Zwölf Jahre ist es nun schon her, dass bei uns ein Hauptableger der Dragon Quest-Reihe für eine Heimkonsole erschienen ist. Schon Dragon Quest 8: Die Reise des verwunschenen Königs galt damals auf der PS2 als etwas altmodisch und konservativ, aber auch als eines der besten Rollenspiele seiner Generation.
Nun steht ein Jahr nach der umjubelten Veröffentlichung in Japan endlich der westliche Release von Dragon Quest 11: Streiter des Schicksals an und noch immer setzt Square Enix auf die Tugenden von damals. Und das ist auch 2018 noch eine gute Idee!
Dinosaurier mit Frischzellenkur
Dragon Quest steht über 30 Jahre nach dem Debüt nach wie vor für eine klassische JRPG-Erfahrung mit rundenbasierten Kämpfen, umfangreicher Geschichte und liebevollem Art-Design aus der Feder von Dragon Ball-Erfinder Akira Toriyama. Abseits von ein paar nervigen Kleinigkeiten schafft die Serie mit dem elften Teil ein beeindruckendes Comeback, der sowohl den Geist der 1990er Jahre beschwört, als auch bitter nötige Modernisierungen mit sich bringt.
Zumindest im Hinblick auf die Geschichte bleibt zunächst aber erst einmal alles beim Alten. Wer hochkomplexe Plots oder verquere Polit-Thriller zu Kriegszeiten erwartet, wie man sie immer öfter in der Final Fantasy-Reihe sieht, bekommt bei Dragon Quest 11 die Fantasy-Hausmannskost geboten. Als stummer Protagonist und wiedergeborener "Lichtbringer" müssen wir unser Schicksal erfüllen und im Zuge dessen die Welt bereisen.
Simple Geschichte für große Gefühle
Was hier etwas generisch klingt, ist es in den ersten Spielstunden auch. Doch mit einer Handvoll Wendungen baut Dragon Quest 11 schnell eine gewohnt märchenhafte Erzählung auf, die zwar mit den üblichen Klischees spielt, aber der Erwartungshaltung auch immer wieder ein Schnippchen schlägt. Denn der Auserwählte wird gar nicht so sehnlich erwartet, wie man eigentlich meinen sollte und auch die Vergangenheit des lichtbringenden Dorfkinds ist wesentlich tragischer, als es der niedliche Look des Spiels vermuten lässt.
Bis Dragon Quest 11 diese Haken schlägt, dauert es aber. Und das ist wohl auch der größte Kritikpunkt, den ich anbringen kann: Das Spiel ist länger, als es sein müsste. Um das Ende der Story zu erleben, braucht der durchschnittliche Spieler locker 60 bis 70 Stunden. Wer sich leicht von Nebenbeschäftigungen ablenken lässt, darf gern nochmal 30 bis 40 Stunden dazurechnen. Prima fürs Preis-Leistungs-Verhältnis, doch der Geschichte täte es besser, wenn sie geraffter und knackiger erzählt werden würde. Ist die etwas langatmige Exposition der ersten fünf Stunden aber erst einmal geschafft, schwingt sich das Rollenspiel schnell zur Hochform auf.
Für echte Weltenbummler
Ausreichend Umfang bietet Dragon Quest 11 nämlich so oder so. Und das liegt nicht zuletzt an der riesigen Spielwelt, die nun erstmals auch große und weitläufige Areale zum Erkunden bietet. Eine Open World gibt es zwar nicht, trotzdem sind die Laufwege oft derart lang, dass wir auf Pferde als Transportmittel zurückgreifen müssen. Meist geht es nur von A nach B, aber es gibt auch optionale Orte, die ihre eigenen Nebenaufgaben bereithalten. So können wir auf einer einsamen Insel gegen eine listige Piratenbande antreten, um eine gestohlene Pfeffer-Lieferung zu ergattern. Die Zeiten der strikt linearen Dragon-Quest-Abenteuer sind wohl wirklich vorbei.
Im weiteren Spielverlauf schalten wir traditionsgemäß neue Wege frei, die Weltkarte zu bereisen und Gegenden zu erreichen, die per pedes nicht zugänglich sind. Die Schnellreise via Teleportation gibt es zwar auch, doch die wunderschönen Landschaften laden zu Spaziergängen ein, die wir an verschiedenen Raststätten unterbrechen können. Dort können wir speichern, Vorräte auffüllen und neue Ausrüstung herstellen.
In den weitläufigen Arealen befinden sich aber nicht nur Gegner, sondern wir stoßen auch auf Crafting-Ressourcen sowie Schatztruhen. Allerdings lassen sich nicht alle Verstecke zu Fuß erreichen. Meistens gibt es dann einen funkelnden Gegner in der Nähe, der nach seiner Niederlage als Transportmittel dient. So schlüpfen wir in springende Roboter oder schwingen uns in den Sattel von riesigen Wespen.
Städte-Trip
In der Welt von Dragon Quest 11: Streiter des Schicksals gibt es auch jede Menge Städte, die nicht nur Herbergen, Kirchen und Händler zu bieten haben, sondern immer auch ihren ganz eigenen Stil verfolgen. Wir geben euch einen Vorgeschmack auf vier Städte, die ihr in den ersten 20 Spielstunden bereisen werden. Alle sind das aber bei weitem nicht.
Freunde für gute Zuhörer
Die Geheimnisse um unsere Herkunft müssen wir natürlich nicht allein ergründen, sondern wir bekommen tatkräftige Hilfe von unseren Party-Mitgliedern. Bis wir den Kern der Truppe beisammenhaben, kann es zwar durchaus 20 Stunden dauern, doch das halbe Dutzend setzt sich aus charmanten wie witzigen Begleitern zusammen. Dazu trägt auch die hervorragende, englische Synchronisation bei, die extra für den Release im Westen angefertigt wurde - im japanischen Original sind keine Stimmen zu hören.
Vor allem der flamboyante Zirkusartist Rionaldo sowie die freche Magierin Veronika profitieren von der Sprachausgabe und beleben die ausufernden Dialoge mit spitzen Ausrufen und sarkastischen Untertönen. Auch abseits der Zwischensequenzen können wir jederzeit mit der Party plaudern, egal ob wir unterwegs sind oder an einem Lagerfeuer rasten. Hier gibt es dann hilfreiche Tipps und etwas tiefere Einblicke in die Dynamik der Gruppe.
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