Outcast: Second Contact funktioniert wie ein Museum: Wir bewegen uns von Vitrine zu Vitrine, begutachten aufpolierte Überbleibsel einer vergangenen Zeit und stellen am Ende fest, dass wir doch ganz froh sind, dass sich seitdem viel getan hat.
Der Vergleich kommt nicht von ungefähr: Das 1999 auf dem PC erschienene originale Outcast hätte durchaus einen Platz in einer Ausstellung rund um Computerspiele verdient. Es hat schließlich als einer der ersten Titel ein Konzept verfolgt, das mittlerweile in vielen AAA-Spielen zum Einsatz kommt: die offene Spielwelt oder Open World.
Gameplay und Fazit:Testvideo zu Outcast: Second Contact
Die heute schon fast selbstverständliche Freiheit war damals eine regelrechte Revolution. Plötzlich konnte man überall hingehen und mit jedem reden, statt einengenden Levelschläuchen von A nach B zu folgen. Hinzu kamen die damit einhergehenden spielerischen Möglichkeiten wie Reittiere zum Erkunden.
Auch die neue Voxel-Engine mit höherer Weitsicht und die vollvertonten Dialoge waren ein technischer Meilenstein. Auch wenn Outcast längst nicht das erste Spiel mit einer offenen Welt war, war der fremdartige Planet Adelpha doch so lebendig und "realistisch", wie man es bis dahin noch nicht gesehen hatte.
Das ist neu im Remake:
Grafik: Texturen, Modelle und Licht- und Schatteneffekte wurden überarbeitet. Auch manche Landschaften in den Randgebieten wurden erweitert. Neue Pflanzen und dichtere Vegetation kamen hinzu. Das Render-Intro am Anfang wurde durch einzelne animierte Comic-Bilder ersetzt.
Steuerung: Es gibt eine neue Sprintfunktion mit Ausdaueranzeige, statt zu kriechen können wir uns nun ducken oder eine Ausweichrolle vollführen. Außerdem gibt es neue Laufanimationen für Slade und NPCs, sowie die Möglichkeit zu klettern.
Kämpfe: Für die Schießereien kam ein freies Zielsystem mit optionaler Hilfe dazu. Auch ein automatischer Zoom beim Zielen wurde hinzugefügt. Wer mag, kann Autoheilung aktivieren. Dann heilt sich die Figur selbstständig, man muss also nur im Notfall auf Medkits zurückgreifen.
Die Gefechte spielen sich durch die überarbeitete KI deutlich schneller. Die erkennt uns nun eher und reagiert flotter. Die Feinde sind so zwar mobiler, aber nicht intelligenter. Das macht die Kämpfe sehr hektisch, da die Soldaten wild herumlaufen, stecken bleiben und insgesamt keine wirkliche Bedrohung darstellen. Die NPCs verhalten sich dafür aber immerhin glaubwürdiger und folgen sinnvollen Aufgaben.
Menüs und Sound: Die Sprachaufnahmen, Geräusche und Soundtrack wurden nicht komplett neu aufgenommen, aber überarbeitet. Die Alienbegriffe in den Dialogen wurden zudem übersetzt, da sie im Original für viel Verwirrung sorgten. Es gibt neue HUD-Anzeigen für Namen, Aufgaben, sowie NPC-Stimmung und man kann sich Fraktions-Beliebtheit und Versorgungslage anzeigen lassen.
Orientierung: Damit man sich besser zurechtfindet, gibt es neue Hilfsanzeigen auf der Karte. Bei der Perspektive fehlt die Ego-Ansicht, auch die Kameraeinstellungen wurden entfernt.
Aus neu wird oldschool
Die Herausforderung für die Neuauflage Outcast: Second Contact liegt auf der Hand: Wie rettet man die Faszination von vor fast 20 Jahren ins Jahr 2017? Denn was damals neu war, ist heute eben oldschool. Was einst als revolutionär galt, entlockt uns nur noch ein Gähnen.
Wie ein Museum bietet das Remake zwar einen Blick in die Vergangenheit, aber keinen in die Zukunft. Ein polierter alter Steintopf bleibt eben trotzdem alt, und schönere Grafik kann uns im Test nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Outcast-Open-World-Formel längst weiterentwickelt wurde.
Also warum sollte man dem Remake dennoch eine Chance geben? Für die Antwort passt ebenfalls das Beispiel vom Museumsbesuch: Weil wir aus unserer Vergangenheit lernen können.
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