Empire of the Ants im Test - Das schönste Spiel des Jahres ist alles, nur kein Grafikblender

Empire of the Ants lässt uns als Ameise ganze Horden von Insekten in die Schlacht führen. Das sieht fantastich aus und macht auch mit dem Controller richtig Laune.

Empire of the Ants im GamePro-Test. Empire of the Ants im GamePro-Test.

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Meine Schützen sind auf einer Erhöhung platziert und geben meinen vorrückenden Soldaten Feuerschutz. Die feindliche Basis steht kurz vor dem Untergang. Aber was ist das? Eine Horde Mistkäfer stürmt zur Unterstützung und droht das Blatt zu wenden. Glücklicherweise sind meine Hornissen ausgeruht und kampfbereit. Ein paar intensive Minuten später gehört die Basis zu meinem Reich und der Waldboden ist mit den Panzern gefallener Mistkäfer bedeckt.

Momente wie diesen produziert Empire of the Ants, das neue Echtzeit-Strategiespiel aus der Third-Person-Perspektive von Tower Five und Microids für PS5, Xbox Series X/S und PC, in schöner Regelmäßigkeit. Was das Reboot des PC-Spiels aus dem Jahr 2000, das genau wie die Vorlage auf dem Roman von Bernard Werber basiert, ansonsten bietet, klären wir in unserem Test.

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Kleine Ameise, große Verantwortung

Wir schlüpfen in Empire of the Ants in den Chitinpanzer von Ameise 103.683 in einem nicht näher beschriebenen Wald. Da wir uns in ersten Scharmützeln gut geschlagen haben, steigen wir schnell in der Gunst unserer Königin und werden ausgesandt, um andere Völker der Föderation in ihrem Kampf gegen Termiten, andere Insekten und Umwelteinflüsse wie eine große Flut zu unterstützen.

Dabei besuchen wir auf unserer Reise verschiedene Ameisenhaufen und Umgebungen, ganz so episch, wie das ausgeschrieben klingt, ist die circa 20-stündige Solo-Kampagne allerdings nicht. Im Grunde arbeiten wir einfach eine Story-Mission nach der anderen ab. Zwischendrin können wir kleine, nicht vertonte Gespräche mit anderen Krabbeltieren führen und besondere Gegenstände wie einen alten Fußball oder eine Gießkanne untersuchen, was uns aber keine spielerischen Vorteile bringt.

Zwischendrin unterhalten wir uns immer wieder mit Königinnen. Zwischendrin unterhalten wir uns immer wieder mit Königinnen.

Der Einzelspielerteil ist aber trotzdem motivierend und zudem wirklich abwechslungsreich gestaltet. Die Entwickler*innen holen viel aus dem Setting heraus. Neben den großen strategischen Gefechten – zum Taktik-Gameplay lest ihr weiter unten natürlich noch mehr – gibt es auch kleinere Missionen. Da müssen wir mal eine langsame Schnecke eskortieren, Angreiferwellen abwehren, hinter feindlichen Linien Nester auskundschaften oder Jagd auf Glühwürmchen machen.

Wir haben zudem die Wahl, in welcher Reihenfolge wir die Missionen angehen und müssen pro Ameisenbau auch nicht alle Missionen erledigen, um in der Geschichte voranzukommen. Wer also lieber die Erkundungsmissionen macht, kann sich darauf konzentrieren und wer lieber den Strategieteil erleben möchte, legt darauf den Fokus.

Multiplayer: Empire of the Ants bietet auch noch einen Multiplayer-Modus, in dem wir im 1-gegen-1 oder 3-frei-für-alle gegen andere Spieler*innen antreten und dabei im Rang aufsteigen können. Im Test-Zeitraum waren die Server trotz Crossplay nur mäßig gefüllt, wenn wir aber mal eine Runde gefunden haben, haben die strategischen Gefechte durchaus Spaß gemacht.

Naturdoku zum Mitspielen

Gespielt wird unsere kleine Ameise aus der Third-Person-Perspektive. Die Entfernung der Kamera kann dabei in drei Stufen vergrößert beziehungsweise verkleinert werden. Wir können einen Sprung aufladen und auf Knopfdruck schneller laufen. 

Die Bewegung durch die abwechslungsreichen Gebiete funktioniert größtenteils gut und entfaltet den besonderen Charme von Empire of the Ants. Wenn ihr die Screenshots oder einen Trailer zum Spiel gesehen habt, dürfte euch aufgefallen sein, wie fantastisch das Spiel aussieht.  Dank der Unreal Engine 5 wirkt die mikroskopische Welt teilweise wirklich fotorealistisch und man hat das Gefühl eine Naturdoku anzuschauen.

Besonders in Szenen, in denen der Größenunterschied klar wird, sieht das Spiel fantastisch aus. Besonders in Szenen, in denen der Größenunterschied klar wird, sieht das Spiel fantastisch aus.

Das Setting von Empire of the Ants ist dabei nicht nur für Strategie-Verhältnisse erfrischend neu, sondern bietet auch generell faszinierende Einblicke in die Welt der Ameisen und Insekten. Wir erkunden beispielsweise einen kleinen Bereich, durch den Bahngleise verlegt sind. Es handelt sich nur um ein paar unspektakuläre Meter mit Gleisen, Steinen und ein paar Pflanzen.

Aus Ameisensicht bietet das Gebiet aber so viel mehr! Schmetterlinge flattern herum, in einer dunklen Ecke wartet eine große Spinne auf unvorsichtige Krabbeltiere und alleine der Weg aus dem Gleisbett auf die Schienen ist ein kleines Abenteuer. 

Diese Momente sind die große Faszination des Spiels. Wer sich für das Leben auf dem Waldboden interessiert und gerne mal als kleine Ameise einen Ameisenhügel erkunden möchte, kommt hier voll auf seine Kosten. 

Technik: Wir haben Empire of the Ants auf der PS5 getestet und hatten keinerlei Probleme mit der Technik. Grafik-Modi gibt es nicht, dennoch sieht der Titel durchweg gut aus und läuft trotz teilweise riesiger Insektenmassen auf dem Bildschirm angenehm flüssig.

Krabbelnde Kriegsführung

So friedlich wie im Ameisenhaufen geht es aber nicht überall zu. Verschiedene Stämme konkurrieren um Territorien und Ressourcenquellen. Nicht selten kommt es zu Auseinandersetzungen und richtigen Kriegen. Hier kommt der Strategieteil von Empire of the Ants ins Spiel.

Der Titel schickt uns dabei in zwei unterschiedliche Missionstypen. In den Taktikeinsätzen starten wir mit vorgegebenen Legionen und einem klaren Ziel, beispielsweise zehn Minuten lang eine bestimmte Anzahl von Nestern zu verteidigen.

In den großen Strategieeinsätzen haben wir mehr Optionen. Wir starten meist mit nur einem oder zwei Nestern und einer Startlegion. In der Folge müssen wir Nester erobern, neue Legionen ausheben und unser stetig wachsendes Reich verwalten. 

In einer Mission müssen wir eine Schnecke durch das Level eskortieren. In einer Mission müssen wir eine Schnecke durch das Level eskortieren.

Die beiden Ressourcen Holz und Nahrung ermöglichen uns den Bau von Schutzmechanismen wie Holzbarrikaden oder Verteidigungsschützen, das Erlangen von Informationen wie eine Übersichtskarte, das Ausheben neuer Legionen und das Lernen von speziellen Fähigkeiten wie einen Gesundheits- oder Angriffs-Buff.

Bei den Kämpfen setzt Empire of the Ants auf ein ziemlich simples Schere-Stein-Papier-Prinzip. Es gibt vier Legionentypen:

  • Soldaten sind stark gegen Arbeiter
  • Arbeiter sind stark gegen Schützen
  • Schützen sind stark gegen Soldaten
  • Spitzenprädatoren sind besonders starke Einheiten wie Mistkäfer oder Hornissen, von denen wir immer nur eine Legion kontrollieren können

Über ein Farbschema ist jederzeit erkennbar, welche Legionen uns gerade wo angreifen, sodass wir schnell die passende Antwort losschicken können. Die Balance ist dabei gut gelungen, auch wenn die KI keine Wunderdinge vollbringt. 

Häufig reicht es vollkommen aus, möglichst schnell höhere Upgradestufen freizuschalten und dann mit einer großen Armee von Nest zu Nest zu ziehen. Kniffliger sind manche Taktikeinsätze, weil wir hier schnell reagieren und unsere Legionen vorausschauend positionieren müssen.

Barrierefreiheit: Bei der Barrierefreiheit bietet Empire of the Ants nur wenige Einstellungen. Es gibt einen Arachnophobie-Modus, der Spinnen aus dem Spiel entfernt, andere Insekten und die Ameisen bleiben aber natürlich drin.

Ansonsten können "nur" die Logos der Legionen angepasst werden. Hier kann die Rahmengröße umgestellt werden, was die Sichtbarkeit erhöht.

Echtzeitstrategie für Konsolen-Käfer

Strategiespiele haben traditionell auf den Konsolen einen schweren Stand. Die Steuerung von komplexen Warenkreisläufen, Armeen und Reichsverwaltung ist mit dem Controller häufig deutlich komplizierter als mit Maus und Tastatur. Titel wie Frostpunk, Age of Empires 4 oder auch Anno 1800 haben hier zuletzt schon große Fortschritte gemacht und Empire of the Ants fügt sich wunderbar in diese Reihe ein.

Dem Titel gelingt es nämlich überraschend gut, spaßige Strategie mit einer intuitiven und funktionierenden Steuerung zu verbinden. All unsere Nester und unsere Einheiten sowie entdeckte Feindlegionen werden direkt im Spiel als Icons angezeigt. Über die Schultertasten wählen wir eine unserer Legionen, zielen auf ein Nest oder eine Feindeinheit und schicken sie auf Knopfdruck los. 

Hier schicken wir vier Legionen auf eine Gottesanbeterin. Dank der klaren Symbole bleibt die Übersicht erhalten. Hier schicken wir vier Legionen auf eine Gottesanbeterin. Dank der klaren Symbole bleibt die Übersicht erhalten.

Das funktioniert richtig gut und die Eingaben fühlen sich sehr präzise an. Auch der Nestausbau ist simpel und gut designt. Wir laufen einfach zu einem Nest und krabbeln dann in einem Ringmenü zu der Verbesserung, die wir wählen möchten.

Durch die Third-Person-Perspektive fehlt zwar manchmal ein bisschen die Übersicht auf dem Schlachtfeld, dafür müssen wir uns aber auch nicht mit einer hakeligen Kamera- oder Cursor-Steuerung herumschlagen. Der Titel fühlt sich dadurch weniger wie ein klassischer Strategietitel an. Wir sind kein übermächtiger und allwissender Anführer, sondern nur eine kleine Ameise, die direkt vom Schlachtfeld aus Befehle erteilt.

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