Unsere Tage sind gezählt
Auch spielerisch wird es im dritten Teil dramatischer: Wir müssen wieder Vorräte auftreiben, um unsere Karawane am Leben zu erhalten. Später im Spiel wird die Nahrungsknappheit aber zu einem gnadenlosen Countdown, der die Tage runterzählt, für die unsere Vorräte noch reichen. Die Nahrungsmenge in unserem Besitz wird also direkt in Tage umgerechnet, die uns anzeigen wie viel Zeit zur Rettung der Welt noch bleibt.
Haben wir vorher zu wenige Ressourcen bei Händlern eingekauft oder sind zu großzügig mit ihnen umgegangen, geht uns die Zeit aus. Das klingt spannend, entpuppt sich aber als zahnlos: Selbst wenn der Zähler auf null sinkt, ist das Spiel nicht vorbei. Im schlimmsten Fall sterben Figuren, durch Entscheidungen und Kämpfe können wir aber Tage gutmachen.
Heldentitel und Gegnermassen
Die taktischen Rundenkämpfe sind fast gleich geblieben: Haben wir unsere Party aus unterschiedlichen Klassen zusammengestellt, steht uns pro Zug eine Aktion zur Verfügung. Wir können beim Gegner Rüstung oder Gesundheit angreifen, sowie Fähigkeiten einsetzen, die Willenskraft kosten. Magier dürfen zum Beispiel einen Blitz über das Feld jagen, der auf mehreren Feldern einschlägt. Bogenschützen greifen mit hoher Reichweite an, kommen aber schlecht durch Rüstungen, weshalb ein Nahkämpfer wie die bulligen Varl vorher Rüstungspunkte abziehen sollte.
Die Steuerung mit dem Gamepad benötigt wie schon im Vorgänger gerade in den Kämpfen etwas Einarbeitungszeit. Es gibt einfach zu viele belegte Knöpfe und die Handhabung fühlt sich mitunter etwas fummelig und inkonsequent an: Mal schalten wir mit dem Digikreuz durch die einzelnen Optionen, mal mit dem linken Stick. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran. Nur die kleinen Ruckler, die gerade auf dem Schlachtfeld hin und wieder auftreten, stören dauerhaft. Dafür passt die Schriftgröße auf dem Fernseher und die Ladezeiten fallen angenehm kurz aus.
Mit den Gegnerwellen, dem Valka-Speer und den Heldentiteln gibt es auch drei Neuerungen. Bei den Wellen müssen wir nach einem Kampf entscheiden, ob wir weiterkämpfen und uns schließlich einem Boss stellen. Bei jeder Stufe (meistens zwei oder drei) dürfen wir verletzte Kämpfer austauschen. Besiegen wir den Endgegner, gibt es ein seltenes Item als Belohnung. Diese optionale Herausforderung ist ideal für alle, die sich noch anspruchsvollere Kämpfe wünschen.
Der Valka-Speer sendet ähnlich wie die Blitzfähigkeit elektrische Entladungen über das Feld, kann aber von jedem Helden bedient werden und lädt sich über Gegnertode auf. Durch seine geringe Schadenswirkung haben wir ihn auf dem normalen Schwierigkeitsgrad aber meistens ignoriert. Ähnlich verhält es sich mit den Heldentiteln: Wählt man sie beim Aufleveln aus, bringen sie für den jeweiligen Charakter Boni wie erhöhten Angriffsschaden. In der Schlacht merken wir aber kaum einen Unterschied.
Die Welt endet abwechslungsreich
Dafür fallen die Gefechte an sich abwechslungsreicher aus als in den Vorgängern, weil oft Story-Ziele in die Schlachten eingebaut werden: Wir müssen zum Beispiel eine verwundete Figur beschützen oder die Gegner nicht zu nah an eine Glocke kommen lassen. Läutet sie nämlich, kommt Verstärkung! Cleveres Vorgehen lohnt sich, weil die Kämpfe schon ohne Spezialziele extrem fordernd sind.
Mit den Wütern, den von der Dunkelheit besessenen Deformierten, sowie Menschen, Varl und anderen Rassen wie den Pferdebürtigen stehen uns außerdem unterschiedliche Gegnertypen gegenüber, die jeweils eigene Taktiken erfordern. Manche Gegner sind zum Beispiel schwer gepanzert, weshalb man erst ihre Rüstung angreifen sollte, um den eigenen Schaden zu erhöhen. Andere können unsere Figuren vergiften, weshalb man sie unbedingt zuerst erledigen muss.
Kann man mit The Banner Saga 3 einsteigen?
Auch wenn die Entwickler das Gegenteil behaupten, sollte man unserer Meinung nach die Vorgänger kennen. Die Banner-Saga-Reihe erzählt eine zusammenhängende Geschichte über drei Teile und nimmt dabei keinerlei Rücksicht auf Neueinsteiger. Selbst wer die Vorgänger zum Release gespielt hat, dürfte anfangs Schwierigkeiten haben, der Handlung zu folgen, Teil 1 ist immerhin schon über vier Jahre her. Die Geschichte setzt ohne große Erklärungen einfach da an, wo Teil 2 aufgehört hat. Das kurze Intro-Video reicht nicht, um alle Detailfragen zu beantworten, weshalb wir empfehlen, die Vorgänger (noch einmal) zu spielen oder zumindest eine ausführliche Zusammenfassung zu lesen, bevor man sich an The Banner Saga 3 wagt.
Gerade wenn wir ohnehin schon gegen eine Überzahl an Feinden kämpfen und dann immer noch Verstärkung nachkommt, kann das aber schnell für Frust sorgen. Sieht man sich mit zehn neuen Gegnern konfrontiert, während die eigene Party schon auf drei von sechs Mitgliedern geschrumpft ist, hat man kaum noch eine Chance. Hier hätten die Entwickler ruhig etwas Härte rausnehmen können und dafür lieber verlorene Kämpfe größere Auswirkungen haben lassen. Verletzte Charaktere starten zwar mit einem Malus auf Stärke und Rüstung in die nächste Schlacht, es gibt aber selbst für Niederlagen Ansehenspunkte. Die können wir in Vorräte oder Charakter-Level investieren. Zudem geht die Geschichte einfach weiter, egal wie gut man kämpft: Wenn man immer verliert, aber trotzdem ein befriedigendes Ende erreichen kann, bricht das ein Stück weit mit der knallharten Atmosphäre.
Trotzdem liefert The Banner Saga 3 ein würdiges Finale ab. Denn es beendet nicht nur meisterhaft eine großartige Erzählung, sondern hat auch eine Welt erschaffen, die - wenn es nach uns geht - noch für viele Geschichten und damit Spiele gut ist.
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