Fazit der Redaktion
Tobias Veltin
@FrischerVeltin
Meine Erwartungshaltung war groß, aber Battlefield 1 hat sie mit Bravour erfüllt. Das liegt allerdings in erster Linie daran, dass ich mir von der Kampagne keine Wunderdinge erwartet habe, die Solo-Abenteuer in Battlefield 3 und 4 waren mir Warnung genug - auch wenn ich sie letztendlich gern gespielt habe. Battlefield 1 liefert in diesem Bereich solide Kost, die zwar nicht über den Shooter-Standard hinauskommt, aber immerhin eine gefällige Erzählweise und abwechslungsreiche Szenarien bietet. Doch obwohl mir das Spiel jederzeit unter die Nase reibt, dass ich mich im Ersten Weltkrieg befinde, fühlt sich alles aufgrund des Tempos und der vielen automatischen Waffen mehr nach Zweitem Weltkrieg an - schade.
Und bevor ihr fragt: »Hättest du dir wirklich einen langwierigen Stellungskampf liefern wollen?« Ja, das hätte ich, mit Freuden sogar. Insgesamt verballert mir Dice bei der Kampagne nach dem sehr guten Stahlgewitter-Start zu viele Chancen und geht mir zu sehr auf Nummer sicher, statt wirklich zu überraschen - Szenen wie die Brieftaube zeigen aber immerhin, dass es versucht wurde.
Letztendlich sollte man aber auch Battlefield 1 als das sehen, was es ist, nämlich ein Multiplayer-Shooter mit angeflanschter Solo-Komponente. Und nach den ersten Multiplayer-Gefechten war mir schon klar, dass Dice hier mehr als nur liefern wird - vorausgesetzt die Server halten und die Balance der Modi, Karten und Klassen stimmen. Mit dem richtigen Squad machen die Massenschlachten auch trotz unsauberer Framerate einen Heidenspaß, die Mischung aus Infanterie- und Fahrzeuggefechten entfesselt einmal mehr einen immensen Sog, die Schlachtenatmosphäre ist insbesondere im neuen Operations-Modus einmalig. In knapp 20 Partien habe ich schon mehr bemerkenswerte und kuriose Szenen gesehen als bei anderen Shootern während der gesamten Spielzeit.
Damit mag sich Battlefield 1 insgesamt zu sehr auf seinen Serienstärken ausruhen und das spannende Szenario nicht komplett ausreizen - angesichts der hohen Qualität der Multiplayer-Komponente ist mir das letztendlich aber herzlich egal. Battlefield 1 ist in meinen Augen genau das Battlefield geworden, das sich viele Serien-Fans nach dem halbgaren Battlefield Hardline gewünscht haben. Ein besseres Kompliment kann man dem Dice-Shooter nicht machen.
Johannes Rohe
@DasRehRohe
Bingo! Battlefield 1 gibt mir genau das, was ich von einem Battlefield erwarte. Riesige Schlachten, abwechslungsreiche Maps und Modi, unkomplizierte Action und einfach jede Menge Spielspaß. Die Abkehr vom Modern-Warfare-Setting gefällt mir ganz besonders gut, denn mit dem modernen Szenario verschwinden auch selbstlenkende Raketen, Drohnen, zahllose Waffenerweiterungen, kurz: Schnickschnack, den ich eh nicht brauche, und der mich nur vom eigentlichen Spiel ablenkt. Gib mir einen Karabiner, ein Ziel und vielleicht einen Panzer und ich bin glücklich.
Dass Dice den Shooter dabei nicht neu erfindet, nehme ich ihnen keinesfalls übel, denn ihr Erfolgsrezept funktioniert schließlich nach wie vor nahezu perfekt. Die Änderungen gegenüber den Vorgängern sind zwar nicht zahlreich, fügen sich dafür aber unisono toll ein die bestehenden Systeme ein - egal ob Behemoths, Wettersystem oder Fahrzeug-Soldatenklassen. Und der Operations-Modus … ein echtes Sahnestück. Warum erst jetzt?
Naja, und dann sind da ja noch die Kriegsgeschichten. Es tut nicht weh sie mal durchzuspielen und selbst die Italien-Story ist erzählerisch besser als der Kampagnen-Unsinn in Battlefield 4. Dennoch wiegt hier mein größter Kritikpunkt an Battlefield 1 am schwersten. Dice hat aus dem unglaublich spannenden Szenario lange nicht alles herausgeholt. Die Multiplayer-Matches sind ein Abenteuerspielplatz, der genau so auch im Zweiten Weltkrieg stattfinden könnte. Und die Kriegsgeschichten zeigen nur eine Seite dieses furchtbaren Kriegs. Die der Sieger. Wer mit diesem Mangel an Authentizität leben kann, bekommt im Gegenzug allerdings ohne Zweifel den besten Multiplayer-Shooter des Jahres. Und Dice beweist nach dem durchwachsenen Battlefront, dass sie es immer noch draufhaben!
Dom Schott
@R3nDom
Ich erinnere mich immer noch an das große Fragezeichen, das Spieler und Fachpresse weltweit Battlefield 1 kurz nach der Ankündigung entgegenschmetterte: Der Erste Weltkrieg als Spielplatz für einen Shooter - darf man das? Stehen die Entwickler in irgendeiner historischen Verantwortung? Und wenn ja, in welcher? Darf so ein Spiel überhaupt Spaß machen? Nun hat DICE die Antwort auf diese Fragen abgeliefert - und ich persönlich bin zutiefst beeindruckt.
Um es direkt ganz deutlich zu sagen: Battlefield 1 ist für mich ein neuer Meilenstein im Shooter-Genre. Ja, das Gameplay unterscheidet sich im Kern nicht wesentlich von jedem anderen "Ziel dahin und schieße!"-Spiel, hier und da knickt die Bildrate etwas ein, aber was für eine Atmosphäre! Die Kriegsgeschichten im Einzelspielermodus zeigen persönliche, intime Momente, die ich so niemals in einem AAA-Shooter vom Fließband erwartet hätte: Wir erfahren von Freunden, die in den Kriegswirren getrennt wurden, tragische Helden, die die Welt heute längst vergessen hat - diese Geschichten geben all diesen Menschen ein Gesicht, ein eigenes Kapitel. Diese Verneigung vor dem historisch realen Konflikt ist meiner Meinung nach überraschend gut gelungen.
Entgegen der allgemeinen Erwartung überträgt sich diese Stimmung auch auf den Multiplayer enorm gut: Während spielmechanisch Battlefield 1 neben den klassischen Spielmodi auch den neuen, enorm spannenden Operations-Modus anbietet, hat es mir vor allem die dichte Atmosphäre angetan, die sich zwischen den Schützengräben und Häuserruinen vom Singleplayer in den Mehrspieler gerettet hat. Soldaten schreien, Waffen scheppern, Panzer brummen bedrohlich und inmitten dieses Chaos stelle ich wieder und wieder fest, dass Dice der Umgang mit dem neuen, noch ungewohnten Schauplatz hervorragend gelungen ist. Meiner Meinung nach standen die Entwickler in einer gewissen Verantwortung - und es freut mich zu sehen, dass sie dieser schwierigen Aufgabe mit Bravour nachgekommen sind.
Henry Ernst
@GamePro_de
Battlefield 1 macht vieles richtig. Die Kampagne ist abwechslungsreich, kompetent inszeniert und spart nicht mit Spektakel. Egal, ob ich in einem Panzer durch den Matsch rattere, unter Artilleriebeschuss eine Bergfestung nehme oder mit dem Doppeldecker Luftschiffe in Fetzen schiesse: es rummst und knallt auf Hollywood-Niveau. Ich bin abwechselnd als WKI-Han Solo, Iron Mans-Uropa oder (hier Namen von beliebigem Shooter mit Schleich-Sequenzen einsetzen) unterwegs und schleichballere mich durch ein imposantes Erster-Weltkriegs-Best-Of, das oftmals Erinnerungen an die alten Call-of-Duty- und Medal-of- Honor-Teile weckt. Dass die Gegner dabei zum Teil erschreckend dümmlich agieren, teilweise im Gänsemarsch vor eure Flinte laufen und das grafische Niveau schwankt, stört mich dabei interessanterweise weniger, als der Gedanke, dass man hier die Möglichkeit verschenkt hat, etwas wirklich Eindringliches zu schaffen.
Wo sind die in der Dunkelheit zusammengekauerten Soldaten, die bei jedem Einschlag zittern und vor Angst fast wahnsinnig sind? Was ist mit dem verblendeten jungen Soldaten, der an der Front seinen grausamen Irrtum erkennt? Ich erwarte ja nicht unbedingt Pat Barker, Hemingway oder Remarque, aber Michael Bay hätte es nun auch nicht sein müssen. Meiner Meinung nach benötigt jeder Bombast-Moment einen ruhigen Gegenpart, um wirken zu können. Stattdessen gibts Kitsch, Pathos und Holzhammer-Symbolik im Sekundentakt, bei der Nummer mit der Taube hätte ich fast vor Lachen den Controller fallen lassen. Aber das ist Gemecker auf sehr hohem Niveau, denn der klinisch saubere Erste Weltkrieg spielt sich verdammt gut und wird euch Online auf Monate beschäftigen. Insofern gilt für mich: Im Genre nichts Neues, aber das ist verdammt gut gemacht.
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