Dead in Vinland vom französischen Entwickler CCCP verbindet Survival, Strategie und Rollenspiel-Elemente und hat es nach dem Release für PC im April 2018 nun auch auf die Nintendo Switch geschafft.
Im Test erfahrt ihr, ob der rundenbasierte Genre-Mix in puncto Story und Gameplay überzeugt. Zudem schauen wir auf die Vor-und Nachteile des Ports für die Hybridkonsole.
Ein Neuanfang mit Hindernissen
Erzählt wird der Überlebenskampf einer vierköpfigen nordischen Familie rund um Familienoberhaupt und Bastard Eirik. Dessen uneheliche Abstammung ist indirekt Auslöser für die Vertreibung aus der Heimat und die Flucht auf eine mysteriöse, unbekannte Insel.
Hier beginnt das eigentliche Abenteuer, angefangen mit dem Neuaufbau einer Lagerstätte und der schnellen Konfrontation mit Björn Kopfspalter, dessen Name bereits nichts Gutes verheißt und der fortan mit seinen Untertanen für mächtig Ärger sorgt.
Die Geschichte ist schlicht und überzeugt in erster Linie mit unterschiedlichen und spannenden Figuren, von denen ihr auf eurer Reise nicht nur viele trefft, sondern die ihr auch meist für euer Lager rekrutieren könnt.
So begegnet ihr im Verlauf der Handlung unter anderem einer geheimnisvollen und ruppigen alten Dame namens Gudrun oder Yaghoub und Parvaneh, einem äußerst gut gekleideten persischen Händler und einer sehr gesprächigen, eleganten Tänzerin.
Dank Dialog-Entscheidungen lassen sich die Beziehungen der Charaktere untereinander beeinflussen, was Einfluss auf die Story hat, oft jedoch willkürlich wirkt. Da bricht urplötzlich ein Ehestreit zwischen Gatte Eirik und Gemahlin Blodeuwedd vom Zaun, den wir nicht wirklich verhindern können und der uns das Zepter der Handlungsfreiheit entreißt. Diese Willkürlichkeit führt dazu, dass einige Passagen schlichtweg schlecht geschrieben wirken.
Komplexe Strategie und tödliche Fehler
Das rundenbasierte spielerische Element in Dead in Vinland lässt sich in drei Tages-Abschnitte einteilen. Am Morgen und am Nachmittag weist ihr euren Charakteren unterschiedliche, überlebensnotwendige Aufgaben zu.
So wird zum Beispiel Eirik an der Werkbank mit dem Bau neuer Stätten für euer Lager beauftragt, während Gattin Blodeuwedd Brauchwasser aus einem Fass abschöpft, um später Trinkwasser zu gewinnen. Tochter Kari ist hingegen damit beschäftigt die Insel weiter zu erkunden und immer neue Bereiche mit weiteren Herausforderungen freizuschalten.
Im Prinzip könnt ihr jedem Charakter jeden Job geben. Wie produktiv die Arbeit ist, entscheidet jedoch der jeweilige Grundwert der für die Aufgabe relevanten Fähigkeit.
Alle Aufgaben dienen im komplexen Management-System des Spiels - mit vielen mehr oder weniger ausgeprägten Fähigkeiten und Talenten der Charaktere - dem obersten Ziel eure Figuren am Leben zu halten. Erreicht bei den Familienmitgliedern einer der Werte Erschöpfung, Hunger, Leiden, Verletzung, Depression den Wert von 100%, ist das Spiel vorbei. Passiert das bei einem Nebencharakter, stirbt dieser lediglich, ihr könnt die Geschichte jedoch fortführen.
Permadeath lautet das Stichwort, das während eurer Reise stets für eine ordentliche Portion Spannung sorgt. Ihr müsst immer gut überlegen, welche Aktion ihr als nächstes für eure Charaktere wählt, um nicht für ihr vorzeitiges (und endgültiges) Ableben zu sorgen.
Nachts (während des dritten Tagesabschnitts) lauscht ihr den Gesprächen der Charaktere, verteilt Wasser und stillt den Hunger eurer Gruppe. Das rundenbasierte Gameplay motiviert ungemein und führt oft zum bekannten "nur noch 5 Minuten"-Effekt.
Fade Kämpfe
Entdeckt ihr auf der großen Spielwelt im generell sehr umfangreichen Spiel - ca. 40 Stunden solltet ihr für den Abschluss der Geschichte einplanen - neue Orte, kann es zu zufälligen feindlichen Begegnungen kommen.
Hier positioniert ihr drei Figuren eurer Wahl auf dem Schlachtfeld und kämpft abwechselnd mit fünf vordefinierten und nicht tauschbaren Fähigkeiten gegen eure Feinde. Was an den Indie-Hit Darkest Dungeon erinnert, kommt durch fehlende Komplexität und teils schlechtem Balancing nicht an das düstere Roguelike-Meisterwerk heran.
Das Resultat der Kämpfe wirkt oft eher zufällig als gewollt, weshalb es nicht sonderlich befriedigend ist. Schnell werden die Kämpfe zum leidigsten Teil des Spiels, den wir häufig am liebsten übersprungen hätten.
Die Vor-und Nachteile der Switch-Version
Dead in Vinland ist auf der Nintendo Switch in der True Viking-Edition erschienen und enthält so alle Download-Inhalte der PC-Version:
- Heodening-Modus: Ein Endlosspiel, das sich rein auf den Survival-Aspekt beschränkt und die Geschichte ausblendet.
- Der Vallhund: Mitten im Wald findet ihr einen kleinen Hund. Rekrutiert, hilft er unter anderem bei Kämpfen und findet nützliche Items.
- Norse Side Stories: Viele neue Dialoge zwischen den Nebencharakteren.
Was nach einer runden Complete-Edition klingt, macht sich jedoch beim Kauf im eShop im Preis bemerkbar. Besteht auf dem PC die Möglichkeit eine Standard-Version ohne DLCs zu kaufen, sind die drei Erweiterungen für die Switch nicht optional.
Abseits der erweiterten Inhalte wurde auf der Switch lediglich die Steuerung für die Hybridkonsole angepasst. Die geht, in Anbetracht eines Management-Spiels mit vielen Interaktionsmöglichkeiten, nach einer Zeit der Eingewöhnung flüssig von der Hand. Verschenktes Potential bietet die fehlende Unterstützung via Touch-Pad. Die Eingaben hätten so deutlich vereinfacht, der Spielfluss erhöht werden können.
Das größte Manko: Dank winziger Texteinblendungen, wird Dead in Vinland speziell während des Tutorials im Handheld-Modus zur regelrechten Qual für eure Augen. Teils sind die Buchstaben so klein, dass sie nicht mehr korrekt angezeigt werden, verschwimmen. Wir empfehlen daher speziell Neulingen den Beginn im TV-Modus zu spielen.
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