BioWare – Die Spiele der RPG-Macher 1995 machten sich die drei Universitätsabsolventen Ray Muzyka (links); Greg Zeschuk (rechts) und Augustine Pip (nicht im Bild) daran, Computerspiele zu entwickeln. Dabei haben alle drei eigentlich ein abgeschlossenes Medizinstudium. Das Motto des Unternehmens ist bis heute, »die emotional ansprechendsten Spiele zu entwickeln«. Auf den folgenden Bildern wollen wir einen Gang durch die Geschichte des Unternehmens wagen und betrachten die Meilensteine der heute renommierten RPG-Schmiede.
1996 – Shattered Steel (PC) Aus heutiger Sicht ganz untypisch, begann der Werdegang von BioWare allerdings nicht mit einem Rollenspiel, sondern dem Mech-Geballer Shattered Steel. Zwar heißen die Mechs hier »Planet Runners«, aber im Grunde genommen, ist das Spiel ein typisches Actionspiel mit großen, zweibeinigen Panzern, wie seinerzeit schon das berühmte MechWarrior oder Metaltech. Eine Besonderheit des Titels ist aber, dass auch die sogenannte Voxel-Technologie zum Einsatz kam und die Landschaften so – für die damalige Zeit – sehr natürlich wirkten und sogar deformiert werden konnten.
1998 – Baldur's Gate (PC) BioWares erster wirklicher Meilenstein ließ dann nicht lange auf sich warten und so erschien 1998 Baldur's Gate, das von vielen, bis heute, als eines der besten Rollenspiele bezeichnet wird. Die Spielwelt basiert dabei auf der Pen&Paper-Vorlage »Forgotten Realms« für die zweite Edition des Advanced Dungeons & Dragons-Regelwerks.
Die Geschichte beginnt in Kerzenburg an der Schwertküste, wo der Spielcharakter seit seiner Kindheit aufgewachsen ist. Sein Mentor Gorion fordert ihn aber nun auf, mit ihm zu einem Versteck zu reisen, da es in Kerzenburg nicht mehr sicher ist. Auf dem Weg werden die beiden von einer mysteriösen Gestalt in einer eindrucksvollen Rüstung überfallen und Gorion wird getötet. Damit beginnt das Abenteuer, bei dem der Spielcharakter von seiner Freundin aus Kindheitstagen Imoen begleitet wird.
2000 – MDK 2 (PC, PlayStation 2, Dreamcast) Zwei Jahre später erschien das verrückte MDK2. Das ist zwar auch kein Rollenspiel, aber ein durchgedrehter 3rd-Person-Shooter voller verrückter Ideen. Der Spieler übernimmt die Rolle von drei verschiedenen Charakteren: Dr. Fluke Hawkins, seinem Hausmeister Kurt Hectic und dem Roboterhund Max. Dabei spielen sich die Figuren vollkommen unterschiedlich. So sind bei Dr. Hawkins Experimentierfreudigkeit und Geistesblitze gefragt, während bei Max eher ein gestählter Abzugsfinger angesagt ist. Das ganze Spiel nimmt sich dabei von vorn bis hinten nicht ernst und steckt voller Anspielungen und witziger Ideen.
2000 – Baldur's Gate 2 (PC) Im selben Jahr erschien auch Baldur's Gate 2, welches bis heute ebenfalls als eines der besten PC-Rollenspiel aller Zeiten gilt. Technisch hatte sich gegenüber dem Vorgänger zwar nicht viel getan, aber in Sachen Umfang und Größe, stellte Baldur's Gate 2 den ersten Teil bei weitem in den Schatten.
Zu Beginn des Spiels findet sich der Spielcharakter in einem Verlies wieder, in dem er von dem Magier Jon Irenicus gefoltert wird. Doch es gelingt ihm sich und seine Freunde, Imoen, Minsc (und Boo) und Jaheira zu befreien und zu fliehen. Wieder an der Oberfläche wird Imoen, zusammen mit Irenicus, von den Wachen der Stadt Athkatla abgeführt, da es dort verboten ist, Magie zu verwenden. Der Spielcharakter versucht nun Imoen zu befreien. Doch das ist nur der Auftakt zu einer riesigen Geschichte voller Intrigen.
2002 – Neverwinter Nights (PC) Zwei Jahre nach Baldur's Gate 2 übertrugen BioWare in Neverwinter Nights das Spielprinzip der beliebten RPG-Reihe in eine 3D-Engine. NWN spielt auch wieder in den Forgotten Realms (oder: Vergessenen Reichen). Hauptschauplatz ist die Stadt Niewinter in der eine Pest die Bevölkerung dahinrafft. Neben der Bekämpfung dieser Seuche, umfasst die Geschichte noch eine große Verschwörung, sowie viele Nebenquests.
Dazu bietet Neverwinter Nights außerdem einen Mehrspielermodus, in dem ein Teilnehmer die Rolle des Spielleiters übernehmen kann, und die Möglichkeit eigene Inhalte, von einzelnen Karten bis hin zu großen Questreihen, mit Hilfe des Aurora Editors zu erstellen. Später erschienen auch noch zwei AddOns. Der Nachfolger wurde übrigens nicht mehr von BioWare entwickelt, sondern von Obsidian Entertainment (Alpha Protocol, Dungeon Siege 3).
2003 – Star Wars: Knights of the Old Republic (PC) Mit Star Wars: Knights of the Old Republic vermischten BioWare das System aus Pen&Paper-Rollenspielen mit dem Star Wars-Franchise. Das Spiel basiert dabei auf dem Star Wars Roleplaying Game von Wizards of the Coast, welchem die dritte Edition der D&D-Regeln zugrunde liegt.
Star Wars: Knights of the Old Republic spielt rund 4000 Jahre vor den Kinofilmen. Hauptziel ist es Darth Malak aufzuhalten, der Herrscher über die gesamte Galaxis werden will. Bis der Spieler den fiesen Schergen aber konfrontieren kann, müssen noch viele Abenteuer bestanden werden, wobei man, typisch für BioWare, auch eine große Gruppe Abenteurer zusammenstellt. Die aktive Party besteht dabei aus zwei Figuren und dem Hauptcharakter.
2005 – Jade Empire (Xbox, PC) Jade Empire erschien zunächst nur für die Xbox. Ein Jahr später folgte auch noch die PC-Fassung, die die zusätzlichen Inhalte der Limited Edition für die Konsole enthält. Das Setting ist dabei, mit dem mittelalterlichen China, das mit einigen Steampunk-Elementen angereichert wurde, recht unverbraucht. Auch die Spielmechanik unterscheidet sich von den früheren Rollenspielen von BioWare. So wird nicht mehr in einem rundenbasierenden und pausierbaren System gekämpft, sondern der Gegner direkt attackiert, wie in einem Prügelspiel.
Die Story beginnt in einer malerischen und ruhigen Kampfsportschule, die allerdings prompt überfallen wird, wobei der Meister des Spielers von den Angreifern entführt wird. Fortan gilt es den Meister Li wiederzufinden und zu retten. Doch am Ende ist, wie so oft in BioWare-Spielen, nicht alles so, wie es scheint.
2007 – Mass Effect (Xbox 360, PC) Haben BioWare in Jade Empire Prügelspiele mit Rollenspielen verbunden, sind es bei Mass Effect 3rd-Person-Shooter und Rollenspiele. Die Kampfmechanik ist dabei deutlich Spielen wie Gears of War entliehen und noch um die Möglichkeit erweitert worden, das Spiel zu Pausieren, um dem Team-Kameraden Befehle zu erteilen oder Fertigkeiten anzuwenden.
Für Mass Effect haben die Schreiber bei BioWare ein komplett neues Spieluniversum erschaffen. Zwar war auch schon die Spielwelt von Jade Empire eine Eigenkreation, aber bei weitem nicht detailliert und umfangreich wie die von Mass Effect. Die Story dreht sich um Commander Shepard, der als erster Mensch ein Spectre, eine Art galaktischer Geheimagent, werden soll. Leider geht die Mission, auf der er getestet werden soll schief, weil ein Turianer namens Saren, ein berüchtigter Spectre, dazwischenfunkt. Fortan jagt Shepard den Verräter und kommt einer gewaltigen drohenden Gefahr auf die Spur. Mass Effect ist dabei nur der Auftakt zu einer Trilogie, die 2011 ihr Ende findet.
2008 – Sonic Chronicles: Die dunkle Bruderschaft (Nintendo DS) Ein Ausflug in andere Gefilde als den PC und die Konsolen stellt Sonic Chronicles: Die dunkle Bruderschaft dar. Das ausschließlich auf dem Nintendo DS erschienene RPG bietet zwar in Sachen Dialogen und Spieltiefe nicht unbedingt die gleiche Qualität wie seine großen Vettern auf den anderen Systemen, ist aber ein gut gemachtes RPG mit dem SEGA-Maskottchen Sonic und vielen bekannten Gesichtern aus den Spielen um den blauen Igel.
2009 – Mass Effect Galaxy (iOS) Mass Effect Galaxy spielt vor Mass Effect 2 und erzählt die Geschichte von Jacob Taylor und Miranda Lawson, die beide wichtige Crew-Mitglieder im zweiten Teil der Trilogie sind. Die Story dreht sich dabei um batarianische Terroristen. Jacob und Miranda müssen ein Attentat auf den Citadel-Rat verhindern.
Mass Effect Galaxy ist dabei kein 3rd-Person-RPG, wie die großen Spiele, sondern ist in 2D gehalten und wird aus der Vogelperspektive gespielt. Das Spiel erschien nur für das iPhone und das iPad.
2009 – Dragon Age: Origins (PC, Xbox 360, PlayStation 3) Dragon Age: Origins sollte das Genre der traditionellen Rollenspiele, im Stile eines Baldur's Gate, wieder aufleben lassen. Dazu setzte BioWare auf die Tugenden der Altmeister: Pausierbare, taktische Gefechte, viele Möglichkeiten den Charakter zu gestalten, viele Dialoge und eine große Geschichte.
Eine Besonderheit des Spiels ist die Möglichkeit auf sechs unterschiedlichen Wegen in das Abenteuer zu starten. Dafür ist der jeweilige gesellschaftliche Hintergrund der Spielfigur verantwortlich, der sich auch auf das spätere Spiel auswirkt. So reagieren die NPCs auf einen adeligen Menschen anders, als auf einen Elf, der in der Wildnis lebt. Ein Jahr später erschien noch das AddOn Awakening, dessen Geschichte direkt an die des Hauptspiels anknüpft.
2010 – Mass Effect 2 (PC, Xbox 360, PlayStation 3) Für den zweiten Teil der Mass Effect-Trilogie überarbeitete BioWare leicht das Kampfsystem: Waffen können nicht mehr überhitzen, verbrauchen aber Munitionsclips. Die Dialoge und die Geschichte sind in Mass Effect 2 noch filmreifer inszeniert als im Vorgänger. Die Story wird dabei mehr in Episodenform erzählt.
Zwei Jahre nach dem ersten Teil muss Shepard eine neue Crew zusammenstellen, da die mysteriöse Rasse der Collectors menschliche Kolonien bedrohen und niemand außer ihm ihnen Einhalt gebieten kann. Dazu erfährt der Held viel Unterstützung von einer Geheimorganisation namens Cerberus, die nicht die beste Reputation im Weltall hat. Shepard muss viele Entscheidungen treffen, von denen manche den Tod seiner Kameraden bedeuten können.
2011 – Dragon Age 2 (PC, Xbox 360, PlayStation 3) Mit Dragon Age 2 entfernt sich BioWare wieder ein wenig vom Genre der klassischen Rollenspiele und legt den Fokus mehr auf Action und Inszenierung, wie schon bei den Mass Effect-Spielen. Die Steuerung ist direkter als im Vorgänger und die Erstellung eines stimmlosen, wenn auch individuellen Charakters, ist dem Helden Hawke gewichen, der komplett vertont wurde. Auch das Dialogsystem nähert sich dem aus Mass Effect an. So wählt man als Antwort nur eine Tendenz oder Schlagwort aus, welche dann den Gesprächsverlauf beeinflussen.
2011 – Star Wars: The Old Republic (PC) Auch BioWare versucht auch dem hart umkämpften MMORPG-Markt mitzumischen. Der Plan: Eine Kombination aus der mächtigen Star-Wars-Lizenz und starkem Fokus auf die Story soll die Konkurrenz abhängen. Das gelingt: Der Publisher EA vermeldet 1,7 Millionen aktive Spieler, die für Imperium oder Republik Abenteuer in einer weit entfernten Galaxie erleben.
2012 – Mass Effect 3 (PC, Xbox 360, PlayStation 3) Im Finale der Mass-Effect-Trilogie erreichen die bösen Reaper die Milchstraße und beginnen ihren Invasion. Nur wenn Commander Shepard die Völker der Galaxis gegen die Maschinenwesen eint, besteht die Chance die totale Vernichtung abzuwenden. Mass Effect 3 bietet erstmals in der Serie die Möglichkeit, die Kampagne entweder im regulären Rollenspiel-Modus, oder mit mehr Fokus auf Action oder Geschichte zu spielen. Zudem hält mit dem Koop-Spieltyp der Multiplayer-Modus Einzug in die Serie.
2012 – Führende Köpfe verlassen die Firma
Nach über 15 Jahren entscheiden sich innerhalb kurzer Zeit sowohl Greg Zeschuk als auch Ray Muzyka dazu, Bioware den Rücken zu kehren. Mitarbeiter sehen in einer allgemeinen Erschöpfung und Unzufriedenheit den Grund für Zeschuks Abschied, während Muzykas Weggang eng mit den Problemen um SW:TOR und dessen Umstellung auf ein Free2Play-Modell in Verbindung stehen soll. Kurze Zeit später nimmt auch der Lead Designer des Star Wars-MMOs, Daniel Erickson, seinen Hut.
2013 – Bioware San Francisco schließt
Das vor allem für Browser- und Social Games (Dragon Age: Legends) zuständige Studio wird im Frühjahr 2013 geschlossen – vermutlich aus Kostengründen. Die Spieleschmiede war erst 2011 zu Bioware gestoßen und vorher unter dem Namen EA2D bekannt, mit dem Ende der Firma verlieren rund 30 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz.
2014 - Dragon Age: Inquisition (PC, Xbox One, PlayStation 4, Xbox 360, PlayStation 3) Mehr Open-World, weniger Story-Finesse: Trotz viel Kritik an langweiligen Sammelaufgaben wird der dritte Teil der Fantasy-Saga ein großer Verkaufserfolg. Die gut über 100 Stunden lange Kampagne wird durch mehrere Story-DLCs erweitert.
2015 - Shadow Realms (PC, Xbox One, PlayStation 4) Für asynchrone Koop-Spiel war als Setting eine Mischung aus moderner Realität und magischer Parallelwelt vorgesehen. Vier Spieler sollten im Team gegen einen fünften Spieler antreten, der als übermächtiger Schattenlord wie der Spielleiter in einem Pen-&-Paper-Rollenspiel Fallen setzen, Monster kontrollieren und die Umgebung manipulieren sollte. Ein Jahr nach der Ankündigung wurde die Entwicklung von Shadow Realms jedoch eingestellt.
2017 - Mass Effect: Andromeda (PC, Xbox One, PlayStation 4) In einer neuen Galaxie versuchen die altbekannten Rassen des Mass Effect-Universums, neue Welten zu besiedeln. Fernab der Reaper-Gefahr übernimmt der Spieler erstmals in der Serie nicht die Rolle von Held Shephard, sondern steuert den männlichen oder weiblichen Teil eines Geschwisterpaares. Eine chaotische Entwicklungsphase bei Bioware Montreal mündet in einen überhasteten Release, reihenweise Spieler regen sich über amateurhafte Gesichtsanimationen in Gesprächen und das erneut langweilige Open-World-Design auf. Auch die Story enttäuscht. Kurze Zeit später wird Bioware Montreal geschlossen, ein angekündigter Singleplayer-DLC rumd die Quarianer erscheint nie.
2019 - Anthem (PC, Xbox One, PlayStation 4) Das vielleicht letzte Spiel von Bioware entscheidet möglicherweise über das Schicksal der Spieleschmiede - und es ist kein reinrassiges Rollenspiel mehr! Anthem spielt auf einer entfernten Science-Fiction-Welt und ist always-online; vier Spieler schließen sich in Gruppen zusammen und fliegen mit ihren Javelins genannten Kampfanzügen von einem Missionsziel zum nächsten. Unterwegs wird kräftig geballert und Loot gesammelt - Destiny lässt grüßen. Ob Anthem als erstes »Games as a Service"-Spiel von Bioware die Fans begeistern und die Firma retten kann, erfahren wir am 22. Februar 2019, dann erscheint das Multiplayer-Spiel nämlich.
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