Als Entwickler Turn 10 im Jahr 2005 die Forza-Motorsport-Marke aus der Taufe hob, ahnte wohl noch niemand, wie beliebt und erfolgreich die Xbox-exklusive Rennspielreihe einmal werden würde. Pünktlich zum zehnjährigen Serienjubiläum erscheint Forza Motorsport 6 und will mit alten Serientugenden und neuen Ergänzungen den Rennspielthron auf der Xbox One verteidigen.
Mehr von allem
Den größten Kritikpunkt des Vorgängers Forza Motorsport 5 - den geringen Umfang - bügelt der sechste Teil vom Start weg mit Leichtigkeit aus: Der Fuhrpark fällt mit knapp 450 Fahrzeugen mehr als doppelt so groß aus wie beim Vorgänger, die Streckenzahl ist auf satte 26 Umgebungen mit über 100 Kursvarianten gestiegen. Wie gewohnt stellt Turn 10 einen ausgewogenen Mix aus Kleinwagen, Limousinen, SUVs, Roadstern, Supersportwagen und reinen Rennautos auf die Räder, bei dem jeder halbwegs an Automobilen Interessierte seinen Favoriten finden sollte.
Ältere Fahrzeuge und Liebhaberstücke wie der Ferrari 500 Mondial finden sich dabei ebenso in der Forza-6-Garage wie absolute Neuheiten wie das 2016er-Modell des Mazda MX-5 oder die brachiale Neuauflage des Ford GT, den Microsoft direkt auf dem Cover des Spiels verewigt hat.
Toll, aber zu wenig Umfang:Forza Motorsport 5 im Test
Die Streckenauswahl fällt ähnlich harmonisch aus, denn die zahlreichen »echten« Rennstrecken wie Monza, Yas Marina, Spa oder der Nürburgring werden durch schöne Fantasiekurse ergänzt. So heizen wir etwa vor malerischer Bergkulisse durch die Berner Alpen, überqueren in Hochgeschwindigkeit die Karlsbrücke in Prag oder kurven über eine Teststrecke auf einem fiktiven Flugplatz.
Die meisten Pisten kennt man bereits aus den Vorgängern, immerhin vier Kurse (Rio de Janeiro, Brands Hatch, Daytona und Watkins Glen) feiern ihre Serienpremiere. Insbesondere der Rio-Kurs ist mit seinen anspruchsvollen Höhenunterschieden und Kurvenpassagen nicht nur spielerisch herausfordernd, sondern bietet auch schicke Panoramablicke auf den Zuckerhut und die berühmte Christus-Statue.
Pflichtprogramm mit Hütchenbonus
Für Einzelspieler ist der Karrieremodus serientypisch der erste Anlaufpunkt. In Forza 6 ist er in fünf Staffeln mit jeweils anderem Oberbegriff (u.a. »Super-Straßenrennen« und »Gran Turismo«) aufgeteilt. Jede der Staffeln setzt sich wiederum aus drei Serien mit jeweils mehreren Rennen zusammen. Für gute Platzierungen gibt es Credits und Erfahrungspunkte. Mit ersteren kaufen wir uns neue Schlitten, letztere steigern unseren Fahrerlevel - so weit, so gewohnt.
Cool: Vor einer Serie haben wir die Wahl, welches Auto wir benutzen wollen, das Spiel gibt uns lediglich eine von sechs Kategorien vor. Auch ein Wechsel des Untersatzes ist jederzeit möglich. Ganz so frei wie in Project Cars, wo wir in der Karriere vor einem Rennen auch die Rundenzahl bestimmen können, gibt sich Forza 6 dagegen nicht.
Ebenfalls schade: Das Ziel in fast jedem Event ist es lediglich, auf einen der vorderen drei Ränge zu fahren, Meisterschaftspunkte oder ähnliches werden nicht vergeben. Durch diesen fehlenden Anreiz stellt sich nach einiger Zeit das typische »Ich fahre stumpf Rennen nach Rennen«-Gefühl ein, bei Genre-Unerfahrenen dürften sich spätestens ab der dritten Staffel, bei der die Rennen teilweise sehr lange dauern, erste Ermüdungserscheinungen einstellen.
Trotzdem ist der Karrieremodus vielen anderen Genrekollegen voraus. Zum einen ist die Präsentation ziemlich gut gelungen - vor einer neuen Serie oder Fahrzeugklasse erklären uns etwa die Moderatoren des Motorsportmagazins Top Gear in einem schick animierten Filmchen die jeweiligen Besonderheiten - und zum anderen sorgen über 80 Schaurennen für die notwendige Abwechslung.
Mal müssen wir uns zum Beispiel durch einen Hütchen-Parcours schlängeln oder Kegel umstoßen, mal mit einem Hypercar möglichst viele Kleinwagen überholen, und mal gegen den berüchtigten Top-Gear-Fahrer »The Stig« zum Duell antreten. Die Renntypen sind vielfältig und spaßig, genau richtig also, um zwischen den fordernden Rennen der späteren Staffeln Luft zu holen.
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