Bullen statt Bayern
Ihr ahnt es schon, wir kommen zur Achillesverse, die PES seit Jahren plagt: den Lizenzen. Während in FIFA 18 sogar die originalen Mannschaften und Spieler der Dritten Liga kicken, tun wir uns in Pro Evo schwer, eine europäische Top-Liga zu finden, in der nicht zumindest einzelne Teams oder deren Spieler durch Fantasieprodukte ersetzt werden mussten. Allein die französischen Ligue 1 und Ligue 2 sowie die Eredivisie kommen unbeschadet davon.
Die Bundesliga glänzt dagegen wie schon in den letzten Jahren durch vollkommene Abwesenheit. Lediglich Dortmund, den FC Schalke und RB Leipzig konnte sich Konami als Einzelteams sichern. Trotz offizieller Champions- und Europa-League-Rechte sind also nicht mal alle Teilnehmer dabei, der FC Bayern und Hoffenheim fehlen. Da trösten den deutschen Fußballfan auch die ausgebauten Lizenzabkommen mit diversen südamerikanischen Ligen nicht. Immerhin: Erneut ist es auf dem PC und der PS4 relativ einfach, von Fans gemachte Lizenzpatches zu installieren. Das ist sehr lobenswert, negiert den Kritikpunkt der fehlenden Lizenzen aber nicht gänzlich.
FIFA macht es besser - Die Teams und Ratings der 1. und 2. Bundesliga
Bevor wir zu den neuen Modi und Features kommen, noch zwei Worte zum deutschen Kommentar: besser abstellen! Hier hat sich praktisch nichts getan, die Sprachsamples von Hansi Küpper und Marco Hagemann klingen immer nach wie vor abgehackt und passen nur selten wirklich zur Situation auf dem Platz.
Clever gehandelt
Jetzt zu erfreulicheren Themen. Die neuen Spielmodi (Online-)Koop und Zufallsauswahl-Partie sind zwar keine PES-Revolution, aber doch nette Ergänzungen. Der 3-gegen-3-Koop unterscheidet sich vom herkömmlichen gemeinsamen Zocken vor allem durch gesonderte Bewertungen für die einzelnen Spieler. Erfolgreiche Aktionen geben Punkte, für Fehlpässe oder vergebene Chancen hagelt es Abzüge. Eine clevere Idee. Allerdings können wir die Ratings nicht immer nachvollziehen. So bekommen wir als Torhüter durchaus mal einen Fehlpass angerechnet, wenn ein Spieler nach einem hohen Abschlag das Kopfballduell verliert.
In Zufallsauswahl-Partien erhalten wir Spieler zugelost und können anschließend in mehreren Transferrunden versuchen, unserem Gegner seine Stars abzuluchsen, bevor es dann mit den Mannschaften auf den Platz geht. Wir hätten uns für diesen amüsanten Modus aber mehr Einstellungsmöglichkeiten gewünscht. Etwa mehr als die maximal drei Transferrunden, oder die Möglichkeit, nicht nur einen Spieler gleichzeitig zu stehlen.
Zur Verbesserung der Online-Modi hat sich Konami in diesem Jahr extra ins Zeug gelegt und vor dem Release einen Beta-Test abgehalten. Ob der wirklich was gebracht hat, ist derzeit noch schwer abzuschätzen. In unseren Probepartien zeigte die Verbindungsqualität ein wechselhaftes Bild. Mal spielten wir komplett ohne spürbare Verzögerung, ein andermal gab es heftige Slowdowns und Ruckler. Ausgerechnet am PC gab es die Online-Beta übrigens nicht, mit extrem ärgerlichen Folgen: Am Release-Tag sind die Server für PC-Zocker nicht erreichbar, erst einen Tag später kann das Problem behoben werden. Ein echtes Eigentor, Konami. Ein entscheidender Schritt scheint also auf keiner Plattform gelungen zu sein.
Das gilt auch für die Offline-Modi. Die Meister-Liga präsentiert sich nach wie vor ziemlich spröde, die leichten Verbesserungen etwa an den Transfers fallen kaum ins Gewicht. Angesichts der aufwändig inszenierten Singleplayer-Kampagne The Journey von FIFA ist der Stillstand im Werde-zur-Legende-Modus noch ärgerlicher. Neben einer wirklich guten Inszenierung fehlt es nach wie vor an Interaktion mit dem Trainer, konkreten taktischen Vorgaben für unseren Spieler und Feedback für unsere Leistungen.
Hinter Konamis Werbephrasen stecken also zum größten Teil tatsächlich spürbare Verbesserungen, dennoch richtet sich PES 2018 erneut eher an Fußball-Puristen, für die das Erlebnis auf dem Platz mehr zählt, als alles Drumherum. Unsere Herzen gewinnen die Japaner damit, die meisten Spieler dürften jedoch wieder beim Konkurrenten landen.
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