Onrush im Test - Eine echte Über-Rushung!

Ein Rennspiel mit Heldensystem, das an Overwatch erinnert – der Arcade-Racer Onrush von Codemasters ist nicht nur schnell und brachial, sondern auch überraschend anders.

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Verflixtes Onrush! Ein Rennspiel für PS4 und Xbox One, das seinen Tester ausbremst - nicht am Controller, aber an der Tastatur. Denn für einen blumigen Texteinstieg lässt der Codemasters-Titel keine Zeit, weil es viel Erklärungsbedarf gibt. Also schauen wir uns gleich das Grundprinzip an: Onrush findet zwar auf zwölf Rundkursen statt, ist aber kein klassisches Rennspiel mit Ziellinie und Siegerpodest.

Stattdessen kämpfen zwei Sechser-Teams in vier Modi um den Sieg, indem sie jeweils eine Aufgabe erfüllen. Zum Beispiel in Overdrive, wo Boost-Energie gesammelt und eingesetzt wird, um den Punktestand in die Höhe zu treiben. Oder die Teams balgen sich darum, welches von ihnen für fünf Sekunden einen sich bewegenden Bereich mit mehr Fahrzeugen besetzen kann. Also "Domination" auf Rädern, heißt hier aber Lockdown.

Am ehesten an ein Rennspiel erinnert der Modus Countdown. Für beide Gruppen tickt jeweils Zeit herunter, schlängeln sich die Fahrer allerdings durch Slalom-Tore, werden Sekunden gutgeschrieben. Die brachialste Variante ist Switch. Hier hat jeder Fahrer drei Leben. Wird man durch Gegner (oder eigene Fahrfehler) verschrottet, geht eines davon in Flammen auf, und das Fahrzeug muss gewechselt werden, bis eine Seite am Ende keine Leben mehr übrig hat. Das alles klingt schon durchdacht, wird jedoch durch die Fahrzeuge und ihre Eigenschaften erst abgerundet.

Takedown! Hier haben wir einen Gegner erwischt, der damit für rund 15 Sekunden aus dem Rennen ist – und in dieser Zeit keine Punkte für sein Team sammeln kann. Takedown! Hier haben wir einen Gegner erwischt, der damit für rund 15 Sekunden aus dem Rennen ist – und in dieser Zeit keine Punkte für sein Team sammeln kann.

Die zwei Motorräder und sechs Buggys haben individuelle Skills, was uns an eine gewisse Shooter-Spezies erinnert: Titan zum Beispiel blockiert die Gegner mit Energie-Barrieren, Dynamo versorgt seine Verbündeten mit Energie und Charger kann besonders gut aus der Luft angreifen - klingt nach Titeln wie Overwatch. Insgesamt verschraubt das Entwicklerteam die Skills und Modi zu einer Spielmechanik, die uns beim Test mit spannenden Matches Freude gemacht hat. Und doch täuscht sie nicht über einige Schwächen von Onrush hinweg.

Raserei mit Rhythmus

Gute Gameplay-Ideen taugen nichts ohne das richtige Fahr- und Geschwindigkeitsgefühl, doch das Entwicklerteam hat dabei ganze Arbeit geleistet. Die Steuerung der acht Fahrzeuge ist griffig, zumindest mehr oder weniger. Denn während man auf den Motorrädern mit schnellen Lenkbewegungen durch das Feld flitzt, eignen sich die Buggys mit zunehmender Größe zwar besser zum Rammen, steuern sich allerdings immer träger. Das betrifft jedoch nur die Lenkung, das Tempo ist bei allen Fahrzeugen gleich hoch - und dank der blitzsauberen Grafik, die mit 60 Frames über den Bildschirm rauscht, entsteht ein tolles Geschwindigkeitsgefühl.

Wobei man für den Temporausch auch etwas tun muss, und zwar die Boost-Leiste durch gelungene Fahrmanöver füllen. Eine dieser Aktionen ist die Turbo-Landung: Ein gut getimter Druck auf die "X"- (PS4) bzw. "A"-Taste (Xbox One) beim Aufschlagen kurbelt den Motor gehörig an. Macht man das dank der vielen Sprungschanzen in schneller Reihenfolge, entsteht ein Rhythmus, der uns nicht nur auf dem Bildschirm mit Tempo-, sondern auch davor mit Adrenalinschüben belohnt. Nebenbei füllt das Rausfeuern des Boosts auch die Rush-Anzeige. Ist sie bei hundert Prozent, kann die stärkste Fähigkeit des Fahrzeugs genutzt werden, vergleichbar mit den "Ultis" bei Overwatch.

Am Steuer von Dynamo zünden wir den "Rush", die ultimative Fähigkeit. Den Verbündeten rechts versorgt unsere Karre dann mit Boost, während wir die Gegner links abdrängen. Am Steuer von Dynamo zünden wir den "Rush", die ultimative Fähigkeit. Den Verbündeten rechts versorgt unsere Karre dann mit Boost, während wir die Gegner links abdrängen.

Diese Prinzipien sind für alle Fahrzeuge gleich, im Detail erfordern sie aber jeweils eine andere Spielweise. Die Bikes und Buggys haben nämlich nicht nur ihren mächtigen Rush, sondern zwei weitere individuelle Eigenschaften. Nehmen wir etwa das Motorrad Outlaw. Zeigt man damit im Flug Motocross-Tricks wie Stalefish und Co, gibt es einen Bonus für die Rush-Anzeige. Und landet die Maschine nach einem hohen Sprung, löst sie eine Schockwelle aus, die Gegner in der Nähe anfälliger für Rammattacken macht.

Kombiniert man all diese Elemente, kann man eine wichtige Rolle in seinem Team spielen. Besonders im Modus Overdrive, bei dem es Punkte für das Nutzen des Boosts gibt, ist das Bike effektiv. Outlaw sammelt und verfeuert den Boost erstens schnell. Und zweitens kann es mit der ultimativen Fähigkeit nicht nur Gegner besser ausschalten, sondern ihnen auch Boost absaugen - und dadurch den entscheidenden Punktevorsprung für den Sieg rausholen.

Schwacher Solomodus

Der bisher so gelobte Spielfluss von Onrush wird leider häufiger ausgebremst. Dass Gegner uns zu Schrott rammen oder in Abgründe drängen, gehört natürlich dazu, das anschließende Prozedere nervt jedoch: Erst wird die Karambolage in der "Crash Cam" wiederholt, dann geht es zur Fahrzeugauswahl, bei der ein Countdown abläuft. Handgestoppte 16 Sekunden dauert es im Schnitt vom Crash bis zum Respawn. Klingt erstmal nicht viel, aber wenn gewiefte Gegner einen nach der Rückkehr gleich wieder ausschalten, füllt sich statt der Boost- die Frust-Anzeige. Manchmal ist der Respawn auch verbuggt, und wir werden vor einem Hindernis oder einer Schlucht platziert.

Die vier Spielmodi, in diesem Fall Lockdown, sind durchdacht. Das gegnerische Team hat mit drei Fahrzeugen die Punktezone besetzt, das müssen wir binnen fünf Sekunden ändern. Die vier Spielmodi, in diesem Fall Lockdown, sind durchdacht. Das gegnerische Team hat mit drei Fahrzeugen die Punktezone besetzt, das müssen wir binnen fünf Sekunden ändern.

Das alles ist insgesamt aber zu verschmerzen, während es beim Drumherum größere Mankos gibt. Solo-Zocker zum Beispiel können sich Onrush sparen. Hinter dem Menüpunkt "Superstar" verbirgt sich nämlich keine ausgewachsene Kampagne, sondern eine Ansammlung von schnöden Matches gegen Bots. Zwar gibt es kleine Aufgaben zu erfüllen, das Ganze ist jedoch nur ein XL-Tutorial für den Multiplayer. Die Online-Modi wie "Schnelles Spiel" oder "Rangliste" sind also der Kern, doch auch hier vermissen wir Elemente, die langfristig motivieren. Erfahrungspunkte gaukeln Fortschritt vor, für Levelaufstiege hagelt es Lootboxen - aber nur mit kosmetischen Items. Nebenbei füllt sich ein Gold-Konto, mit dem man immerhin gezielt neue Karosserien oder Fahrer-Outfits kaufen kann (Mikrotransaktionen gibt es wiederum nicht).

Blöd nur, dass die Sammelei keinen großen Spaß macht, weil das Art-Design unserer Meinung nach ein Fehlschlag ist. Die Logos, Klamotten und Lackierungen tingeln irgendwo zwischen 90er-Jahre-Skateboarding, Ed Hardy und Pimp My Ride. Ohne künstlerische Linie, ohne Geschmack. Ähnlich durcheinander, aber insgesamt stimmiger ist da der Soundtrack, der von Elektro bis Rock reicht. Wobei wir die Hintergrundmusik nach ein paar Stunden ausgeschaltet haben - denn Onrush bietet auch so einen speziellen Sound. Dessen Einzelteile, von den Motorgeräuschen über die Crashes bis zu den SciFi-Effekten der Skills, sind zwar Standardkost,in Kombination entsteht jedoch ein herrlich chaotisches Klangbild, das sich manchmal so anhört, als hätte jemand die Tonspur von Burnout mit Kampfszenen aus Transformers vermischt.

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