Ballern statt erforschen
»Ich hasse Gräber«, sagt Lara Croft an einer Stelle. Paradox, da sie doch seit nunmehr 17 Jahren vor allem dafür bekannt ist, mit Vorliebe durch fallengespickte Grabkammern zu turnen, um wie Indiana Jones den seltsamsten magischen Artefakten nachzujagen. Doch wer Tomb Raider eine Weile spielt, wird merken, dass dieser Ausspruch vielleicht ursprünglich gar nicht von Lara, sondern einem Entscheidungsträger von Square Enix stammt.
Um der Serie zu neuem Leben zu verhelfen, rückt der Publisher das, was Laras Abenteuer einmal ausmachte, nämlich die Lust am Erkunden von verwinkelten und mit Fallen übersäten Höhlensystemen, in den Hintergrund. Stattdessen scheint sich Square Enix auf das zu konzentrieren, was nach Meinung von Marktforschern am ehesten für Umsatz sorgt: zahlreiche und effektvolle Deckungsschießereien, gepaart mit möglichst blutrünstigen Zwischensequenzen.
Die dazu passende Story vom Mädchen, das während einer Forschungsreise Schiffbruch erleidet und zusammen mit einigen anderen Überlebenden versucht, von einer mysteriösen Insel gerettet zu werden, soll wegen der düsteren Grundstimmung »erwachsen« wirken. Allerdings wandert der Entwickler generell auf einem sehr schmalen Grat, wenn er versucht, sein Spiel einerseits als möglichst »erwachsen« darzustellen, gleichzeitig aber zu sehr auf Splatter, Folter und übertrieben düstere Atmosphäre baut.
Nur weil etwas nicht für Kinderaugen geeignet ist, bedeutet das noch lange nicht, dass es »erwachsen« ist. Aber wer weiß, vielleicht war das ja von Anfang an der Plan, um Tomb Raider zu einem knallhart kalkulierten Erfolg zu machen. Solange dieses kalkulierte Spiel so viel Spaß macht, wie Tomb Raider es trotz seiner Schwächen eindeutig tut, ist dagegen auch nicht viel zu sagen, und der Erfolg sei Square gegönnt. Lara Crofts Generalüberholung ist zum Glück kein schlechtes Spiel, hat aber ein paar Probleme zu viel, um zu einem genialen Spiel zu werden.
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