Geht klar, Commander!
Das Vorgehen in Squads hat sich dagegen im Vergleich zum Vorgänger nicht geändert, allerdings fassen die einzelnen Kampfgruppen jetzt bis zu fünf Mitglieder. Battlefield 4 animiert uns zudem spürbarer zum Teamplay, denn für gelungene Manöver wie Feuerschutz oder Assists gibt es Punkte, die uns im Rang aufsteigen lassen, was für jede Klasse neue Waffen, Aufsätze und Spezialkits freischaltet. Deren Anzahl ist gewaltig, bis man alle Visiere, Farbvarianten und Boni freigeschaltet hat, dürften Hunderte Stunden ins Land gehen.
Wer Befehle seines Squad-Anführers befolgt (also beispielsweise wie angeordnet eine Stellung angreift), bekommt zudem Extrapunkte, die das Leveln sehr erleichtern. Für eine völlig neue Perspektive sorgt zudem der neue Commander-Modus, den manche Spieler bereits aus Battlefield 2 kennen. In Modi wie Conquest übernehmt je ein Spieler pro Team die Rolle des Generals, der Anweisungen gibt, Truppen verschieben und Luftschläge anfordern kann.
Die Befehle erteilt man auf einer übersichtlichen Karte entweder direkt im Menü (das wir mit Spielerstufe 10 freischalten) oder über einen separaten Tablet-PC. Diese Plattfrom-Verzahnung riecht zwar zunächst nach überflüssiger Spielerei, macht in der Praxis aber unheimlich viel Laune. Wie schon im Vorgänger ergibt sich so ein extrem motivierendes System, der Suchtfaktor bleibt konstant hoch. Und das wichtigste: Die Testrunden machten sowohl auf den Current-Gen, als auch der PlayStation 4 einen Heidenspaß. Das Balancing stimmt, nur manche Respawn-Punkte sind unglücklich gewählt und die Laufwege auf den großen Karten teilweise übertrieben lang. Allerdings trüben diese wenigen Wehrmutstropfen den Spaß am ansonsten überragenden Mehrspieler-Part kaum.
Außerdem hat Battlefield 4 auch für Solospieler etwas zu bieten. Die Einzelspieler-Kampagne beginnt schonungslos und mit einer beklemmenden Szene. Eingeschlossen in einem Auto gurgeln wir als Sergeant Recker mit unserem Squad (bestehend aus den Mitgliedern Irish, Dunn und Pac) in Baku dem Meeresgrund entgegen. Dunn ist eingeklemmt, der Wasserdruck steigt, die Scheiben drohen, zu bersten. Es bleibt nur ein Ausweg: Wir zücken mit letzter Kraft unsere Pistole und feuern auf die Windschutzscheibe. Ein Knall, der Bildschirm wird schwarz, das Spiel dreht die Zeit ein paar Minuten zurück und zeigt, wie es überhaupt zu diesem Unterwasser-Schlamassel gekommen ist.
Fein justiert
In Baku müssen wir nämlich Dokumente sicherstellen, von denen wir lediglich wissen, dass sie enorm wichtig sind. Allerdings geht - immer diese Überraschungen! - irgendwas gewaltig schief, und wir müssen die Beine in die Hand nehmen. Battlefield 4 führt uns zum Beginn noch recht behutsam ein, erklärt grundlegende Steuerelemente und hält sich dabei vorschriftsmäßig an die ungeschriebenen Shooter-Tutorial-Gesetze: Im Zweifel hat der Typ vor dem Bildschirm noch nie einen Controller in der Hand gehabt. Viel zu lernen gibt's aber gar nicht, denn Battlefield 4 funktioniert wie … naja, wie ein Shooter eben, und zwar ein sehr guter.
Mit den Schultertasten blicken wir durch unser Visier und feuern, Waffenwechsel, Springen und Nachladen orientieren sich ebenfalls an den Genre-Standards. So weit, so Battlefield also. Die ersten Gegner huschen über den Bildschirm, und prompt pfeifen natürlich auch die ersten Projektile durch die Luft. Wir reißen die Waffe hoch und feuern zurück. Die Sensitivität der Sticks lässt sich auf allen Konsolen jetzt noch feiner justieren als in den Vorgängern - was das Zielen erleichtert. Ziehen wir die linke Schultertaste durch, schaltet sich das Fadenkreuz automatisch auf nahe Feinde auf - ähnlich wie zum Beispiel in GTA 5.
So ballern wir uns durch den ersten Level, hasten durch zerstörte Gebäude, erleben mehrere gigantische Explosionen und flüchten am Ende in einem Auto vor einem Helikopter, der uns nach einer Hetzjagd über eine Küstenstraße in die missliche Lage am Meeresboden schickt. Nach dem Schuss in die Windschutzscheibe müssen wir den eingeklemmten Dunn im absaufenden Wrack zurücklassen, die Sicherstellung der geklauten Daten ist also teuer erkauft.
Und tatsächlich sind die Infos aus den Dokumenten brisant: Wir erfahren, dass der chinesische General Chang einen Militärputsch in China plant, gedeckt von den Russen. Recker wird nach dem Vorfall kurzerhand zum Gruppenführer ernannt und führt sein Team in Shanghai direkt in den nächsten Einsatz. Wir sollen einen Mittelmann befreien, der weitere Informationen zu Chang und seinem Putsch besitzt. Aber natürlich hat auch das chinesische Militär Interesse an »Jin Jie«, weshalb wir uns in einem gewaltigen Wolkenkratzer mit etlichen Elitesoldaten herumschlagen. Doch gerade, als wir unsere Zielperson in einen rettenden Helikopter geworfen haben und zur USS Valkyrie zurückkehren wollen, holt Chang zum entscheidenden Schlag aus.
EMP-Angriff
Am nächtlichen Himmel über Shanghai detoniert eine EMP-Rakete und legt in Sekundenbruchteilen alle elektronischen Geräte lahm - und damit auch die US-Flotte. Das lassen sich die Amerikaner natürlich nicht gefallen, und so entlädt sich ein gewaltiger Konflikt, der - wie könnte es anders sein - den Weltfrieden in Gefahr bringt. Recker, Irish und Pac sind mittendrin, werden auf Chang angesetzt und finden später eine wichtige Verbündete. Die auf drei Akte und acht spielbare Kapitel angelegte Story dauert etwa fünf bis sieben Stunden und bewegt sich damit auf dem Niveau des Vorgängers. Die Auswahl der Missionen und Schauplätze ist gelungen, wir kämpfen uns unter anderem über einen zerstörten Flugzeugträger, durch einen Schneelevel oder eine chinesische Militärbasis. Auch die Charaktere spielen eine wichtige Rolle: Während Cap impulsiv ist, menschelt Irish, Hilfsbereitschaft ist ihm wichtiger als die militärische Befehlskette.
Komplexe, vielschichtige Charaktere sollte man aber freilich ebenso wenig erwarten wie literarischen Tiefgang oder echte Spannung, auch viele Nebenfiguren wie der CIA-Agent Kovic bleiben blass und uninteressant. Außerdem ordnet Battlefield 4 seine Erzählstruktur der Shooter-Action deutlich unter, echte Zwischensequenzen gibt es nicht, außerdem fielen uns an einigen Stellen recht starke Zeitsprünge und ärgerliche Logiklöcher auf: Warum etwa transportiert ein (nicht voll besetzter!) Helikopter einen geretteten Charakter zurück zur Flotte, während wir uns selbst weiter durch die Stadt kämpfen und per Boot übersetzen müssen? Hätten wir da nicht einfach mitfliegen können?
Zusammenhänge werden kaum erklärt, der nächste Einsatz wartet schließlich schon. So erfüllt die Story stur ihren Zweck: Sie leitet von einer Krawallszene zur nächsten und hält das Tempo hoch. So spielt sich die Kampagne generell flotter als in Battlefield 3, aber auch weniger tiefgründig - schließlich gibt's keine so starke und glaubwürdige Identifikationsfigur wie Sergeant Blackburn mehr. Wer nicht wesentlich mehr als die typische »Böser Bube muss-vom US Militär zur Strecke gebracht werden«-Story erwartet, der wird von Battlefield 4 aber nicht enttäuscht.
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