Als Sony die PS5 Pro enthüllt hat, war gut abzulesen, was sie können würde – Game Boost für bis zu 45 Prozent mehr Performance in den allermeisten PS5-Spielen, mehr Ray-Tracing-Power für schickere Spiegelungen und Lichtstimmungen sowie PSSR für eine saubere Bildausgabe frei von Artefakten.
In einer Fußnote wurde aber auch ein sogenannter 'Image Enhancer' für PS4-Spiele genannt. Um was es sich dabei handelt, dazu hat sich Sony bis heute nicht geäußert. Ich habe die Funktion jedoch analysiert und geschaut, was sie eigentlich bringt. So viel ist sicher: Bei den richtigen Spielen sorgt sie für einen gehörigen Schärfe-Boost!
Was ist der Image Enhancer eigentlich?
In den Einstellungen eurer PS5 unter Bildschirm und Video > Videoausgabe habt ihr vielleicht schon einen neuen Menüpunkt entdeckt: "Bildqualität für PS4-Spiele verbessern"
Die kurze Beschreibung darunter deutet an, dass "bestimmte" Spiele von der Funktion profitieren, sie sehen dann besser aus. Mehr Details gibt es von offizieller Seite nicht, auch nicht welche Titel überhaupt gemeint sind.
Aber ich drösel es für euch auf: Die Verbesserung der Bildqualität kann mit Spielen genutzt werden, die lediglich 1080p ausgeben können. Sie werden dann auf 1440p oder 2160p hochskaliert, je nachdem welchen TV oder Monitor ihr an der PS5 Pro angeschlossen habt.
Bietet ein Spiel eine höhere Auflösung als 1080p, wird der Image Enhancer nicht aktiv. Das ist häufig bei PS4-Titeln der Fall, die nach dem Launch der PS4 Pro erschienen sind.
In älteren Titeln wie DriveClub, The Order 1886, Killzone: Shadow Fall, Batman: Arkham Knight, Dishonored: Definitive Edition, God of War 3 Remastered oder auch Bloodborne – die für die 1080p-Norm der Basis-PS4 konzipiert wurden – verbessert der Image Enhancer jedoch die Bildausgabe.
Und dort habe ich auch einmal nachgeschaut, was er eigentlich bewirkt.
Wie bringt der Image Enhancer und wie funktioniert er?
FromSoftwares düsterer Horror-Schnetzler Bloodboorne ist das beste Spiel aller Zeiten. Punkt. Sage ich zumindest – natürlich ganz objektiv. Deshalb habe ich mir für meinen PS5 Pro-Test auch direkt den RPG-Meilenstein geschnappt, um den PS4-Bildverbesser auszuprobieren.
Und mir ist schon auf den ersten Blick aufgefallen, dass das Action-Rollenspiel vor allem in der Bildmitte deutlich schärfer wirkt. Hier etwa gut zu erkennen an der umgekippten Kutsche zu Beginn des Spiels:
Was zudem auffällt, ist, dass Text- sowie HUD-Elemente genau wie das eigentliche Spiel geglättet werden. Hier gut zu erkennen an den Icons neben der Gesundheitsanzeige in Bloodborne:
Oder auch die Menüschrift:
Dass auch die Schrift betroffen ist, lässt darauf schließen, dass es sich beim PS4 Image Enhancer um einen "räumlich" agierenden Algorithmus handelt. Sprich: Er wird einfach mit dem gerenderten Frame gefüttert und erkennt anhand von Farbkontrasten Konturen, um deren pixelige Kanten aufzuweichen, nachzuzeichnen und auf eine höhere Auflösung zu bringen.
Zusätzliche Daten, wie die Bewegungsrichtung von Objekten oder deren Polygonkanten, spielen keine Rolle. Deshalb solltet ihr auch keine absolute Schärferevolution erwarten, sondern eher eine Verbesserung im Kleinen.
Wie die zusätzlichen Daten bei PSSR für eine blitzsaubere Bildausgabe sorgen, erfahrt ihr hier:
Ein bisschen hat mich die Herangehensweise vom Image Enhancer darüber hinaus an die xBR-Methode bei Retro-Skalierern wie dem mClassic erinnert, denn auch damit wird ein pixeliger Look für saubere Linien aufgebrochen. Hier ein Vergleich in Tekken 5 mit der originalen PS2-Ausgabe über HDMI:
Die PS5 Pro liefert jedoch weitaus schärfere Ergebnisse und hat laut den Tech-Experten von Digital Foundry aufgrund einer ausgefeilteren Technik auch einen Performance-Impact.
Den werdet ihr in 99 Prozent der Spiele zwar nicht bemerken, da die PS5 Pro genug Power hat, um nahezu jedes PS4-Spiel mit konstanten 60 fps darzustellen, eine Ausnahme gibt es aber dann doch und sie zeigt gut, dass der Image Enhancer ein paar Hardware-Ressourcen in Anspruch nimmt.
Es geht dabei um das Until Dawn-Original von 2015, das aus Kompatibilitätsgründen an einer höheren Framerate gehindert wird. Wird dann noch zusätzlich der Image Enhancer aktiviert, geht es noch einmal um knapp 15 Prozent bei den fps nach unten. Hier im Video gut zu sehen ab der sechsten Minute:
Link zum YouTube-Inhalt
Da ein einfaches Skalierung-Modell wie xBR eigentlich keine so hohen Performance-Kosten hat, gehe ich davon aus, dass beim Image Enhancer die KI-Hardware der PS5 Pro genutzt wird, ähnlich zur Auto SR-Methode KI-gestützten Windows-PCs:
Dass Maschinelles Lernen (oder im Volksmund eben "KI") eine Rolle spielt, steht für mich außer Frage, da das Ergebnis des Image Enhancers sehr bestehenden KI-Modellen ähnelt. Kanten werden enorm weichgezeichnet und bekommen im Anschluss einen überscharfen, sehr kontrastreichen Look.
Hier habe ich etwa einen Screenshot aus Uncharted 3 per Gigapixel AI-Fotobearbeitungs-App hochskalieren lassen und das Ergebnis ist sehr nah am PS4-Image Enhancer:
Zudem steht die Funktion auf der Standard-PS5 nicht zur Verfügung und der fehlt wiederum die KI-Hardware.
Der Bildverbesserer hat viele Stärken, aber auch Schwächen
Grundsätzlich muss ich sagen, dass der PS4 Image Enhancer für die PS5 Pro ziemlich gute Ergebnisse liefert und sogar typische KI-Probleme umgehen kann. Texte bleiben etwa gut lesbar und werden nicht zu stark deformiert.
Und auch mit 2D-Inhalten, wie hier in Celeste, kann der Skalierer gut umgehen, er verfälscht das Original kaum:
Genau wie zweidimensionale, stilisierte Zeichnungen, die mit dem Enhancer ein ganzes Stück schärfer erscheinen:
Allerdings vermatschen in einigen Spielen kleinteilige Details auf größerer Distanz. Hier etwa in Killzone: Shadow Fall, bei dem ich kaum noch deuten konnte, wo die Kleidung des Soldaten aufhört, und seine seltsam verschnörkelte Waffe anfängt:
Dasselbe gilt auch für Symbole, die der PS4 Image Enhancer gelegentlich nicht erkennt. Im Bildbeispiel direkt über diesen Zeilen sollte das Erkennungssymbol Vektas auf dem Kniepolster rund und erdähnlich aussehen, es ist aber sehr undeutlich geworden.
Zudem skaliert der Algorithmus lediglich die 1080p-Ausgabe der Originale, flimmernde Kanten verbleiben also weiterhin, nur dass sie aufgrund der KI-Methode mal mehr, mal weniger schimmernd auffallen.
Und in manchen Fällen kommt es bisweilen noch zu Grafik-Glitches wie in Just Cause 3, das Texturgeflackere ist aber die absolute Ausnahme:
Fazit: Solltet ihr den Image Enhancer aktivieren?
Meinem Eindruck nach bringt der Image Enhancer deutlich mehr Vorteile als Nachteile in den meisten Spielen und die zusätzliche Schärfe habe ich direkt bemerkt. Klar, einige kleinere KI-Verschnörkelungen wie im vierten Killzone-Teil sind mir einige Male aufgefallen, aber da bin ich schon sehr mit Detailblick herangegangen.
Beim normalen Zocken werdet ihr die Mini-Darstellungsfehler kaum bemerken.
Außerdem ist es bei KI-Modellen so, dass sie mit der Zeit dazulernen und verbessert werden. In einigen Monaten könnten einige der kleineren Problemchen sogar schon überholt sein und vielleicht wird ja sogar noch eine Lösung zur Kantenglättung gefunden.
Stand jetzt funktioniert der Image Enhancer aber schon sehr gut und ich finde es grundsätzlich immer sehr spannend, wenn alte Spiele mehr Liebe abbekommen. Und falls euch der Effekt nicht gefällt, könnt ihr die Funktion ja auch wieder deaktivieren, sie ist komplett optional.
Was sagt ihr zum Image Enhancer? Habt ihr ihn aktiviert und seht einen Unterschied oder ist er euch zu klein?
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