30 Jahre Commodore Amiga - Die 20 wichtigsten Spiele für den Kultrechner
20 Meilensteine: Die wichtigsten Amiga-Spiele Für den Amiga sind im Laufe der Jahre mehr als 3.000 kommerzielle Titel erschienen, darunter zahlreiche 08/15-Gurken, aber eben auch viele Spielspaß-Knaller. Eine Best-of-Auswahl fällt entsprechend schwer. Wir versuchen es trotzdem und präsentieren 20 bedeutende Spiele, die den Erfolg des Amiga mit ausgemacht haben.
Alien Breed Das englische Entwicklerstudio Team 17 (Worms) bringt 1991 ein Action-Spektakel auf den Markt, das sich als Hommage an den Kinofilm Aliens: Die Rückkehr versteht: Aus der Vogelperspektive stapft man in Alien Breed durch eine Raumstation und kämpft gegen außerirdische Monster. Die detaillierte Grafik der Ballerei setzt zwingend 1 Megabyte RAM und somit den Kauf einer Speichererweiterung für den Amiga 500 voraus. In den Folgejahren erscheinen noch eine Special Edition sowie diverse Fortsetzungen – etwa das vermurkste Alien Breed 3D von 1995.
Another World Éric Chahi ist ein echtes Allround-Genie: Der Franzose produziert Another World 1991 fast im Alleingang – Idee, Programmierung und Grafik stammen von dem Delphine-Software-Mitarbeiter. Die größte Errungenschaft des atmosphärischen Action-Adventures ist seine revolutionäre Technik: Während die Animationen (wie in Prince of Persia) per Rotoskopie Frame für Frame erstellt sind, bestehen sämtliche Figuren und Objekte aus zweidimensionalen Polygonen.
Beneath a Steel Sky Revolution Software um seinen Vordenker Charles Cecil (Baphomet’s Fluch) ist Mitte der 90er-Jahre einer der weltweit besten Adventure-Produzenten. Mit Beneath a Steel Sky setzt sich das Studio ein wahres Amiga-Denkmal: Die düstere Zukunftsvision hebt sich wohltuend von der sonst so humorigen Genrekonkurrenz ab und nutzt eine wegweisende Technologie namens Virtual Theatre. Diese sorgt dafür, dass die computergesteuerten Charaktere nicht nur doof als Erfüllungsgehilfen herumstehen, sondern einer Art Tagesablauf folgen. Beneath a Steel Sky gibt es mittlerweile für den PC gratis, etwa bei GoG.com.
Defender of the Crown Cinemaware trägt seinen Firmennamen wahrlich zurecht, denn die Titel aus der kalifornischen Spielemanufaktur bieten in der Amiga-Ära stets eine fast schon kinoreife Inszenierung. Debütspiel der Truppe ist Defender of the Crown, eine Mixtur aus Strategie- und Action-Elementen mit opulenter Bitmap-Grafik. Im mittelalterlichen England übernimmt man die Rolle eines Ritters und kämpft um die Vorherrschaft im Königreich. So bombardiert man beispielsweise die Burgen der Widersacher in einem Katapultminispiel und befreit holde Jungfrauen, indem man sich als Schwertkämpfer profiliert.
Die Siedler Der Strategiespiel-Meilenstein von Volker Wertich erscheint 1993 zunächst für den Amiga – die PC-Umsetzung kommt erst ein Jahr später auf den Markt. Mit der Aufbau-Sim hält auch der Ausdruck »Wuselfaktor« Einzug in den Sprachgebrauch von Spielern: Die Pixeluntertanen werkeln derart fleißig und autonom herum, dass schon das bloße Zusehen Spaß bereitet. Besonders motivierend ist der Splitscreen-Modus, dank dem zwei Kontrahenten gegeneinander zum Siedel-Duell antreten können.
The Great Giana Sisters »The Brothers are History!«: Diese kühne Behauptung prangt 1988 auf der britischen Verpackung des Hüpfspiels The Great Giana Sisters von Rainbow Arts. Tatsächlich steht der Titel in direkter Konkurrenz zum NES-Hit Mario Bros. und nutzt dessen Spielprinzip als allzu deutliche Inspiration – Nintendo droht den deutschen Entwicklern um Sound-Legende Chris Hülsbeck gar mit einer Copyright-Klage. Und so verschwindet die Amiga-Umsetzung schon wenige Wochen nach ihrem Release wieder aus den Händlerregalen. Entsprechend selten ist der Kulttitel dann auch: Auf eBay werden aktuell stattliche 800 Euro für eine vollständige Version aufgerufen.
Kick Off Der Engländer Dino Dini trägt nicht nur einen extravaganten Namen, er ist auch für eine der berühmtesten Fußball-Simulationen verantwortlich: Das von Anco in den Handel gebrachte Kick-Off stellt seine Matches aus einer Vogelperspektive dar und setzt im Vergleich zur späteren Sensible-Soccer-Konkurrenz auf Realismus. So klebt der Ball beispielsweise nicht am Fuß der Kicker, sondern muss mit viel Feingefühl über den Rasen bugsiert werden. Zudem bietet Kick-Off als einer der ersten Genrevertreter Fouls, Wiederholungen und gelbe sowie rote Karten.
Lemmings 1991 heißt DMA Design noch nicht Rockstar North und hat mit Gangster-Action wenig am Hut. Der erste Mega-Hit des späteren Superstudios dreht sich vielmehr um kleine, grünhaarige Wesen mit Tendenz zum Bildschirm-Suizid. Aufgabe des Spielers ist es, die Lemminge unbeschadet zum Level-Ausgang zu eskortieren. Zu diesem Zweck weist man den Schutzbefohlenen unterschiedliche Rollen zu und lässt sie beispielsweise mit einem Fallschirm sicher gen Boden gleiten. Der Erfolg des Titels ist so groß, dass DMA Design unzählige Ableger und Fortsetzungen produziert.
Lionheart In der Amiga-Szene sind die Mitarbeiter von Thalion Software vor allem wegen ihrer herausragenden technischen Fähigkeiten bekannt – und das sieht man dem Fantasy-Hüpfspiel Lionheart auch sofort an. Die wunderhübsche Pixeloptik profitiert von feinstem Parallax-Scrolling: Sämtliche Level-Elemente sind also auf verschiedene Tiefenebenen verteilt, die wiederum in unterschiedlicher Geschwindigkeit über den Bildschirm gleiten – dadurch entsteht ein erstaunlicher Tiefeneffekt. Um auf die für Amiga-Entwickler desaströse Raubkopier-Thematik aufmerksam zu machen, bringt Thalion den Titel sogar ohne Kopierschutz heraus.
Lotus Esprit Turbo Challenge Ayrton Sendup – so heißt einer der Computerpiloten aus dem grandiosen Amiga-Rennspiel Lotus Esprit Turbo Challenge. Die Entwickler der Raserei haben aber nicht nur Humor, sondern auch mächtig was auf dem Kasten: Dank trickreicher Pseudo-3D-Grafik, simpler Steuerung und fantastischer Musik erfährt sich der Titel eine große Fangemeinde. Die beiden Fortsetzungen bauen auf dem Erfolg auf, bieten aber noch zusätzliche Neuerungen – etwa einen Editor, der aus eingestellten Parametern automatisch neue Strecken erstellt.
North & South Die Software-Aufarbeitung realer Konflikte muss nicht zwangsweise bierernst sein, wie North & South eindrucksvoll beweist: Der Strategie-Action-Hybrid von Infogrames inszeniert gemäß seiner Comicvorlage (»Die blauen Boys«) den amerikanischen Sezessionskrieg als parodistische Gag-Parade, hat aber auch spielerisch viel zu bieten. Besonders im Zweispieler-Modus kommt Spannung auf, denn die Schlachten werden stets als Actioneinlage ausgetragen, sobald Armeen auf der Risiko-ähnlichen Karte aufeinander treffen.
Pinball Dreams 1992 sind Flipper eine große Nummer und der schwedische Entwickler Digital Illusions Creative Entertainment (kurz: DICE) noch nicht der Battlefield-Gigant heutiger Tage. Pinball Dreams umfasst insgesamt vier Tische mit unterschiedlicher Thematik, vom Wilden Westen über den Weltraum und die Musikindustrie bis hin zum Friedhofsgrusel. Doch nicht nur die Vielfalt, sondern auch die Technik der Kugelei begeistert: Grafik, Sound und Ballphysik sind der Konkurrenz meilenweit voraus.
Ports of Call 1987 werden zahlreiche Amiga-Besitzer über Nacht zum Reeder: Denn Ports of Call vom deutschen Studio Aegis Interactive Software macht seine Spieler zu Besitzern einer eigenen Handelsflotte, die Waren über die Weltmeere transportiert. Gute Planung reicht jedoch nicht aus, um zum virtuellen Millionär zu werden: Immer wieder muss man auch Geschicklichkeitseinlagen bewältigen. Das sperrige Einparken eines Frachters in einen der engen Hafen hat nicht wenige Ports-of-Call-Spieler in den Wahnsinn getrieben.
Rick Dangerous Core Design ist den meisten Spielern ein Begriff – schließlich geht Tomb Raider auf das Konto der Entwickler aus Derby. Doch schon zu Amiga-Zeiten landen die Engländer einen respektablen Hit, der sich um das Thema Archäologie dreht: Rick Dangerous springt und kämpft sich in seinem gleichnamigen Spiel durch Ruinen voller Fallen und Gegner, immer auf der Suche nach dem Level-Ausgang. Der Frustfaktor ist allerdings immens hoch: Viele Stellen lassen sich nur durch Glück oder Ausprobieren nach dem Trial&Error-Prinzip überstehen.
Shadow of the Beast Reflections bringt mit Shadow of the Beast den wohl größten Grafikblender der Amiga-Geschichte heraus: Das 2D-Actionspiel nutzt zahlreiche Programmiertricks, um der Commodore-Hardware Dinge zu entlocken, die eigentlich unmöglich sein sollten. Ob Farbpalette, Sprite-Anzahl oder Scrolling-Ebenen – das Fantasy-Spektakel ist eine Demonstration der Fähigkeiten der späteren Driver-Macher. Wen kümmert es da, dass spielerisch nur Durchschnitt geboten wird? 2015 will Sony ein modernes Reboot der Reihe auf der PS4 veröffentlichen.
Speedball 2 Die Bitmap Brothers gehören in den 90er-Jahren zu den schillerndsten Vertretern ihrer Zunft und entwickeln mit Titeln wie Xenon 2: Megablast oder Cadaver Hits am Fließband. Das wohl wichtigste Spiel der Briten ist aber Speedball 2: Brutal Deluxe. Der rabiate Science-Fiction-Sport sieht nicht nur blendend aus, er ist im Mehrspielermodus auch eine echte Suchtgranate. Und wenn ein verletzter Athlet vom Feld getragen wird, ertönt das berühmte »Ice Cream«-Sprachsample – absoluter Kult!
Starglider 2 So schick viele Amiga-Titel mit ihrer Pixeloptik auch aussehen, in Sachen echte 3D-Darstellung tut sich der Commodore-Rechner schwer. Das hindert Jez San von Argonaut Software jedoch nicht daran, mit Starglider 2 eine Weltraumsimulation zu veröffentlichen, die auf Polygongrafik setzt. Freilich sind die Oberflächen der Spielwelt noch nicht mit Texturen beklebt, der Gesamteindruck ist aber nichtsdestotrotz famos. Der Clou: Dank sogenanntem Dual Loading System läuft die Amiga-Version sogar auf dem Atari ST und andersherum.
Stunt Car Racer Mit Stunt Car Racer erobert der spätere Formula-One-Grand-Prix-Macher Geoff Crammond erstmals das Amiga-Rennspielgenre. Allerdings geht es in der wilden Fahrerei nicht um Realismus, sondern um den puren Spaß an der Freude: Mit einem Hotrod heizt man aus der Cockpitperspektive über Kurse, die in ihrer Streckenführung an Achterbahnen erinnern. Hinzu kommt eine (damals innovative) Turbofunktion, mit der man sein Gefährt kurzzeitig stark beschleunigen kann.
Turrican 2 Kaum ein anderes Spiel aus Deutschland besitzt in den 90er-Jahren derartiges Kultpotenzial wie die Vertreter der Turrican-Serie. Teil 2 würzt die Action des Vorgängers mit weitläufigen Levels im Metroid-Stil und bietet verbesserte Grafik sowie einen Ohrwurm-Soundtrack von Chris Hülsbeck. Kurioser Fakt am Rande: Accolade bringt den Titel später als Konsolenumsetzung namens Universal Soldier (passend zum Film mit Jean-Claude van Damme) erneut auf den Markt, und ersetzt den Helden mit einem Marine.
Wings Und nochmal Cinemaware, dieses Mal aber im Ersten Weltkrieg: Wings erzählt die Geschichte eines Piloten, der vom Anfänger zum Fliegerass aufsteigt – Texteinblendungen im Stummfilmstil machen das Abenteuer besonders atmosphärisch. Und auch die eigentliche Action überrascht durch ihre Vielfältigkeit: Neben klassischen Dogfights enthält Wings auch Bombereinsätze und Missionen, bei denen man Luftangriffe aus Iso-Ansicht durchführen muss.
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