Es herrscht Krieg auf dem Mars. Mächtige Gilden kämpfen um die wertvollen Wasservorräte des mittlerweile kolonialisierten roten Planeten. Inmitten der blutigen Schlachten wird ein Junge gefangen genommen. »Innocence« (deutsch: Unschuld), so der Name des Burschen, landet in einem Kriegsgefangenenlager. Die Sitten dort sind mehr als rau: Innocence wird erniedrigt, beschimpft und beinahe zum Missbrauchsopfer von grausamen Insassen. Doch unser Protagonist Roy, ein hartgesottener Veteran schreitet rechtzeitig ein und prügelt die Bande halbtot. Roy nimmt sich des Jungen an und gemeinsam wollen die beiden aus der Knasthölle entfliehen.
So beginnt Mars: War Logs. Das Setting ist dreckig, derbe und brutal, aber auch unverbraucht, interessant und gleich der erste Grund, warum uns das Action-RPG anfangs ausgesprochen gut gefällt. Wir streunen mit Roy und Innocence durch das trostlose Gefängnis, saugen die gelungene Atmosphäre ein und erhalten unsere ersten Quests. Das sind zum Teil schnöde Sammelaufgaben, etwa wenn wir einem Mechaniker dringend benötigte Teile bringen, zum Teil müssen wir Prügel austeilen. Die griffigen und knackigen Kämpfe sind dann auch das zweite Highlight, mit dem uns Mars: War Logs anlacht.
Hauen mit Hirn
Sei es gegen Knastbrüder, monströse Wachhunde oder mutierte Maulwurfsmonster - in den Eingeweiden des Kriegsgefangenenlagers wird meist im Nahkampf zugehauen und das ausgesprochen clever. Wir teilen mit improvisierten Keulen Standard-Schwünge aus, parieren die Attacken der Feinde, rollen uns geschickt in den Rücken der Widersacher und müssen, weil fast immer in der Unterzahl, die Spezialfähigkeiten und -items von Roy ausgiebig nutzen, etwa indem wir unserem Gegenüber wenig fair Sand in die Augen streuen oder im Notfall eine improvisierte Granate werfen.
In der Hitze des Gefechts können wir praktischerweise die Zeit anhalten und diese speziellen Manöver über einen Befehlsring ausführen oder unseren Mitkämpfern (einen, meist Innocence, haben wir immer mit dabei) einfache Befehle erteilen.
Mars: War Logs - Screenshots ansehen
Selbst auf dem zweiten von vier Schwierigkeitsgraden bringen uns die Gefechte angenehm ins Schwitzen. Schrauben wir den Anspruch weiter nach oben, müssen wir jede unserer Möglichkeiten effektiv ausnutzen. So schleichen wir uns beispielsweise zuerst an Feindgrüppchen an, pflanzen eine Sprengfalle auf und erledigen einen Gegner schon aus der Ferne mit unserer Zweitwaffe, einem fiesen Nagelgewehr, bevor wir den Rest in die Bombe locken und ihnen dann mit dem Knüppel Saures geben. Dank des knackigen Anspruchs stellt sich aber nach jeder Prügelei ein großartiges Triumphgefühl ein.
Allerlei gute Ansätze
Auch abseits der tollen Kämpfe bezirzt uns Mars: War Logs mit feinen Features und Ideen: RPG-typisch verbessern wir Roys Haudrauf-Performance über einen kompakten Talentbaum (Kampf-, Unterstützungs- und später auch Magie-Fertigkeiten) und seine Ausrüstung über ein rudimentäres Crafting-System - das motiviert. Die Story läuft in einem angenehmen Tempo, wir erfahren mehr über unsere beiden Helden und lernen interessante Charaktere kennen, etwa den strengen Gefängnisdirektor, einen so genannten Technomanten (die Magier in Mars: War Logs), oder einen rebellischen Mutanten (Nachkomme der ersten Mars-Siedler), der eine Knast-Revolte anzetteln will.
In Dialogen haben wir meist die Wahl zwischen mehr oder weniger freundlichen Optionen - das zieht uns schön in die Handlung rein. Mars: War Logs hat sogar ein kleines Moralsystem: Je nachdem wie wir uns verhalten und ob wir verkloppten Feinden auch noch die Spielwährung Serum aus den Adern ziehen, wird unser Ruf besser oder schlechter - was dann ein wenig Einfluss auf Händlerpreise oder Dialogoptionen hat.
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