Metal Gear Survive stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Mit der Trennung von Hideo Kojima hatte Publisher Konami viel Kredit bei der Spielerschaft verspielt, die bereits bei der Ankündigung von Survive munter auf das Spin-off einprügelte. Doch statt die Wogen zu glätten, hakten die Japaner mit der Ankündigung von Mikrotransaktionen und Onlinezwang fleißig weitere Punkte auf der "Wie entfache ich garantiert einen Shitstorm"-Liste ab.
Mittlerweile ist Metal Gear Survive für die PS4 und die Xbox One erschienen, und im Test stellt sich natürlich die Frage, ob wir es hier tatsächlich mit dem konzentrierten Bösen in Spieleform zu tun haben. Die einfache Antwort: Nicht unbedingt - auch wenn das Survival-Spiel einige Gründe liefert, es nicht zu mögen.
Mikrotransaktionen
Metal Gear Survive bietet Mikrotransaktionen an. An sich nichts Schlimmes, aber während sie sich im eigentlichen Spiel nicht aufdrängen (auch wenn gerade der Einstieg durch bestimmte Booster durchaus leichter werden kann), macht uns die Tatsache, dass Konami zusätzliche Charakterslots (Standard ist einer) für jeweils 1.000 sogenannte SV-Points (das sind etwas weniger als 10 Euro) verkauft, ziemlich wütend. Ihr bekommt zwar jeweils 30 SV-Points für tägliche Log-Ins, das macht die Sache aber nicht besser, da ihr so über einen Monat lang jeden Tag kurz ins Spiel gehen müsstet, um euch nach etwas mehr als dreißig Tagen einen (!) weiteren Save-Slot leisten zu können.
Auch Suchtrupps, die ihr später im Spiel losschicken könnt, um für euch Ressourcen zu sammeln, kosten knappe 10 Euro pro Extratrupp, der euer einsames vom Spiel gestelltes Gratis-Team unterstützt. Diese Geldmacherei für Banalitäten ist auch in unsere Wertung mit eingeflossen (s. Wertungskasten). Wer generell nur mit einem Charakter spielt und auch ansonsten keine Probleme mit den Mikrotransaktionen hat, kann auf unsere Endwertung gerne 5-6 Punkte draufrechnen.
Spin-off-Schmarrn
An dieser Stelle sei nochmal erwähnt, dass Metal Gear Survive nichts mit den Hauptteilen der Reihe zu tun hat und als Spin-off dementsprechend anders funktioniert. Die Story hat allerdings einen direkten Bezug zu den "großen" Metal Gears, denn sie spielt zwischen den Ereignissen von Metal Gear Solid 5: Ground Zeroes und Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain. Ihr verkörpert einen per Editor von euch selbst zusammengebastelten Söldner, der beim Angriff auf die unter dem Kommando von Big Boss stehende Mother Base ums Leben kommt. Doch ein mysteriöser Mitarbeiter der geheimen Wardenclyffe-Sektion belebt euch wieder und schickt euch durch ein Wurmloch auf die karge und von den "die Wandelnden" genannten Zombiewesen bevölkerte Parallelwelt Dite. Dort sollt ihr Informationen sammeln, Überlebende retten und letztendlich auch wieder einen Weg nach Hause finden.
Das klingt zunächst mal erfrischend abgefahren, der Plot entpuppt sich im Spiel aber größtenteils als ziemlich wirr und belanglos mit entsprechend spröder Präsentation. Zum Einstieg gibt es zwar noch ein paar schick inszenierte Zwischensequenzen, die denen anderer Metal-Gear-Spiele durchaus das Wasser reichen können, deren Häufigkeit wird später allerdings radikal zurückgefahren, und selbst einfache Dialoge mit anderen Überlebenden wie Söldnerkollege Reeve, Krankenschwester Miranda oder der zentralen KI-Einheit Vigil AT-9 geraten zu öden Weiterklick-Orgien vor starren Hintergründen. Und wo wir schon bei den Nebencharakteren sind: Diese bleiben - wie die eigene Spielfigur übrigens auch - durch die Bank blass und uninteressant.
Knurrender Magen macht knurrig
Aber Metal Gear Survive funktioniert ohnehin weniger über die Story, sondern mehr über seine Mechanik, und unter der tristen Schale (dazu später mehr) versteckt sich ein durchaus solider Survival-Kern, der die meiste Zeit gut funktioniert und stellenweise sogar richtig Spaß macht. Explizit davon ausnehmen müssen wir die Notwendigkeit, regelmäßig zu essen und zu trinken. Hier übertreibt es Metal Gear Survive nämlich, und die beiden Prozentanzeigen für Nahrungs- und Flüssigkeitsvorratticken schneller der Nullmarke entgegen als euch lieb ist.
Dagegen hilft nur regelmäßige Essens- und Wassersuche, aber gerade erstere gestaltet sich insbesondere in den ersten Spielstunden als nervig und frustrierend. Zwar könnt ihr auf der Karte markieren, wo ihr essbares Zeug wie Pflanzen oder Tiere findet, allerdings respawnen diese nicht, so dass ihr ständig suchend durch die Spielwelt tingeln müsst, um nicht jämmerlich zu verhungern. Später könnt ihr in eurer Basis Kartoffeln oder Mais anpflanzen, die Vorfreude auf dauerhaften Nahrungsnachschub wird aber spätestens dann gedämpft, wenn ihr realisiert, dass ihr auf eine mickrige Ernte von zwei Kartoffeln über drei (!) Echtzeitstunden lang warten müsst.
Überhaupt macht es Metal Gear Survive Einsteigern nicht besonders einfach, denn es führt recht schnell ziemlich viele Mechaniken ein, die zwar brav in Tutorials erklärt werden, Interessierte ohne Survival-Vorerfahrung aber auch schnell überfordern können. Dazu kommt das direkt aus der Designhölle entsprungene Speichersystem. Ihr könnt nicht manuell speichern, sondern das Spiel erstellt automatisch einen Speicherpunkt, wenn ihr in die Basis zurückkehrt.
Erkundet ihr also ein neues Gebiet und gebt dabei in der Pampa den Löffel ab, habt ihr die Wahl, entweder am letzten Speicherpunkt zu starten oder eure beim aktuell gesammelten Streifzug gesammelten Ressourcen am Todesort liegen zu lassen und zur Basis zurückzukehren. Da aber auch erstere Option euch in einem Großteil der Fälle ebenfalls wieder in der Basis absetzt, sind beide Varianten mit langwieriger zusätzlicher Dackelei verbunden, was beim Test zwischenzeitlich für den ein oder anderen Schreianfall sorgte.
Ich bau mir eine Basis
Wesentlich angenehmer - und belohnender - ist da das generelle Sammeln von Ressourcen. Überall in der Spielwelt findet ihr natürliche oder künstliche Materialien. Damit zimmert ihr an Werkbänken in eurer Basis neue Waffen, Hilfsmittel wie Sandsackbarrieren oder auch Ausrüstungsgegenstände wie eine Sauerstoffflasche, die es euch ermöglicht, in die in gigantische, lebensfeindliche Staubwolken eingehüllten Gebiete vorzudringen.
Wer fleißig sammelt und erkundet, kann dank etlicher in der Spielwelt versteckter Baupläne recht schnell viele neue - und bessere - Gegenstände craften, was sich allein aufgrund des fühl- und sichtbaren Fortschritts (neue Waffen und Klamotten trägt die Spielfigur stolz zur Schau) sehr befriedigend anfühlt.
Ebenso befriedigend übrigens wie der Ausbau der eigenen Basis. Was anfangs eher wie ein Gimmick anmutet, sollte spätestens ab dem ersten Zombieangriff auf euren Stützpunkt regelmäßig auf der Tagesordnung stehen. Das ist aber keine lästige Pflicht, sondern es macht im Gegenteil Freude, den eigenen Rückzugsort mit Schutzzäunen, verbesserten Crafting-Stationen und Wachtürmen auszustatten, um das eigene Zuhause Stück für Stück wachsen zu sehen. Später gabelt ihr unterwegs weitere Überlebende auf, die ihr mit Aufgaben wie etwa der Ressourcensuche betrauen könnt. Sowohl das Crafting als auch der Basisbau sind natürlich mit viel Mikromanagement verbunden. Wer also ungern einen substanziellen Teil der Spielzeit in Menüs verbringt, sollte direkt die Finger von Metal Gear Survive lassen.
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