Was taugen Rätsel und Humor?
Die Monkey Island-Serie gilt als anspruchsvoll, die ideenreichen Rätsel erforderten mitunter eine gute Portion Hirnschmalz. Der Auftakt von Tales of Monkey Island kommt im Vergleich wesentlich gemütlicher daher. Selbst Adventure-Einsteiger dürften sich in den logischen und klar strukturierten Rätseln nicht verfransen. Die Rätselketten sind kurz und geradlinig, das Inventar überschaubar gefüllt. Zum ersten mal in einem Telltale-Spiel kann man Gegenstände im Inventar kombinieren, was aber keine Rätsel-Offenbarung ist, sondern schlichtweg verspäteter Standard.
An mehreren Stellen lässt Launch of the Screaming Narwhal die Wahl, parallele Rätsel in beliebiger Reihenfolge zu lösen, zum Beispiel eine Kneipenschlägerei zu provozieren oder einen verbuddelten Schatz zu heben. Das eingebaute Hilfesystem, durch das Guybrush ab und zu allgemeine Kommentare zur Situation abgibt, bleibt dagegen nutzlos. Serienkenner dürften die überwiegend dürren Rätsel in Launch of the Screaming Narwhal ernüchtern, weil sie spannenden Ausgangslagen (etwa der Kneipenschlägerei) zu wenig Substanz abgewinnen und rasch in »Wie, das war’s schon?«-Momente münden.
Ähnlich ungenutzt bleibt die schöne Idee mit Guybrushs eigenwilliger Fluchhand, die sich zumindest in der ersten Episode überwiegend zahm gebärdet, selten thematisiert wird und erst ganz zum Schluss ein Rätsel beeinflusst. Aber das mag sich in kommenden Fortsetzungen noch ändern. Ansonsten ist der Humor gelungen und treffsicher, auch wenn er nicht die herausragende Dichte der Sam & Max-Spiele erreicht. Neben viel Wortwitz, zahlreichen Anspielungen auf andere Adventures und solide ins Piraten-Szenario eingeflochtenen Parodien auf Kulturgüter des 21. Jahrhunderts servieren die Tales of Monkey Island eine überraschende Portion Klamauk: Rutschpartien, Backpfeifen oder eine schreckliche Enthüllung über das Sexualleben eines Charakters stellt Telltale in sauber animierten Slapstick-Szenen dar. Dazu kommen die durch die Bank exzellenten englischen Sprecher.
Was leistet die Technik?
Technisch ist Tales of Monkey Island selbst für Wii-Verhältnisse eher mäßig: Die eigentlich recht detaillierten Umgebungen wirken arg texturarm. Und wenn Guybrush sich (per Nunchuk-Stick) durch die Landschaft bewegt kommt alles erbärmlich ins Ruckeln. Apropos Bewegung: Die launische Kamera mit ihren unvorhersehbaren Perspektivenwechseln macht das Anvisieren von Gegenständen manchmal zum Geduldspiel. Das gilt erst recht, wenn der Bildschirm in Bewegung ist, etwa auf dem schwankenden Schiff in der Eröffnungssequenz. Schlampig: Bei der Umsetzung auf die Wii hat Telltale wohl nicht bedacht, dass Konsolenzocker nicht wie PC-ler Zentimeter vor dem Monitor sitzen, sondern oft mehrere Meter vor dem Fernseher, noch dazu mit einer standardmäßig per Analogsignal angeschlossenen Konsole. Die Untertitel sind extrem klein und nur auf großen Glotzen einigermaßen zu erkennen. Dabei sind die Einblendungen aber dringend nötig, denn die aus Download-Größengründen offenbar stark komprimierte Sprachausgabe klingt manchmal arg verrauscht. Unverzeihlich: Sowohl Sprache als auch Text gibt es nur in Englisch, damit ist die Chance vertan, auch mal jüngere Spieler an die Monkey Island-Serie heranzuführen.
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