Press Start? Nö, Trackmania Turbo beginnt stattdessen mit der grell blinkenden Aufforderung, eine Münze einzuwerfen! Diese Hommage an Spielhallen-Klassiker wie Outrun ist freilich nur symbolisch gemeint, passt aber wie die Motorhaube aufs Auto: Denn Nadeo feiert mit der aktuellen Ausgabe seiner Erfolgsserie eine wahre Arcade-Party. Egal ob Menüs, Farbgebung oder Spielmodi: Hier ist alles auf unbändigen Vollgas-Spaß gebürstet.
Erste Raser-Anlaufstelle ist dabei die Kampagne: Satte 200 Strecken warten hier darauf, im Kampf gegen die Uhr gemeistert zu werden, und damit deutlich mehr als im zerstückelten PC-Episoden-Vorgänger Trackmania 2. Der Übersichtlichkeit halber werden dabei stets zehn Pisten zu einem Block zusammengefasst. Wer weitere Schauplätze freischalten will, der muss ein entsprechendes Medaillenkontingent vorweisen.
Für sowohl optische als auch fahrerische Abwechslung sorgen dabei die vier grundverschiedenen Szenarien: Drei davon sind allerdings nur Neuinterpretationen der altbewährten Serienbekannten Canyon (Felsen, Staub, Rampen), Valley (Wald, Wiesen, Schotter) und Stadium (Tribünen, Tunnel, Asphalt). Der Ärger ist über diese Wiederverwertung hält sich allerdings in Grenzen, da die Szenarien nicht nur optisch gehörig aufgepeppt wurden, sondern auch zahlreiche frische Streckenelemente spendiert bekamen.
Traumurlaub auf Traumachterbahnen
Einziger echter Neuzugang und auch absolutes Highlight von Trackmania Turbo ist die Rollercoaster-Lagune, die uns auf atemberaubenden Achterbahnkonstruktionen durch wunderbar-kitschige Urlaubsidyllen jagt. Doch egal, wo man nun herum heizt, das Grundprinzip ist stets dasselbe: Drei Zeitvorgaben für Gold, Silber sowie Bronze müssen bei der Solofahrt unterboten werden - und kaum ein Kurs dauert mehr als 45 Sekunden.
Fehler sind zwar dementsprechend schmerzhaft, Frust bleibt dank einer sofortigen Rücksetzfunktion ohne jedwede Ladezeit aber aus. Immer und immer wieder knabbert man Hundertstel um Hundertstelsekunde von seiner Bestzeit ab - der Suchtfaktor ist enorm! Zumal die minimalistische, szenario-abhängige Fahrphysik zwar leicht zu erlernen, aber im Grenzbereich schwer zu meistern ist.
Und wenn man doch mal ständig scheitert, hilft das Joker-System: Wer auf einer Strecke beispielsweise drei Silbermedaillen sammelt, darf diese gegen eine goldene Auszeichung eintauschen. Der Fortschritt ist also nicht nur eine Frage des Könnens, sondern auch des Dranbleibens.
Ein Auto, zwei Fahrer = Koop-Wahnsinn
Trackmania bezieht einen Großteil seiner Faszination traditionell aus dem Wettsreit mit anderen Spielern. Dementsprechend enthält auch Turbo vielfältige Optionen für geselliges Tempomachen. So werden die eigenen Ergebnisse stets mit denen von Online-Freunden verglichen und Ranglisten zeigen an, wo man im regionalen oder gar weltweiten Ranking steht. Zudem haben sich die Entwickler von Nadeo extrem spaßige Offline-Modi ausgedacht: Ja, Trackmania Turbo bietet Splitscreen-Rennen für bis zu vier Sofa-Piloten!
Und JAAAA, die lokale Raserei macht enorm viel Laune. So schraubt man sein Fahrzeug im Stunt-Modus durch die Lüfte, um einen Turbobalken aufzuladen. Beschleunigt bei der Smash-Variante, indem man ständig auf die Beschleunigungstaste einhämmert. Und erinnert sich im sogenannten Monoscreen an das gute alte Micro Machines - denn hier muss die Konkurrenz durch schnelles Fahren aus dem Bildausschnitt gedrängt werden.
Abgerundet wird das oldschoolige Multiplayer-Fest durch einen Modus, der mit seinen Extra-Manövern (Riesenauto, Schuss, Boost) als Liebeserklärung an Mario Kart durchgeht. Und weil wir es hier ja mit einem Arcade-Spiel zu tun haben, werden all diese Varianten nicht einfach im Menü angewählt, sondern durch geheime Tastenkombinationen aktiviert. Man gibt also eine zufällige Folge aus Symbolen ein und staunt dann über das Ergebnis. Die Codes sind zwar nur drei Stellen lang und somit leicht herauszufinden, ein konservativeres System wäre dennoch praktischer gewesen.
Direkt anwählbar ist hingegen mit Double Driver eine Idee, die mit ziemlicher Sicherheit aus einer Bierlaune entstand: Zwei Spieler lenken hier ein und dasselbe Auto - nur wenn beide sich bei ihren Controller-Eingaben einig sind, bleibt man halbwegs auf der Strecke. Klingt bescheuert, ist aber ein absoluter Knaller, wilde Vorwürfe unter den Koop-Piloten inklusive! Der klassische Hotseat, bei dem bis zu 16 Teilnehmer brav nacheinander auf die Strecke gehen, hat da deutlich weniger Konfliktpotenzial, ist aber nicht minder spaßig.
Weltweites Fahrer-Netzwerk
Wer es lieber online und somit dezent unpersönlicher haben will, der steuert den Menüpunkt Online an. Hinter diesem verbergen sich unter anderem Herausforderungen, die man der Community oder nur direkten Freunden stellen kann: Welche Strecken sollen in welcher Zeit und mit wie vielen Versuchen gemeistert werden? Zudem lassen sich Räume erstellen, die dann als Multiplayer-Auffangbecken dienen: An einstellbaren Parametern stehen der grundsätzliche Modus (etwa Time Attack oder Stunt), die maximale Spielerzahl (bis zu 100!) sowie das Streckensortiment zur Auswahl. Anschließend beginnt die wilde Hatz: Wenn Dutzende von Geisterfahrzeugen gleichzeitig über eine Strecke heizen und der Bestzeit hinterherjagen, dann entfaltet Trackmania sein volles Online-Potenzial.
Das liegt auch an der tadellosen Technik: Sämtliche Strecken sehen blitzsauber aus, eine bombenfeste Bildrate ohne störende Ruckler bringt das immense Geschwindigkeitsgefühl prima rüber. Für die tonale Untermalung sorgt ein interaktiver Elektro-Soundtrack, der sich den Fahrkünsten anpasst - je schneller man fährt, desto treibender und voluminöser die Beats.
Unendlicher Streckennachschub
Den genialen Streckeneditor gibt's natürlich ebenfalls wieder, und zwar in gleich mehreren Varianten. Während die Einsteiger-Version des sogenannten Trackbuilder quasi halbautomatisch Kursteile vorschlägt, kann im Fortgeschrittenen-Modus sogar die Landschaft bis ins kleinste Detail verändert werden. Allerdings muss man sich zuvor mit der dezent fummeligen Bedienung auseinandersetzen, die immer ein paar Arbeitsschritte mehr als eigentlich nötig erfordert.
Ungeduldige können dafür erstmals in der Seriengeschichte einen Zufallsgenerator anwerfen, dessen Ergebnisse zwar natürlich nicht ganz mit liebevoll designten Eigenkreationen mithalten können, aber dennoch erstaunlich gut funktionieren. Da sich die Zufallskurse ebenso sowie sämtliche Editorbauwerke bequem speichern und mit anderen Spielern tauschen lassen, sind dem Fahrspaß in Trackmania Turbo im wahrsten Sinne des Wortes keine Grenzen gesetzt. Da möchte man zum Dank glatt eine Münze in die Konsole werfen.
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