Ein wenig später als üblich erschien am 9. Oktober EAs beliebte Fußball-Simulation für Konsolen und PC. Die Frage, die sich bei FIFA 21 wie bereits die Jahre zuvor stellt: Welche Neuerungen gibt es und rechtfertigen diese den Kauf des Spiels zum Vollpreis? Wir beschränken uns im Test auf die Versionen für PS4 und Xbox One, wichtige Informationen zur Switch-Version findet ihr im Extrakasten.
Während im vergangenen Jahr mit VOLTA nach jahrelanger Abwesenheit der Straßenfußball-Modus zurückkam und Spieler*innen immerhin halbwegs frische Gameplay-Ansätze bot, finden wir in diesem Jahr (immerhin sinnvolle) Detailverbesserungen. Diese Updates machen FIFA 21 zum besten Komplettpaket der Reihe, hinterlassen aber auch den Eindruck, dass hier eine größtenteils leckere Mahlzeit lediglich aufgewärmt wurde.
Update: Wir haben den Test um eine Einschätzung der Next-Gen-Version auf PS5 und Xbox Series X/S ergänzt.
Neuerungen auf dem Rasen
Wer sich für das Release-Jahr der Next-Gen ein runderneuertes FIFA samt Innovationen gewünscht hatte, der muss seine Hoffnungen für mindestens ein weiteres Jahr begraben. Sowohl was die Online- und Offline-Modi anbelangt, als auch das Spielgefühl auf dem Platz, betretet ihr vertrautes Terrain.
Das bedeutet jedoch nicht, dass wir hier unseren Fuß auf den runtergetrampelten heimischen Bolzplatz setzen. Wir betreten vielmehr das Camp Nou als langjähriger Dauerkartenbesitzer des FC Barcelona. Soll heißen, was uns EA Sports samt Neuerungen bietet, ist eine sehr gute Fußballsimulation.
Intelligente Laufwege: Wie oft kam es in der Vergangenheit vor, dass unsere KI-Kumpanen beim Angriff das Navi falsch eingestellt hatten? Ihren Laufweg dorthin setzten, wo wir sie nicht gebrauchen konnten. In FIFA 21 können wir nun die Laufrichtung des Passempfängers via rechtem Analogstick selbst bestimmen.
Und das klappt erstaunlich gut, ist speziell in Online-Partien oft der Schlüssel zum Erfolg und hebelt das Balancing nicht aus. Entscheidend ist, dass wir gut planen. Oft fehlt uns in der Hektik des Geschehens nämlich schlicht die Zeit, speziell gegen menschliche Gegner.
Wichtige Abwehrarbeit: Auch neu: EA Sports hat spürbar an der Abwehr geschraubt. Während hier die KI in der Vergangenheit noch tatkräftig verteidigte, müssen wir jetzt viel mehr Eigenverantwortung rund um den Strafraum übernehmen. Speziell in den ersten Partien war das eine große Umstellung. Verfehlt die Grätsche oder patzen wir beim Tackling, rappelt es im Gebälk.
Insgesamt können wir resümieren, dass rein spielerisch - zumindest in der aktuellen Version - die Reihe einen kleinen Schritt nach vorn macht. Verbesserte Dribblings und mehr Kontrolle über das Geschehen führen zum besten FIFA-Erlebnis auf dem Rasen.
Wie sieht es auf PS5 & Xbox Series X aus?
Eine gute Sache ist, habt ihr die Current Gen-Version von FIFA 21 gekauft, könnt ihr beim Wechsel zu PS5 oder Xbox Series S/X ein kostenloses Upgrade herunterladen - zumindest bis zum Release von FIFA 22. Auch könnt ihr eure FUT-Daten transferieren. Eine Crossplay-Funktion zwischen PS4/PS5 und Xbox One/Xbox Series S/X wird jedoch nicht unterstützt.
Mittlerweile ist das "NXT LVL"-Update von FIFA 21 erschienen und wir haben die neuen Versionen für euch auf Verbesserungen geprüft. Zwar tut sich optisch tatsächlich einiges, doch einen allzu großen Sprung machen die PS5- und Xbox Series X/S-Versionen dennoch nicht. Einen detaillierteren Blick auf Next-Gen-Upgrade bieten wir euch unter obigen Link.
Information zur Switch-Version: Auch in diesem Jahr gibt es für Nintendos Hybridkonsole lediglich eine abgespeckte Legacy Edition zum Vollpreis in Höhe von 60 Euro zu kaufen, in der ausschließlich die Trikots, Kader und Stadien aktualisiert wurden. Im Kern entspricht das Spiel FIFA 20, das seinerseits schon eine aufgewärmte Version der Vorgänger war. Für die Switch-Version sprechen wir klar eine Kaufwarnung aus.
Ein sinnvolles Karriere-Update
Kommen wir zum ungeliebten Kind der Entwickler, zumindest wenn wir die vergangenen Jahre Revue passieren lassen. Während sich Fans schon lange eine Revolution des Karriere-Modus gewünscht haben, gibt es jetzt immerhin eine Evolution.
Die größte Neuerung bietet dabei eine Live-Matchsimulation via Radar, die uns stark an alte Fußball Manager-Zeiten erinnert. Wollen wir ein Spiel nicht selbst spielen, haben beispielsweise nur für die erste Spielhälfte Zeit oder wollen nur bei entscheidenden Szenen wie Elfmetern oder Freistößen das Heft in die Hand nehmen, können wir das jetzt ganz nach Belieben tun. Der Sprung ins Spiel funktioniert dabei nahtlos ohne Ladezeiten. Gucken wir im einen Moment noch den sich verschiebenden Punkten auf dem Radar zu, Klick, kicken wir selbst auf dem Rasen. Taktikeinstellungen sowie Ein- und Auswechslungen können wir aus der Beobachterperspektive ebenfalls jederzeit vornehmen.
An der Entwicklung unserer Spieler wurde ebenfalls gefeilt, was uns mehr zum Coach macht. Ob sich unser unerfahrener Jugendspieler nicht doch besser als links außen denn als Innenverteidiger eignet, testen wir nun aus. Positionswechsel sind das Stichwort. Samt individuellen Trainingsplänen für unsere Kicker, haben wir jetzt deutlich mehr Kontrolle über ihre Entwicklung.
Das Ganze hat jedoch auch seine Kehrseite. Übernehmen wir jedes Training, artet das schnell in sich wiederholende Arbeit aus. Hier sollte man sich also gut überlegen, ob kleine Detailverbesserungen der Spieler nicht auf Dauer dem Spielspaß im Wege stehen. Große Fans der Mini-Trainingsspielchen sind wir nicht.
Auch vom Scouting sind wir nicht vollends überzeugt. Wenn uns als Trainer von Eintracht Frankfurt von unseren Scouts der Dortmunder Star-Stürmer Erling Haarland für 80 Millionen empfohlen wird, rinnt dem Adler-Träger eine kleine Träne über die Wange. Für die Summe müssen Dost, Silva, Kostic und Co. noch ordentlich einnetzen und Geld in die Vereinskasse spülen. Generell wirken einige Transfer- und Scouting-Anfragen unrealistisch.
Insgesamt kommt der Karriere-Modus im Vergleich zu den vergangenen Jahren mit sinnvollen Neuerungen, hat aber weiterhin mit Problemen zu kämpfen. Und die große Innovation bleibt ebenfalls aus. Von schwerwiegenden Bugs wie im vergangenen Jahr blieben wir verschont.
VOLTA mit Freunden spielen
Im FIFA Street-Modus VOLTA hat sich ebenfalls etwas getan, allerdings nicht nur zum Guten. Generell bleibt der Modus wie bereits im vergangenen Jahr eine überaus spaßige Abwechslung zum gewohnten 11vs11-Kick.
Die größte Neuerung: Wir können jetzt mit bis zu vier Freunden im Koop ein Team stellen und uns online in 5vs5-Duelle stürzen.
Eine Story-Kampagne gibt es mit "Das Debüt" ebenfalls. Allerdings wurde die im Vergleich zum Vorjahr stark gekürzt und bereits nach zwei Stunden war's das. Von einem Umfang wie zu einstigen The Journey-Zeiten (FIFA 17) sind wir weit entfernt. Die mit Gastauftritten von Kaka und Thierry Henry gespickte Geschichte ist zudem bestenfalls nett.
Im Volta-Fazit bedeutet das, dass der Multiplayer dem Singleplayer ein wenig die Show stiehlt. Für Koop-Freunde ist das cool, wer hier seinen The Journey-Ersatz sucht, wird aber kaum fündig. Man kann nur hoffen, dass hier nicht bald das FIFA Ultimate Team-Bezahlmodell über den Modus gestülpt wird. Wundern würde es uns nicht.
Glücksspiel und Bugs in FIFA Ultimate Team
Kommen wir zum alljährlichen Elefanten im Raum, dem Pay2Win-Modus FUT. Der beliebteste und für EA dank überteuerter Mikrotransaktionen lukrativste Modus setzte dieses Jahr ebenso wie VOLTA auf neue Koop-Features. So können wir sowohl in den Division Rivals als auch in den Squad Battles mit einem Freund antreten und uns in der Rangliste nach oben bolzen. Eine lang erwartete und durchaus sinnvolle Neuerung.
Dabei ist der kooperative Modus nicht ausschließlich optional, wollen wir alle Belohnungen einheimsen, werden wir das ohne eine helfende Hand am zweiten Controller nicht schaffen.
Neue Customization-Optionen: Ebenfalls neu in FUT ist die Möglichkeit, unserem Klub einen noch einzigartigeren Anstrich zu verpassen. So gestalten wir unser Stadion aus den Bausteinen bekannter Arenen und bestimmen dabei selbst die Fan-Choreographie und die Farbe der Sitzplätze - vorausgesetzt, wir haben sie aus einem der Packs gezogen oder im Ingame-Auktionshaus ersteigert.
Und hier sind wir auch gleich beim leidigen Thema Pay2Win, das wir wie in den Jahren zuvor auch diesmal ansprechen müssen. FIFA Ultimate Team ist auch 2021 eine Mikrotransaktions-Falle, die speziell in den engen Partien diejenigen bevorzugt, die ihr Geld in FIFA Points investiert und mit viel Glück gute Kicker gezogen haben. Wir verweisen an dieser Stelle gerne nochmal auf unser Pack-Experiment, das zeigt, wie wenig man für 50 Euro durch das Ziehen von Packs bekommt.
In diesem Jahr kommt erschwerend hinzu, dass Weltklasse-Spieler wie Messi, Mbappe, Ronaldo und Co. gefühlt komplett überpowert sind. Das mag zwar lediglich der Eindruck aus vielen Spielen mit einem schwächeren Team gegen ein gekauftes Dream Team sein, wie sich ein Neymar jedoch durch unsere Abwehr fräst, ist jenseits von Gut und Böse.
Ein altbekannter Bug: Doch nicht nur das alljährliche Glücksspiel trübte unseren Online-Spielspaß, auch bekamen wir es wie bereits die Jahre zuvor mit dem Fast-Forward-Bug zu tun. Trotz stabiler Internetverbindung fror das Spiel ca. zwei bis drei Mal pro Partie ein, um dann in zigfacher Geschwindigkeit weiterzulaufen. Dieser Bug macht sich nur bei einem Spieler bemerkbar, während das Geschehen auf dem Platz für den Gegner normal weiterläuft. Ein Fehler, der spielentscheidend sein kann und nach wie vor nicht behoben wurde.
Noch ein paar Worte zu den Pro Clubs, in denen Spieler*innen im "11 gegen 11" ihren eigenen Kicker steuern. Wurde der Modus ähnlich der Karriere in den vergangenen Jahren vernachlässigt, sieht es in FIFA 21 trotz kleiner Neuerungen nicht wesentlich anders aus. Zwar könnt ihr jetzt die KI-Spieler anpassen und vorab fünf verschiedene Taktiken einstellen, das war's dann aber auch schon. Auch hier ist das Prinzip des Updates zum Vollpreis weiter spürbar.
PES wählt den fairen Weg
Geht es um FIFA, fiel in der Vergangenheit stets der Vergleich zur Pro Evolution Soccer-Reihe (jetzt: eFootball PES 2021). Dabei ging es im Vergleich beider Spiele um das alljährlich bessere Gesamtpaket beziehungsweise das bessere Gameplay.
In diesem Jahr müssen wir jedoch über das Preismodell der Spiele sprechen. Während Konami interessierten Spieler*innen für 30€ ein faires Standalone-Update anbietet, verlangt EA für sein diesjähriges "Update" erneut den Vollpreis.
Und hier kommen wir auch gleich zur Frage "Für wen ist FIFA geeignet?". Mehr als in den Vorjahren eignet sich FIFA 21 für diejenigen unter euch, die Wert auf Kader,-Team und Stadien-Updates legen. Oder eben für all jene, die FIFA 20 nicht gekauft haben.
FIFA 21 ist ein sehr gutes Fußballspiel mit massig Spielmodi, tollem Gameplay und netten Neuerungen und kommt zudem abseits des Fast Forward-Bugs in technisch sauberem Zustand daher. Die Ausgabe von 70 Euro sollten sich diejenigen Spieler*innen, auf die oben genannte Punkte nicht zutreffen, jedoch gut überlegen.
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