige Zocker können also unbesorgt zur Version mit dem roten USK-Flatschen greifen. Die Menüs, Bildschirmtexte und die Sprachausgabe wurden (mit kleinen Ausnahmen, siehe Hinweise im Artikel) deutsch lokalisiert.
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