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The Banner Saga - Fünf Minuten Gameplay aus der Xbox-One-Version
Alette spannt ihren Bogen und schießt. Der Pfeil durchbohrt eine anstürmende Stadtwache, die schreiend in sich zusammensackt. Eigentlich müssten wir uns freuen, schließlich ist unsere Taktik perfekt aufgegangen. Wäre da nicht diese Sprechblase über Alettes Kopf. »Ich wollte das nicht tun« steht da. Und wir fühlen uns richtig mies. Nein, das via Kickstarter finanzierte The Banner Saga macht es uns wirklich nicht leicht. Es verwirrt, belügt, enttäuscht, ist stellenweise richtig gemein und bestraft uns selbst dann, wenn wir perfekt spielen. Trotzdem oder gerade deswegen hat uns kaum ein anderes Strategiespiel in den letzten Jahren so sehr fasziniert.
Versionsvergleich und Sprache
The Banner Saga läuft sowohl auf der PS4 als auch auf der Xbox One in 1080p. Optisch kommt die wunderschöne Zeichentrickoptik auf beiden Plattformen gleich gut zur Geltung, vor allem auf der One kommt es in Kämpfen allerdings immer wieder zu leichten Ruckelanfällen. Auch die PS4-Version läuft nicht immer flüssig, aber insgesamt sprübar runder und absolut ausreichend für ein geruhsames Taktikspiel.
Beide Versionen leiden zudem unter recht langen Ladezeiten bei jedem Menüwechsel, die auf der PS4 gerade noch verkraftbar sind, auf der One aber regelmäßig die 20-Sekunden-Marke überschreiten. Das wirkt sich sich spürbar auf den Spielspaß aus, weshalb wir die One-Version um 3 Punkte abwerten.
The Banner Saga ist ein sehr textlastiges Spiel, das fast vollständig ohne Sprachausgabe auskommen muss. Zwar gibt es eine deutsche Version, die Übersetzung ist aber leider mehr als holprig und wird dem sehr guten englisch Original in keinster Weise gerecht. Wer über gutes Schulenglisch verfügt, sollte The Banner Saga deshalb unbedingt auch auf Englisch spielen, um die volle Dramatik und Faszination der spannenden Geschichte nachvollziehen zu können.
Ein Steuereintreiber als Held
Dabei fängt alles ganz harmlos an. Ein schickes Zeichentrick-Intro entführt uns in eine von nordischen Sagen inspirierte Fantasy-Welt, in der es keine Götter mehr gibt und ein Zweckbündnis aus Menschen und Riesen (»Varl« genannt) einen Krieg gegen die golem-artigen »Wüter« gewonnen hat. Unsere Reise beginnt in der Haut des Varl-Weisen Ubin, der in der Siedlung »Strand« eigentlich nur Steuern eintreiben möchte, plötzlich aber das Leben des hiesigen Bürgermeisters verteidigen muss.
Noch bevor wir also das Story-Knäuel aus Göttern, Rassen, Namen und Steuereintreiben entwirren können, stehen wir schon in unserer ersten rundenbasierten Taktikschlacht. Und auch die verwirrt uns mehr, als dass sie uns hilft. Zwar führt uns ein Zwangs-Tutorial wie auf Schienen durchs Gefecht (wir können nur das wählen, was das Spiel vorschreibt), erklärt dabei aber lediglich die wichtigsten Grundregeln.
Warum das Kampfsystem zum Besten und Anspruchsvollsten gehört, was das Strategie-Genre plattformübergreifend zu bieten hat, kapieren wir erst viele Schlachten später. Durch Ausprobieren in den (jederzeit verfügbaren) Trainingsgefechten. Vor allem aber durch Fehler. Wer jeden Kampf im Hurra-Stil und verlustfrei überstehen möchte, ist bei The Banner Saga definitiv an der falschen Adresse.
Schild oder Leben?
Die größte Besonderheit: Jede Einheit verfügt über einen Schild- und einen Stärkewert, wobei Letzterer gleichzeitig auch den Lebenspunkten entspricht. Pro Zug können wir nur eins von beiden attackieren. Und schon raucht das Hirn. Denn je weniger Schildpunkte ein Gegner hat, desto mehr Schaden können wir ihm anschließend (!) zufügen. Aber je weniger Stärkepunkte er besitzt, desto weniger Schaden müssen wir befürchten. Vieles hängt entsprechend davon ab, welche Einheit als nächstes ziehen darf und wo sie sich befindet.
Hinzu kommt, dass wir jeden Angriff mit begrenzt verfügbaren Willenspunkten verstärken dürfen, die sich nur regenerieren, wenn wir die entsprechende Einheit eine Runde aussetzen lassen. Selbstverständlich verfügt auch jeder unserer bis zu sechs Helden auf dem Schlachtfeld über individuelle Charakterwerte und sowohl aktive als auch passive Spezialfähigkeiten. Je länger Alette etwa auf einer Position verharrt, desto mehr Schaden verursacht ihr Bogen, mit dem Schild von Varl-Held Iver stoßen wir Gegner zurück (und idealerweise direkt auf andere).
Ein wenig Eingewöhungszeit verlangt auch die Gamepad-Steuerung: Trotz omnipräsenter Bildschirmanzeigen ist der Weg zum gewünschten Menüpunkt zu Beginn nicht immer klar ersichtlich, weil wir mal den Stick zum Durchschalten der Optionen benötigen, dann wieder das Digitalkreuz und manchmal gar die Bumper. Auch beim Positionieren der Einheiten verklicken wir uns anfang immer mal wieder, die Wahl des Feldes per Analogstick fühlt sich etwas holprig an.
Die größten Probleme in den Schlachten verursachen aber die Textfenster. Denn anstatt bei den Erklärungen zu den wichtigen Spezialfähigkeiten die Fenstergröße je nach Textlänge anzupassen, verkleinert The Banner Saga bei langen Texten einfach die Schriftgröße, sodass Besitzer kleinerer Fernseher fast schon eine Lupe benötigen, um alles entziffern zu können.
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