Ich habe in den letzten Tagen so viele Rehe erschossen, dass mich jetzt wahrscheinlich jeder Bambi-Fan hasst. Zu meiner Verteidigung: Ich hatte einen guten Grund. Wilderei gehört nämlich zu den lukrativsten Tätigkeiten im DLC zum Mittelalter-Rollenspiel Kingdom Come: Deliverance.
Gespaltenes Königreich
Kingdom Come: Deliverance im Test
Und um ein eigenes Dorf aufzubauen, braucht man wirklich eine Menge Geld. Richtig gelesen: Im neuen Story-DLC Aus der Asche wird aus Schmiedesohn Heinrich auf einmal ein Baumeister, und aus dem Rollenspiel Kingdom Come ein Management-Spiel. Das offenbart sich im Test als vortreffliche Mischung, die allerdings nichts für Gelegenheitsspieler ist. Wer ein schönes Dorf haben will, muss nämlich zunächst ordentlich Schweiß und Geld investieren - wird dann aber umso mehr dafür belohnt.
Fakten zum DLC:
- Release: 5. Juli 2018
- Download-Größe: ca. 10 MB
- Spielzeit: 5 - 15 Stunden
- Preis: 10 Euro
Wie starte ich Kingdom Come: Deliverance – From the Ashes?
From the Ashes soll sich nahtlos in die Hauptgeschichte einfügen, statt sie weiterzuerzählen. Die Entwickler empfehlen deshalb einen neuen Spielstand, selbst wenn sich die Erweiterung im Epilog starten lässt. Um den DLC zu spielen, muss die 14. Hauptquest "Feuertaufe" abgeschlossen werden, die in Pribyslavitz stattfindet und anschließend mit Herrn Diwisch sprechen.
Das leitet eine neue Questreihe rund um den Wiederaufbau des Dorfes ein. Das Örtchen wurde im Rahmen der Hauptgeschichte dem Erdboden gleich gemacht und Heinrich soll es wieder aufbauen. Herr Diwisch ernennt ihn dazu zum Dorfvogt. Als solcher entscheidet er nicht nur, was gebaut wird, sondern ist auch für Finanzen sowie Recht und Ordnung im eigenen Dorf verantwortlich.
Eine teure Angelegenheit
Das Ziel des DLCs ist es, das Dorf Pribyslavitz mehr Geld erwirtschaften zu lassen, als der Unterhalt der Siedlung kostet. Keine leichte Aufgabe. Zu Beginn ist nämlich jedes Bauwerk unverschämt teuer. Ganz zu schweigen von den laufenden Kosten für die Dorfbewohner, die sich nach und nach ansiedeln. Wollt ihr den DLC an einem Stück spielen, führt oft kein Weg daran vorbei, euch erstmal über Wilderei oder Diebstahl Unsummen zu ergrinden. Schon einfache Gebäude wie ein Holzfällerlager oder eine Straße kosten 2.500 bis 4.000 Groschen, später werden 8.000 bis 10.000 pro Bauwerk fällig.
Das ist ziemlich viel für Kingdom Come-Verhältnisse. Zum Vergleich: Für einen ausgewachsenen Hirsch gibt es gerade mal 400 bis 500 Groschen und die trefft ihr auch noch relativ selten im Wald an. Meistens laufen nur Hasen herum, für die ihr nur um die 20 bis 50 Groschen pro Tier bekommt.
Es empfiehlt sich deshalb, schon vor dem DLC 20.000 bis 30.000 Groschen beiseite zu legen oder die Erweiterung häppchenweise neben der Story zu spielen. Sonst kommen in der Anfangsphase unweigerlich Frust und Langeweile auf, wenn ihr immer wieder nur stumpf Geld sammelt. Zu lange solltet ihr euer Dorf als Vogt allerdings nicht unbeaufsichtigt lassen: Werden die Schulden zu hoch, scheitert die gesamte Questreihe.
Wie funktioniert das Bauen?
Um die Dorf-Finanzen zu sichern, muss Heinrich Geld in einer Truhe in Pribyslavitz deponieren. Geht das aus, erhaltet ihr einen Hinweis. Sind jedoch genug Groschen in der Truhe, dürft ihr euch über das Grundbuch gleich daneben eines von insgesamt zwölf Gebäuden wie einer Schmiede, einem Bäcker oder Stallungen aussuchen. Es gibt aber nur zehn Bauplätze. Jedes Gebäude benötigt außerdem eigene Ressourcen oder setzt andere Bauten voraus.
Manche Bauwerke (wie der Metzger oder ein Bäcker) schließen sich gegenseitig aus. Warum ist nicht wirklich ersichtlich, wir sollen als Bauherr einfach die Entscheidung treffen, was genau wir im Dorf haben wollen. Hinzu kommen bestimmte Spezialisierungen: Ein Schmied etwa kann Waffen- oder Rüstungsschmied sein.
Solche taktischen Entscheidungen machen das Bauen spaßig, wenn ihr auf Optimieren steht. Ihr könnt zum Beispiel die Bäckerei geschickt mit Bienenstöcken und einer Taverne kombinieren und damit mehr Geld verdienen, weil beide den Honig nutzen und eine externe Ressource weniger benötigen. Ist ein Bauwerk ausgesucht, schaut ihr euch den Bau bequem in einer Zwischensequenz an - selbst werkeln dürft ihr nicht.
Baumeister und Richter in einem
Nur hochwertigere Gebäude wie eine Schmiede werfen Geld ab, ihr braucht aber niedere Gebäude wie eine Straße, um sie überhaupt bauen zu dürfen. Für höhere Gebäude braucht ihr zusätzlich spezielle Ressourcen wie Getreide oder Stein, die ihr in der Spielwelt einkaufen könnt. Zudem empfiehlt es sich, Fachkräfte aus Gemeinden abzuwerben, die sich dann im Dorf ansiedeln. Habt ihr das erstmal geschafft, fühlt es sich unglaublich lohnend an, wenn Pribyslavitz erst einmal im Plus ist und ihr der eigenen Gemeinde beim Wachsen zuschauen könnt. Später wird das Örtchen zu einer nicht zu verachtenden Geldquelle, die euch bei anderen Aufträgen hilft.
Es geht aber nicht nur ums Geld: Auch auf Heinrichs Ruf müsst ihr schauen. Im DLC funktioniert das über die Rechtsprechung, die Heinrich als Vogt obliegt. Seine Dorfbewohner unterbreiten ihm regelmäßig Probleme, die ihr als Spieler ernst nehmen solltet - denn auch wenn der Ruf auf null sinkt, scheitert die Quest. Beispielsweise müsst ihr entscheiden, ob ihr bei Wilderei ein Auge zudrückt oder sie verbietet. Letzteres bedeutet, dass Bewohner in Zukunft mehr kosten werden, weil sie kein eigenes Essen mehr jagen dürfen. Dafür bekommt ihr aber keine Probleme mit der Obrigkeit.
Teilweise entstehen auch recht absurde Geschichten ("Wo dürfen wir unser Geschäft verrichten?"), was gerade im drögen Anfangsgrind für Abwechslung sorgt. Insgesamt bietet der DLC vor allem eine interessante, spielerische Ergänzung, die sich so nicht im Hauptspiel findet. Aber auch wenn die Erweiterung an sich nur 10 Euro kostet, müsst ihr im Spiel dafür tief in die virtuellen Taschen greifen.
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