Sprit für den Widerstand
Nach der packenden Story-Grundlage sind John Milius offensichtlich die Ideen ausgegangen: Wir erfahren keinerlei Hintergründe über die Hauptfiguren von Homefront, die Charaktere bleiben flach und klischeehaft (Draufgänger Connor, Leitwolf Boone, Technikfreak Hopper etc.). Und warum die Widerstandskämpfer Jacobs nicht verraten, was sie eigentlich von ihm wollen, bleibt unverständlich, denn die Erklärung ist letztlich naheliegend: Unser Held soll bei einem Überfall auf koreanische Treibstofflaster einen Hubschrauber fliegen. Im Laufe von fünf Kapiteln legen wir den Grundstein für diese Aktion und erleben dabei die typischen Irrungen und Wirrungen, in Abschnitt 6 dürfen wir den Heli dann tatsächlich selbst steuern. Das macht Spaß, auch wenn die Angriffsflüge auf stationäre Bodenziele und harmlose koreanische Fußsoldaten nicht sonderlich fordernd sind. Bleibt jedoch die Frage, wofür man unbedingt einen Hubschrauber braucht, um drei Tanklastzüge zu überfallen. Sprich: Die Grundlage der ganzen Geschichte ergibt im Nachhinein überhaupt keinen Sinn.
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Shooter-Kost wie immer
Die restlichen Missionen von Homefront entsprechen im Aufbau den klassischen Shooter-Missionen: Da gibt’s Schleicheinsätze, Sniper-Aufträge und »Alle stürmen vor und ballern«-Passagen, doch keine kommt an die Inszenierung des großen Vorbilds Call of Duty ran. Unvergessen bleibt etwa die hochspannende Scharfschützenmission des ersten Modern Warfare, in der wir durchs hohe Gras kriechen, während rings um uns herum feindliche Soldaten spazieren. Die Homefront-Variante verblasst dagegen: Wenn wir hier gänzlich ungetarnt mit drei Kollegen am helllichten Tag nur wenige Meter an verfeindeten Milizionären vorbeimarschieren können, ohne dass die etwas mitbekommen, hat das mit Schleichen nichts mehr zu tu -- egal wie heimlich die Widerstandskämpfer dabei auch tun.
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Goliath, der Dödel
Unseren Genossen können wir keine Befehle erteilen. Die kämpfen selbständig, so gut das die KI eben hinbekommt -- also nicht besonders. Macht aber nichts, die Typen sind eh unsterblich. Nur einer hört (zumindest halbwegs) auf unser Kommando: der Goliath, ein computergesteuerter Radpanzer. Der kommt uns gelegentlich zu Hilfe und nimmt Feinde selbständig mit seinem Bord-MG unter Feuer. Wir dürfen zusätzlich mittels eines Zielgeräts Gegner markieren, die das sechsrädrige Ungetüm dann mit Raketen beharkt. Klingt interessant, doch in der Praxis zählen die Goliath-Passagen zu den nervigsten des Spiels, denn der Panzer fährt völlig erratisch in der Gegend herum und erkennt Feinde nur mit viel Glück. Dabei dauert es so lange, ihm Ziele zuzuweisen, dass wir die in der Zeit schneller selbst erledigen. Nur bei feindlichen Fahrzeugen hat der Goliath eine Existenzberechtigung, denn Jacobs hat meist nur Granaten und Gewehre dabei, Raketenwerfer oder dergleichen sind extrem selten. Die wären uns aber lieber gewesen als ein ferngesteuerter, begriffsstutziger Tanzbär in Panzerform. Vom schlechten Spieldesign mal abgesehen: Wer baut eigentlich eine Kampfmaschine, die selbständig herumfahren und Soldaten beschießen kann, aber trotzdem nicht weiß, was ein lohnendes Ziel für Raketen ist?
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