Nach gefühlt hunderten von ermüdenden Legoverwurstungen diverser Kino-Blockbuster (man denke nur an Lego Star Wars oder Lego Marvel's Avengers) erscheint aus dem Hause TT Games nun endlich ein längst überfälliges Spiel, das seiner Vorlage gerecht wird: Lego Worlds rückt die kreative Seite des Spielzeugs in den Vordergrund. Nach der offensichtlichen Vorlage von Minecraft wird in dem Sandbox-Spiel nicht nur fleißig experimentiert und erforscht, sondern auch alles gebaut, was die Vorstellungskraft hergibt.
Virtueller Sandkasten
Wer die Lego-Spiele der letzten Jahre gewohnt ist, wird sich beim Start ungläubig die Augen reiben: Es gibt keine Geschichte in Lego Worlds. Wir übernehmen die Rolle eines Astronauten, der auf einer Bauklötzchenwelt abstürzt und sein Schiff wieder in Gang bekommen muss. Das war's. Keine Zwischensequenzen, keine ausgefeilten Charaktere oder Parodien auf bekannte Filmfiguren. Wir haben es hier mit einem Spiel zu tun, bei dem die Geschichte aus der Vorstellungskraft des Spielers entsteht.
Zumindest fast, denn bevor wir überhaupt in vollem Umfang alles Erdenkliche bauen können, müssen wir 100 goldene Steine finden. Das geschieht durch Quests, die uns zufällig platzierte NPCs in den prozedural generierten Welten anbieten. Sie verlangen von uns zum Beispiel, dass wir sie vor Gegnern verteidigen, bestimmte Gebäude bauen oder gar bestimmte Fotos von seltenen Kreaturen schießen.
Über ein Auswahlrad können wir verschiedene Werkzeuge auswählen, mit denen wir alles, aber auch wirklich alles in der Umgebung verändern oder neu schaffen können. Verwinkelte Höhlensysteme in den Boden graben? Kein Problem. Einen riesigen, begehbaren Wolkenkratzer Stein für Stein nach eigenen Vorstellungen bauen? Absolut machbar. Eine eigene Stadt mit Fahrzeugen und Bewohnern? Sogar das ist kein Thema.
Dabei müssen wir natürlich nicht jeden Stein einzeln setzen, sondern können bei Bedarf auf Baupläne und Kopierwerkzeuge zurückgreifen. Mit einem Entdecker-Werkzeug lassen sich zudem Gegenstände und Kreaturen in die eigene Bibliothek aufnehmen und daraufhin frei in der Welt platzieren.
Der Zwischenraum im Blocksatz
Ein besonderer Clou für Fans des dänischen Spielzeugs ist die Herkunft der Teile, die allesamt aus originalen Sets entliehen wurden. Nur Lego-Technik-Elemente, mit denen sich Maschinen bauen lassen würden, vermissen wir im Spiel. Angesichts der unglaublichen Fülle an Gegenständen ist das aber zu verschmerzen.
Von Schwertern über Paintball-Pistolen bis hin zu Musikinstrumenten: Es ist eine große Freude, neue Sachen zu entdecken, zumal vieles davon Auswirkungen auf die Welt und ihre Bewohner hat. Spielt man etwa auf dem Dudelsack, tanzen Freund und Feind in herzerwärmend fröhlichen Animationen mit. Dem Titel wohnt ein verspielter, unschuldiger Charme inne, wie man ihn sich von einem Lego-Spiel wünscht.
Das größte Problem ist aber, dass es viel zu lange dauert, bis man Zugriff auf alle Funktionen erhält. Bis man alle nötigen goldenen Steine eingesammelt hat, vergehen etliche Stunden, in denen sich die zufälligen, teilweise sogar äußerst schlecht kommunizierten Aufgaben schnell wiederholen. Der prozeduralen Willkür der Level ausgeliefert zu sein, welche die begehrten Goldstücke manchmal auch blöd vor uns versperren kann, ist darüber hinaus einfach nur irre frustrierend.
Unsere Freude über den virtuellen Spielplatz ist daher schnell verflogen und wandelt sich zu einer nervigen Schnitzeljagd. Zum Glück wird diese deutlich erträglicher, wenn man sich einen zweiten Mitspieler via lokalem Splitscreen dazu holt. Oder man öffnet sein Spiel über den Netzwerkmodus gleich für Online-Freunde. Blöderweise behält nur der Host die gesammelten Erfolge. Neue Entdeckungen nehmen Mitspieler nicht aus der Session mit.
Die Kehrseiten einer Sandbox
Schade ist außerdem, dass das Spiel mit einigen technischen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, obwohl eine ansonsten beeindruckende Leistung hingelegt wurde. Immerhin sind komplexe Sandbox-Titel auf PS4, Xbox One und Nintendo Switch keine Selbstverständlichkeit. Bei manchen Lichtverhältnissen sehen die Lego-Steinchen verblüffend echt aus, und dass die gesamte Landschaft aus korrekt zusammengesetzten, unzähligen Originalteilen besteht, ist nichts weiter als verrückt!
Trotzdem muss man Popups und Glitches in Kauf nehmen, die bei großen Welten oder im Splitscreen noch Gesellschaft von heftigen Rucklern bekommen. Zudem ist die Kamera an vielen Stellen störrisch, was das Bauen nicht gerade einfach macht. Obwohl Lego Worlds auch für jüngere Spieler gedacht ist, haben wir Zweifel, ob diese sich bei den wenig benutzerfreundlichen, teils verwirrenden Menüs und der komplizierten Steuerung nicht die Finger verknoten.
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