»Einen schönen guten Tag, hier spricht ihr Reiseleiter. Auf unserer Tour durch die jüngere Videospielgeschichte hält der Nostalgie-Bus heute in Silent Hill. Zu Ihrer Linken sehen sie das berühmte Brookhaven Hospital, auf der rechten Seite den Lakeside Vergnügungspark. Bitte beachten sie beim Aussteigen die neue HD-Grafik und passen sie auf die Monster auf.«
Da stehen wir nun also einmal mehr in der berühmtberüchtigten Gruselstadt. Nur zu gern würden wir zunächst Harry Mason bei der Suche nach seiner verschwundenen Tochter Cheryl helfen. Dürfen wir aber nicht, denn Konami hat Teil eins nicht mit in die Silent Hill HD Collectiongepackt. Wir müssen uns daher mit Silent Hill 2und Silent Hill 3begnügen, dafür ist immerhin das Bonus-Kapitel »Born From a Wish« enthalten.
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Stille Hügel sind tief
Beginnen wir unseren Ausflug also mit James Sunderland, der Hauptperson von Silent Hill 2. Ihn führt ein Brief seiner eigentlich verstorbenen Frau Mary in die einst so idyllische Kleinstadt. Was er noch nicht weiß, aber bald feststellen muss: Der Ort hat sich in ein höchst ungemütliches Fleckchen verwandelt, in dem schreckliche Monster ihr Unwesen treiben.
Wir steuern James in der Third-Person-Perspektive durch die nebligen Straßen und düsteren Innenareale. Dabei setzen wir uns entweder mit Hieb-, Stich- oder Schusswaffen gegen die einem kranken Alptraum entsprungenen Angreifer zur Wehr oder nehmen, wie für ein Survival-Horror-Spiel üblich, panisch Reißaus.
James ist nämlich kein typischer Videospielheld, der Knarre oder Schwert schwingt und die Gegner mit einem sarkastischen Spruch auf den Lippen wie am Fließband nieder mäht. Er ist kein Mitglied einer Spezialeinheit, kein Soldat, kein Krieger, ja noch nicht einmal ein richtiger Held, sondern ein einfacher, von Schuldgefühlen zerfressener Mann.
Die ungastliche Stadt Silent Hill ist mit all ihren Schrecken gleichermaßen ein Spiegelbild seiner Seele. Der verzweifelte James hat nur noch ein Ziel: seine Frau wiederzufinden. Von der fehlt allerdings jede Spur, dafür trifft der Witwer auf andere Personen, die ebenso verloren zu sein scheinen wie er. Darunter die geheimnisvolle Maria, die eine frappierende Ähnlichkeit mit Mary hat. Neben der einmaligen Horror-Atmosphäre sind es vor allem diese wundervollen Charaktere, die Silent Hill 2 zu dem Klassiker machen, der er ist.
Handlung, Personen und Inszenierung erinnern an die Filme von David Lynch (»Lost Highway«, »Mulholland Drive«). Zudem wird die Angst nicht wie in Resident Evildurch plumpe Schock-Effekte erzeugt, sondern findet vor allem im Kopf statt. Gruselig ist nicht nur das, was wir sehen, sondern das, was wir uns vorstellen, was durch die Geräuschkulisse, Hinweise in der Umgebung oder die allgemeine Atmosphäre angedeutet wird.
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