Wir befinden uns in einer großen, von Kerzen erhellten Bibliothek. Vor uns liegt ein altes Märchenbuch. Als wir es aufschlagen, können wir das Wort "Moss" in goldenen Buchstaben lesen. Wir blättern die Seite um und hören eine sanfte Stimme, die damit beginnt, uns die Geschichte der Mäusekriegerin Quill vorzulesen.
So atmosphärisch beginnt das exklusiv für die Playstation VR entwickelte Action Adventure Moss. Das Entwicklerstudio Polyarc nimmt die Metapher "in die Geschichte eintauchen" wörtlich und bindet uns als Leser des Buches direkt ein: Nachdem wir der Erzählerin einige Zeit zugehört haben und so die Rahmenhandlung der Geschichte erfahren, werden wir plötzlich in das Buch gesaugt und stehen inmitten des Märchenwaldes, den wir bis eben nur als Illustration gesehen haben.
Mittendrin, statt nur dabei
Von leicht schräg oben blicken wir auf die Szenerie, die aus dieser Perspektive wie ein Filmset-Diorama aus einem Pixar-Film wirkt. Ein paar Laubblätter fallen auf einen kleinen See und lassen die Wasseroberfläche kräuseln, in der Ferne erkennen wir die Umrisse eines Schlosses. Dank der VR-Technologie können wir uns mit Kopfbewegungen frei umsehen, uns bücken, um Details zu erkennen und auch hinter Mauervorsprünge oder in Höhleneingänge schauen. Dass sich unsere Rolle nicht nur auf die des stillen Beobachtersbeschränkt, merken wir, als eine knuffige Maus mit Rucksack und Schwert ins Bild läuft, uns direkt anschaut und Kontakt aufnehmen will. Wir erfahren von einem alten Kristall, den die Waldmaus gefunden hat und der der Sage nach eine magische Verbindung zwischen seinem Finder und einem mächtigen Geisterwesen herstellt. Quill scheint fest entschlossen, ihr Dorf vor einer dunklen Bedrohung zu beschützen. Ermutigt wird sie durch das Wissen, nicht alleine unterwegs zu sein. Denn dieses mächtige Wesen, zu dem sie durch den Kristall auf magische Weise verbunden ist, sind wir!
Quill zeigt auf einen Weg und gibt uns zu verstehen, dass wir ihm folgen sollen. Mit dem Analogstick des Dualshock-Controllers übernehmen wir die Kontrolle über die Maus und hüpfen und klettern drauflos, ganz so, wie wir es aus anderen Action Adventures gewohnt sind. Wir lassen die Maus aus dem sichtbaren Bereich laufen, während unsere Perspektive an Ort und Stelle verharrt. Daraufhin blendet das Bild kurz aus, und wir finden uns wenige Sekunden später zentriert im neuen Levelabschnitt wieder. Diese Reminiszenz an 2D-Rollenspielklassiker wie The Legend of Zelda: A Link to the Past sorgt dafür, dass das Spiel ohne Kamerafahrten auskommt und auf diese Weise auch für sensible Spieler zu einer magenschonenden VR-Erfahrung wird.
Multitasking-Doppelrolle
Zügig treffen wir auf unserer Reise die ersten Feinde. Auf Knopfdruck lassen wir Quill ihr Schwert schwingen und weichen geschickt den Angriffen der krabbenartigen Krabbelviecher aus. Die Gegner kündigen ihre Angriffe früh an und bieten Quill genügend Zeit, ihnen rechtzeitig auszuweichen. Ein Upgrade- oder Kombosystem, unterschiedliche Waffen- oder Angriffsarten gibt es nicht. Die recht häufig zu bestreitenden Arenakämpfe, in denen viele Gegner gleichzeitig besiegt werden müssen, könnten ungeübte Spieler allerdings vor eine Herausforderung stellen. Zum Glück vermeiden die sehr fair verteilten Rücksetzpunkte größere Frustmomente.
Komplexer und etwas gewöhnungsbedürftiger ist dagegen die Doppelrolle, in die wir als Spieler schlüpfen. Parallel zur direkten Steuerung der Maus werden die Bewegungen des Controllers im Raum erkannt, um die Position unserer Hände zu erkennen. In Form einer blau leuchtenden Energiekugel können wir so direkt als stummes Geisterwesen mit Quills Welt interagieren. Mal öffnen wir für unsere kleine Gefährtin große Eisentüren oder helfen ihr, indem wir mit magischer Kraft einen großen Granitblock bewegen, um ihr die Überquerung eines Grabens zu ermöglichen.
Im Kampf können wir diesen magischen Griff nutzen, um Feinde zu übernehmen oder Quill zu heilen. Als wäre das Multitasking nicht schon anstrengend genug, zickte allerdings die PlayStation-Kamera in unserem Test des öfteren und verweigerte die korrekte Erkennung unserer Gesten. Eine alternative Steuerungsmethode, um diese Aufgaben ohne Bewegungssteuerung auszuführen, gibt es nicht. Auch wenn es nerven kann und der Immersion schadet: Mit geduldigen Wiederholungen und einer leicht veränderten Stellung zur Kamera konnten wir schlussendlich alle Situationen und Rätsel lösen. Vor Spielbeginn die VR-Brille noch einmal zu kalibrieren, kann solche Fehler vermeiden.
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