Walking Simulator im All
Im Kern läuft das Spiel immer gleich ab: Wir folgen jedem einzelnen Charakter der Tacoma in einer Situation, bis wir alle benötigten Information gesammelt haben, um in das nächste Modul zu dürfen. Während wir die Umgebung erkunden, ist unser eigener tragbarer Computer (das Data Transfer Device) mit ODIN verbunden. Ein Blick darauf verrät, welcher Prozentsatz der Datensätze noch fehlt, bevor es weitergeht. Es ist eine praktische Orientierungshilfe, die verhindert, dass wir ziellos auf der Tacoma umherirren, schränkt gleichzeitig aber auch unsere Bewegungsfreiheit ein. Erst wenn wir alle relevanten Momente an einem Ort erlebt haben, dürfen wir ins nächste Modul.
Die einzigen Rätsel, über die wir bei unserer Suche stolpern, sind verschlossene Türen und unvollständige beziehungsweise fehlerhafte Daten in der privaten Kommunikation der Crew. Erstere lassen sich leicht lösen, indem wir entweder nach dem passenden Code in der Umgebung suchen oder die Zeit an eine Stelle spulen, an der ein Crewmitglied die passenden Zahlen am Schloss eingibt.Letztere sorgen vor allem für etwas mehr Spannung, da uns so wichtige Informationen vorenthalten werden.
Viel mehr hat Tacoma spielerisch nicht zu bieten. Der Titel macht der fast schon despektierlichen Bezeichnung Walking Simulator hier alle Ehre - selbst wenn ein wenig Schwerelosigkeit in die Mischung geworfen wird.
Blasse Charaktere & fehlende Klischees
Ähnlich wie andere Genre-Vertreter legt Tacoma seinen Fokus weniger auf abwechslungsreiches Gameplay, sondern stattdessen auf Charaktere und Handlung. Ein Großteil der Geschichte wird durch die Umgebung der Tacoma erzählt. Überall finden wir Hinweise auf die Personen, die auf der Station leben und arbeiten, auf ihre Vorlieben, Interessen, Probleme und Sorgen.
Die Datensätze verraten uns, dass Botaniker Andrew und sein Partner sich um Geld streiten. Während sein Ehemann ihn lieber zurück bei der Familie sehen möchte, will Andrew unbedingt genug verdienen, um den gemeinsamen Sohn auf eine gute Schule zu schicken. Gleichzeitig ist Netzwerkspezialistin Natali am überlegen, welches Körperkissen einer K-Pop-Band sie sich am liebsten kaufen möchte, und Administrator E.V. spielt in der eigenen Kabine Gitarre.
Diese kurzen Momentaufnahmen geben uns einen Einblick, wer die Crew vor dem Unglück war, und bieten gleichzeitig eine Erklärung für ihr Verhalten während der Katastrophe. Trotz der vielen Hinweise schaffen es die Charaktere aber nicht, innerhalb der zwei bis drei Spielstunden von Tacoma wirklich zum Leben zu erwachen.
Das ist schade, denn so mangelt es der durchaus interessanten Geschichte an den menschlichen Konflikten, die wir in einer Extremsituation auf Leben und Tod erwartet hätten. Was die Handlung von Tacoma besonders macht, sind daher weniger die Charaktere, sondern vielmehr die Tatsache, dass das Spiel auf all die Klischees verzichtet, die sofort in den Kopf springen, wenn wir die Worte "Künstliche Intelligenz" und "Raumstation" hören. Das macht gerade das Ende sehr befriedigend und lässt uns wünschen, dass es danach noch weiter ginge. Das ist zwar ein gutes Zeichen, tröstet aber nur wenig darüber hinweg, dass es dem Weg bis zu diesem Punkt an Spannung fehlt.
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