Hannes schleicht nachts auf den Samtpfoten seiner Kaninchenpuschen durchs Haus, um auf fremden Tablets Videospiele zu spielen. Tobi ist ein notorischer Teller-auf-den-Boden-Leger, Nasti grillt gerne vor Arbeitsbeginn und Rae kann es nicht lassen, allen Hausbewohnern in jeder freien Minute Geschichten über Fledermäuse zu erzählen.
In der GamePro-Redaktion läuft es manchmal ein bisschen so ab wie in einer typischen Sitcom-WG, die wir drei Jahre nach dem PC-Release von Die Sims 4 jetzt auch auf PS4 und Xbox One wüten lassen dürfen. Und wie damals bei "Friends" und Co. würden wir unseren virtuellen Abziehbildern am liebsten die ganze Zeit einfach nur dabei zusehen, wie sie sich ganz alleine von einer irrwitzigen Situation in die andere stürzen.
Selbst auf den Regiestuhl und hinter die Kamera wollen wir hierbei allerdings nur ungern. Denn was mit Maus und Tastatur auf dem PC so einfach von der Hand geht wie das Schmieren des morgendlichen Nutellabrots, wird mit den PS4- und Xbox One-Controllern zur Gedulds- und Nervenprobe. Und das ist umso ärgerlicher, weil Die Sims 4 im Grunde nämlich ein sehr charmantes und humorvolles Spiel ist, das auch auf den Konsolen vieles richtig macht.
Stau auf der A2
Spielerische Unterschiede zwischen den Plattformen gibt es keine. Bei den PS4- und Xbox One-Versionen von Die Sims 4 stehen uns die gleichen Möglichkeiten offen wie auf dem PC: Wir erstellen unsere Sims im Editor, lassen sie in unser Eigenheim ziehen und begleiten unsere Bewohner durchs Leben, indem wir ihre Bedürfnisse befriedigen, Beziehungen pflegen, sie die Karriereleiter hinaufsteigen lassen oder unseren Tag verplempern, wie Tollpatsch-Tobi das Wasser mit unserem teuren Geschirrspüler.
Inhaltlich müssen wir bei Die Sims 4 für PS4 und Xbox One hingegen Abstriche machen. Pools, Keller und Kleinkinder, die in der PC-Fassung erst später nachgereicht wurden, stehen uns auf der PS4 und Xbox One zwar von Anfang an zur Verfügung, von den mittlerweile über 20 Content-Paketen der PC-Version haben bislang aber nur drei den Sprung auf die Konsolen geschafft. Zusätzlich dazu gibt's immerhin kostenlose Star Wars-Kostüme und ein Feiertags-Pack inklusive Weihnachtspullis - die machen unsere Sim-Baukiste allerdings nicht vielfältiger.
DLCs und Addons
Zum PS4- und Xbox One-Launch von Die Sims 4 erscheinen mit dem Großstadtleben-Erweiterungspack (39,99 Euro), dem Vampire Gameplay-Pack (19,99 Euro), dem Vintage Glamour-Accessoires-Pack (9,99 Euro) drei DLCs, die wir wie bei der PC-Version extra dazu kaufen müssen. Wann es die restlichen Die Sims 4-Addons wie die kürzlich erschienene Hunde und Katzen-Erweiterung sowie DLC-Packs auf die Konsolen schaffen, ist noch nicht bekannt.
Während uns Die Sims 4 auch ohne Zusatzinhalte einen riesigen Katalog mit Möbeln und Einrichtungsgegenständen vor die Nase hält, dürfen wir im Sim-Editor nur auf eine begrenzte Anzahl an Frisuren, Klamotten und Accessoires zurückgreifen. Immerhin können wir uns bei den Gesichtern austoben und sie dank Feinbearbeitung nach eigenem Gusto modellieren, weshalb wir am Ende doch sehr detailgetreue Nachbildungen der GamePros auf die Beine gestellt haben, wie wir finden.
Zwei linke Analogsticks
Nun ist Die Sims 4 aber nicht nur ein Spiel des Lebens, sondern in erster Linie ein Spiel mit dem User Interface, das uns durch Icons und Textfenster auf Trab hält. Mit Maus und Tastatur kein Problem. Bei der Bedienung mit dem PS4- und Xbox One-Controller mussten sich die Macher hingegen etwas anderes einfallen lassen - und haben sich genau hierbei ordentlich verheddert.
Klar, vermutlich ist es wesentlich einfacher, eine kaputte Mikrowelle mit zwei linken Händen zu reparieren, als ein so offensichtlich für Maus und Tastatur ausgelegtes Spiel vernünftig fürs Gamepad umzumodeln. Im Falle von Die Sims 3 für PS3 und Xbox 360 aus dem Jahr 2010 haben Maxis und EA eine zwar nicht perfekte, aber dennoch elegantere Lösung gefunden als für den Konsolenport des Nachfolgers.
Anstatt wie im Vorgänger einfach mit den Schultertasten durchs Menü zu schalten, müssen wir in Die Sims 4 nämlich per Tastendruck zwischen Menüsteuerung und freier Kontrolle des "Mauszeigers" hin- und herwechseln. Den Zeiger steuern wir mit dem rechten Analogstick, während wir die Kamera gleichzeitig mit dem linken manövrieren. Und das ist nicht nur umständlich, sondern auch fürchterlich verwirrend - insbesondere dann, wenn wir uns durch den komplexen Baumodus wurschteln müssen.
Anfangs klicken wir auf Symbole, auf die wir gar nicht klicken wollen, kaufen Dinge, die wir nicht kaufen wollen oder ziehen Wände hoch, die eigentlich woanders stehen sollen. Der Baumodus von Die Sims 4 bietet eigentlich unzählige Möglichkeiten, die eigenen vier Wände zu errichten und einzurichten. Doch wir scheitern wegen der Steuerung bereits am Interface.
Im Live-Modus, indem wir unsere Sims durch ihren Alltag begleiten, sorgen wir anfangs ebenfalls für mehr Chaos, als unsere ohnehin schon chaotische GamePro-WG vertragen kann. Aktionen für unsere Sims auszuwählen, dauert dank fummeliger Analogsticksteuerung viel länger als auf dem PC, und bei den Dialogoptionen greifen wir zuweilen ins Klo, weil wir uns bei der Auswahl verklickt haben. An dieser Stelle müssen wir uns übrigens inständig bei Sim-Max entschuldigen, der sich deshalb zweimal in Folge den gleichen langweiligen Tratsch von Sim-Mirco anhören muss, obwohl er ihm doch eigentlich nur mit einem Kompliment den Tag verschönern sollte.
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