Call of Duty: WW2 im Test - Geglückte Weltkriegs-Rückkehr

Call of Duty: WW2 kombiniert im Test für PS4 und Xbox One die Rückkehr zum historischen Szenario mit modernen Shooter-Elementen. Gelingt der Spagat?

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Mit Call of Duty: WW2 kehrt Activisions Shooter-Serie nach neunjähriger Abstinenz im Moderne-Kriegsführung-Exil in das Setting zurück, in dem die Reihe anno 2003 ihren Anfang nahm. Viele Fans empfangen das Thema "Zweiter Weltkrieg" nach vielen Ablegern mit Robotern, Jetpacks, Wall-Runs und zuletzt sogar Weltraumausflügen (Call of Duty: Infinite Warfare) mit offenen Armen, die Rückkehr muss allerdings auch einen kniffligen Spagat machen. Denn einerseits wollen die Spieler der Generation begeistert werden, die bislang noch kein Weltkriegs-CoD gespielt haben, andererseits soll auch Serien-Veteranen noch etwas Neues geboten werden. Wir haben für unseren Test Call of Duty: WW2 ausführlich gespielt und verraten, ob dieser Spagat gelungen ist.

Test jetzt mit finaler Wertung
Unsere Ursprungs-Version dieses Tests hatten wir zum Launch von CoD: WW2 noch ohne finale Wertung veröffentlicht, denn für diese fehlten uns noch Einschätzungen der Multiplayer-Spieler auf öffentlichen Servern.

Diese haben wir in der Zwischenzeit aber ausgiebig nachgeholt, weswegen wir nun eine finale Wertung vergeben können. Trotz anfänglicher Server-Probleme spielt sich CoD: WW2 auch auf öffentlichern Servern klasse, die Divisionen machen einen ausgewogenen Eindruck und vor allem der Krieg-Modus macht eine Menge Laune. Die Multiplayer-Abschnitte auf den späteren Seiten dieses Tests haben wir entsprechend ergänzt.

Deshalb bekommt CoD: WW2 von uns unter dem Strich eine knappe, aber unserer Meinung nach auch verdiente 85er-Wertung. Die einzelnen Teile von CoD: WW2 mögen ihre kleinen Macken haben, als Gesamtpaket ist der Shooter in unseren Augen aber ein Hit, der lange unterhalten kann - je nachdem natürlich, wie Multiplayer-affin ihr seid.

Wie schon in den letzten Jahren setzt sich auch das diesjährige Call of Duty aus den drei großen Teilbereichen Solo-Kampagne, Multiplayer und Koop zusammen. In der Kampagne schlüpft ihr in die Uniform des jungen amerikanischen Soldaten Ronald "Red" Daniels, der zusammen mit tausenden anderen Kameraden am 6. Juni 1944, dem D-Day, während der Operation Neptun in der Normandie landet und in insgesamt elf Missionen (+Epilog) an unterschiedlichsten Schauplätzen und Schlachtfeldern der Westfront gegen die Soldaten der Wehrmacht kämpft.

Die gerenderten Zwischensequenzen sind sehr schick gemacht und erzählen meist zwischen den Missionen, wie es mit der Gruppe um Red Daniels (Mitte) weitergeht. Die gerenderten Zwischensequenzen sind sehr schick gemacht und erzählen meist zwischen den Missionen, wie es mit der Gruppe um Red Daniels (Mitte) weitergeht.

So ist Daniels unter anderem an der Operation Cobra und der Zurückdrängung der deutschen Truppen beteiligt, kämpft um Paris und Aachen und rückt schließlich mit der amerikanischen Armee über den Hürtgenwald und die Ardennen bis über den Rhein vor. Der amerikanische Private ist bis auf ganz wenige Ausnahmen die einzige Figur, die ihr spielt, Wechsel zu beispielsweise russischen oder britischen Soldaten gibt es anders als in den bisherigen Weltkriegs-CoDs nicht.

Sieben Stunden Westfront

Schon von Beginn an macht Call of Duty: WW2 recht deutlich klar, dass das Team und die Einheit um Daniels in den Mittelpunkt gerückt werden soll, schließlich lernt ihr einige davon bereits in der ersten Sequenz vor der Normandie-Landung kennen. Robert Zussmann beispielsweise, ein hagerer Kerl mit osteuropäischen und jüdischen Wurzeln oder Drew Stiles, dessen Markenzeichen seine große Brille und die Leidenschaft für Fotografie sind. Außerdem macht ihr auch schnell Bekanntschaft mit Daniels Vorgesetzten. Auf der einen Seite rücksichtslose Technical Sergeant William Pierson, auf der anderen der deutlich sympathischere Lieutenant Joseph Turner.

In der Ardennen-Schlacht haben wir wirklich das Gefühl, Teil einer großen Schlacht zu sein, wenn die deutschen auf der anderen Seite des Feldes aus dem Wald gestürmt kommen. In der Ardennen-Schlacht haben wir wirklich das Gefühl, Teil einer großen Schlacht zu sein, wenn die deutschen auf der anderen Seite des Feldes aus dem Wald gestürmt kommen.

CoD: WW2 verpackt den Großteil seiner knapp siebenstündigen Geschichte, die sich kriegsspieltypisch unter anderem um die Themen Kameradschaft, Tod und Mut dreht, in schicken gerenderten Zwischensequenzen, in denen vor allem die realistische Mimik hervorsticht. Und das zeigt durchaus Wirkung. Zussmann beispielsweise wird uns aufgrund seiner bewegten Geschichte im Spiel sicher länger im Gedächtnis bleiben als viele andere Call of Duty-Charaktere. Bemerkenswert ist zudem, dass die Story auch unangenehme Themen nicht komplett außen vorlässt, sondern zumindest anreißt, darunter etwa das Leid der Zivilbevölkerung, Zwistigkeiten innerhalb der Truppe oder auch Arbeitslager der Nazis - und das auch stets angemessen, ohne dabei über die Stränge zu schlagen. Die historischen Ereignisse, auf denen die einzelnen Missionen basieren, werden allerdings nur grob umrissen und dienen lediglich als Aufhänger, eine ausführliche geschichtliche Einordnung fehlt. Da wäre definitiv mehr drin gewesen.

Mehr:Die Landung am Omaha Beach in Call of Duty: WW2 im Detail

Das Gameplay: Typisch CoD

Während die Erzählung regelmäßig auch leisere Töne anschlägt - etwa, wenn Daniels per Brief von seiner Frau erfährt, dass er Vater wird - tritt Call of Duty: WW2 in spielerischer Hinsicht von Beginn an mächtig aufs Gaspedal und schickt euch ganz serientypisch durch eine Ballerbude voller schlauchiger Levels, in denen ihr gefühlt hunderte Nazi-Soldaten mit Waffen wie dem M1 Garand oder der Grease Gun über den Haufen schießt.

Das ist zwar nicht sonderlich originell, dafür aber angenehm abwechslungsreich. In der ersten Mission stürmt ihr beispielsweise im blutigen Chaos des Omaha Beach aus dem Landungsboot und nehmt - die deutschen Stellungen ein, und zwar im Vergleich zum historischen Vorbild in absoluter Rekordzeit. In späteren Einsätzen zerstört ihr Geschütze mit Sprengstoff, gebt euren Kollegen mit einem Scharfschützengewehr aus einem Kirchturm Feuerschutz, legt Panzer lahm oder macht sogar einen ganzen Panzerzug der Deutschen unschädlich. Dessen Entgleisungssequenz ist selbst für Call of Duty-Verhältnisse lächerlich spektakulär, was unfreiwillig komisch wirkt und damit so gar nicht zum ansonsten ernsten Tonfall passt.

Fette Explosionen, hinter Deckungen kauernde Teammitglieder und natürlich die Knarre im Anschlag – die CoD-Rezeptur ändert sich auch in WW2 nicht. Fette Explosionen, hinter Deckungen kauernde Teammitglieder und natürlich die Knarre im Anschlag – die CoD-Rezeptur ändert sich auch in WW2 nicht.

Die deutsche Version
Die deutsche Version von Call of Duty: WW2 wurde im Vergleich zu anderen Fassungen (zum Beispiel US- und UK) geschnitten. Das bedeutet im Detail, dass sämtliche verfassungsfeindlichen Symbole wie Hakenkreuze durch andere Symbolik ersetzt werden. Dies gilt nur für den Singleplayer-Modus, die Multiplayer-Modi sämtlicher Versionen sind identisch. Bei den Gewaltszenen soll es zwar ebenfalls keine Unterschiede geben, uns fiel beim Spielen der deutschen Fassung allerdings eine kleine Ungereimtheit auf: Als Daniels in der ersten Mission die Bangalore von seinem toten Kameraden aufhebt, fehlt diesem in der US-Version der linke Arm. In der deutschen Fassung ist der Arm dagegen unversehrt.

Außerdem hüpft ihr im Verlauf des Spiels unter anderem eine Flak und holt Flugzeuge vom Himmel oder rast in einem Jeep durchs französische Hinterland - wie in den Shooterpassagen dürft ihr hier natürlich keine realistische Nachbildung von damaligen Kriegstaktiken erwarten, CoDs Stilmittel bleibt stets die Übertreibung und eine fulminante, actionfilm-ähnliche Inszenierung. Dennoch vergisst die Kampagne auch nicht, regelmäßig das Tempo rauszunehmen, etwa wenn ihr durch ein schwer bewachtes Lager schleichen müsst oder Schutz suchend vor einem Scharfschützen durch den Hürtgenwald robbt.

Eine Überraschung namens Schneider

Für einen Weltkriegsspiel-Neuling bringt das schon genügend Abwechslung, für alte WW2-Spiel-Hasen fühlt sich das alles dagegen eher nach "Best of WW2-Spielszenen" an. Und gerade deshalb waren wir umso positiver überrascht, dass die Kampagne einige "Ach, das hätte ich jetzt nicht erwartet"-Momente bereithält, die sich dann sogar zu echten Highlights aufschwingen - Achtung, es folgen Spoiler!

Warnung: der folgende Absatz enthält Spoiler

Am Anfang der Paris-Mission etwa infiltriert ihr in der Rolle einer französischen Agentin als "Gerda Schneider" ein deutsches Hauptquartier, was mal eben eure kompletten CoD-Gewohnheiten auf den Kopf stellt. Denn Schusswaffen habt ihr nicht zur Verfügung, stattdessen ist Merkvermögen gefragt, wenn euch die Wachen Fragen zu eurer Person stellen - die Antworten habt ihr euch im besten Fall vorher gut eingeprägt, denn ihr könnt jederzeit euren gefälschten Pass ansehen. Später im Spiel wechselt ihr ins Cockpit eines Jagdfliegers und müsst eine Bomberstaffel beschützen und auch der Epilog von CoD: WW2 hat bei uns gleichzeitig für Erstaunen wie Bedrückung gesorgt.

Heißt also unter dem Strich: Wer keine historisch korrekte Abbildung der alliierten Westfront-Offensive erwartet und mit dem generellen CoD-Schießbuden-Gameplay keine Probleme hat, der dürfte auch mit CoD: WW2 seine Freude haben.

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