Der knuffige Roboter Astro musste eigentlich niemandem mehr etwas beweisen. Denn beide bisherigen Titel mit dem Sympathieträger – Astro Bot: Rescue Mission und Astro’s Playroom – waren bereits echte Jump&Run-Perlen, die mehr als andeuteten, was das inoffizielle PlayStation-Maskottchen von Entwickler Team Asobi auf dem Kasten hat. Der recht begrenzte Umfang der beiden Titel ließ aber auch schnell den Wunsch nach einem "großen" Abenteuer laut werden.
Astro Bot für die PS5 ist jetzt genau dieses große Abenteuer. Und hat sich in unserem Test nicht nur als groß, sondern vor allem als großartig erwiesen. Mehr noch, es ist sogar noch besser geworden, als wir uns das insgeheim erhofft hatten.
Die "Story" von Astro Bot
Aber der Reihe nach. Worum geht es hier überhaupt? Astro und seine Bot-Crew sind gerade in ihrem schnittigen PS5-Raumschiff unterwegs, als plötzlich das fiese Alien Nebulax auftaucht und den fliegenden Untersatz unbarmherzig zu Technik-Schrott verarbeitet.
Dabei werden mehrere Bauteile und auch alle Bots in insgesamt sechs Galaxien geschleudert. Astro muss nach einer unsanften Landung also seine Crew einsammeln und das Schiff wieder flott machen, um dem Alien in seinen schleimigen Hintern zu treten.
Ganz Jump&Run-typisch solltet ihr im Hinblick auf Story die keine Wunderdinge bei Astro Bot erwarten, auch Fiesling Nebulax ist vermutlich einer der generischsten Widersacher, die wir je in einem Hüpfspiel gesehen haben. Gestört hat uns das aber keineswegs.
Denn die witzige Prämisse – eine kaputte PS5 wieder herrichten und Bots retten – ist für ein Spiel dieser Art absolut ausreichend und auch direkt ein Vorgeschmack auf eine gewaltige Charme-Offensive, die das ganze Spiel lang nicht mehr aufhört. Und in die sich vor allem langjährige PlayStation-Fans dank hunderter (!) Anspielungen an beliebte Reihen wie Uncharted, Spyro the Dragon, Ape Escape und Co. verlieben werden.
Ihr wollt einen Astro Bot-Test mit bewegten Bildern? Hier ist unser Test-Video zum Hüpf-Highlight:
Bewährtes Konzept fantastisch umgesetzt
Spielerisch ist Astro Bot im Kern ein ganz klassisches 3D-Jump&Run, das in den zentralen Punkten seinem Vorgänger Astro’s Playroom ähnelt.
Wir laufen mit dem kleinen Roboter durch mal mehr mal weniger ausladende, aber immer ziemlich lineare Level, meistern Geschicklichkeitsabschnitte, bekämpfen Gegner, suchen nach versteckten Bots und Puzzleteilen und sammeln funkelnde PlayStation-Münzen ein.
Ist ein Level abgeschlossen, folgt der nächste Abschnitt einer Galaxie, bis es schließlich zum Duell mit einem gigantischen Bossgegner kommt – und es danach in die nächste Galaxie weitergeht.
Dass dieses recht bewährte Konzept bei Astro Bot unglaublich viel Spaß macht, liegt unter anderem an der Steuerung. Die ist einerseits übersichtlich – Astro kann hopsen, attackieren, bestimmte Objekte greifen und nach einem Sprung kurze Zeit mit Schubdüsen schweben – und andererseits herrlich direkt und präzise, sodass schon nach kurzer Zeit ein äußerst angenehmer Spielfluss entsteht.
Kleiner Wermutstropfen: Die freie Kamera hätten wir gerne etwas schneller gedreht, eine solche Einstellungsoption gibt es aber nicht. Toll ist aber, dass unerfahrenere Spieler*innen die Kamera jederzeit mit nur einem Druck auf die Kreistaste auf Astro zentrieren können, um so das Geschehen ohne Drehung des Analog-Sticks jederzeit im Blick zu behalten.
Accessibility-Einstellungen
Die Barrierefreiheits-Optionen von Astro Bot sind die einzige wirkliche Enttäuschung des Spiels. Denn im entsprechenden Menü gibt es lediglich drei Einstellungen (Controller-Neigungshilfe Aus/Ein, Visuelle Unterstützung Aus/Ein, Kamerahilfe Aus/Ein), wovon sich insbesondere die erste Option als sehr praktisch erweist, die Bewegungssteuerung mit dem linken Stick zu ersetzen.
Einstellungen, die anderen Spielen mittlerweile Standard sind, fehlen dagegen – etwa Optionen für Farbfehlsichtige und Änderung der Tastenbelegung. Speziell im Vergleich mit anderen großen PS5-Exclusives wirkt dieser Bereich bei Astro Bot deswegen geradezu stiefmütterlich behandelt.
So müssen DualSense-Funktionen eingebunden sein
Astro Bot nutzt zudem für viele Aktionen im Spiel die DualSense 5-Funktionen vorbildlich – ähnlich wie schon Astro’s Playroom. Beim anfänglichen Anflug auf einen Level kommen etwa die Neigungssensoren zum Einsatz, Puster ins Mikrofon aktivieren hier und da Mechanismen und das haptische Feedback in den Triggern lässt uns Steine durch leichte Vibrationen des DualSense spüren, die wir an manchen Stellen hineindrücken müssen, um weiterzukommen.
Grundmanöver und DualSense-Einsatz wären auf Dauer aber vermutlich etwas zu langweilig, weswegen Entwickler Team Asobi Astro in vielen der über 80 unterschiedlichen Level besondere Fähigkeiten spendiert.
In schillernden Kisten versteckt sich unter anderem ein Hund, den sich der Robo auf den Rücken schnallt, um dann durch Glasscheiben oder Hindernisse zu donnern. Oder verlängerte Arme, mit denen wir dann an Wänden hochkraxeln können. Oder ein praktisches VR-Headset, das für ein paar Sekunden die Zeit anhalten kann.
Die Abwechslung bei den insgesamt 15 Fähigkeiten ist groß und auch wenn sich naturgemäß manche der Gadgets etwas ausgereifter und besser anfühlen als andere, sind sie eines der Markenzeichen des Jump&Runs.
Hier könnt ihr euch durch 5 Astro-Fähigkeiten klicken:
Leveldesign zum Verlieben
Und die Fähigkeiten werden gerade in Kombination mit dem unglaublich variantenreichen Leveldesign zu einem echten Highlight, denn kaum ein Level in Astro Bot gleicht einem anderen. Es gibt natürlich auch hier die für Jump&Runs fast schon obligatorischen Wasser-, Wüsten- und Lavabschnitte.
Aber eben auch welche in einem riesigen Casino, an einem Strand, an dem wir einen riesigen Roboter von seinen Ketten befreien müssen oder eine asiatisch angehauchte Stage, in der eine Fähigkeit Astro in einen Schwamm verwandelt und Wasser aufsaugen und wieder ausspucken lässt.
Wir wollen hier natürlich nicht allzu viele Überraschungen vorwegnehmen, aber gerade ab der dritten Galaxie sind einige Level und Ideen dabei, bei denen vermutlich selbst Nintendos Jump&Run-Abteilung anerkennend die Augenbrauen heben dürfte.
Das Leveldesign gehört in jedem Fall mit zum besten, was wir bislang in diesem Genre gesehen haben – auch wenn wir uns gelegentlich gewünscht hätten, zwischen mehreren Fähigkeiten hin- und herwechseln zu können. Das funktioniert allerdings nicht, denn pro Level gibt es nur jeweils ein Gadget, das Astro dann bis zum Ende der Stage behält.
Ein Feuerwerk der Überraschungen
Wo wir gerade schon bei Level-Highlights sind: Die größtenteils spektakulär inszenierten Bosskämpfe, in denen wir unter anderem einem gigantischen Gorilla die Visage verbeulen, gehören ebenso dazu wie Spezial-Abschnitte, die am Ende jeder Galaxie freigeschaltet werden und bei Abschluss ein Bauteil für unseren maroden PS5-Kreuzer spendieren.
Darin trifft Astro auf Bot-Versionen bekannter Figuren aus der PlayStation-Historie und kann im entsprechenden Abschnitt nicht nur in deren Outfit herumlaufen, sondern auch eine besondere, markante Fähigkeit nutzen – als Kratos-Bot etwa die Leviathan-Axt, mit der wir unter anderem Schalter aus der Ferne umlegen können oder selbst starke Gegner mit nur einem mächtigen Hieb erledigen.
Das ist alles nicht nur unglaublich charmant designt und trifft den Kern der Referenzen perfekt – die Cameo-Level sind auch stellvertretend für den enormen Überraschungsfaktor von Astro Bot. Beim Test wollten wir jedenfalls auch nach vielen Spielstunden begierig wissen, welche Ideen im nächsten Abschnitt warten.
Und selbst wenn wir es wussten, konnte das Spiel trotzdem immer wieder überraschen – etwa mit dem spontanen Duell mit einem Zwischenboss kurz vor einem Levelende.
Die Spannung, die dadurch entsteht, kann Astro Bot bemerkenswerterweise das gesamte Spiel lang halten, zieht beim Leveldesign in der zweiten Hälfte sogar noch etwas an und mündet in einem spektakulären Finale – grandios!
Ganz viel Licht, ganz wenig Schatten
Astro Bot macht vieles ganz fantastisch, ein paar Dinge sind uns aber dennoch störend aufgefallen. Zum Beispiel Astros geringe Widerstandsfähigkeit.
Denn abseits der Bosskämpfe, bei denen Astro drei Treffer einstecken kann, gilt in dem Jump&Run eine "Ein-Treffer-Regel". Wird der kleine Roboter also einmal getroffen, stirbt er und es geht zum letzten der meist fair gesetzten Checkpoints zurück.
Das hat zwar keine negativen Auswirkungen, weil es in Astro Bot kein klassisches Game Over gibt, kann aber trotzdem nervig sein, wenn viel auf dem Bildschirm los ist.
Es gibt nämlich ein paar Stellen, an denen mehrere Gegner gleichzeitig auf Astro zustürmen und gleichzeitig aus dem Hintergrund weitere Feinde Geschosse abfeuern. Da dann den Überblick zu behalten, kann etwas schwierig sein und hat im Test zum ein oder anderen ungewollten Bildschirmtod geführt.
Apropos Gegner. Die Standard-Feinde, also die Blobs und käferartigen Viecher mit Stachel- oder Elektroangriffen wiederholen sich für unseren Geschmack etwas zu oft.
Astro Bot führt aber von Beginn an auch mehr als ausreichend andere Gegnertypen ein, für deren Erledigung dann oft die Spezialfähigkeit des jeweiligen Levels nötig ist. Wir müssen unsere Strategie also entsprechend immer wieder etwas anpassen.
Astro Bot als Service-Spiel
Auch nach dem Launch des Spiels plant das Team von Asobi, das Jump&Run mit neuen Inhalten zu versorgen. Im Fokus werden dabei vor allem die Challenge-Level stehen, bei denen weitere dazukommen werden. Konkrete Details gibt es dazu aber bisher nicht.
Für alle etwas
In Sachen Schwierigkeitsgrad gibt sich Astro Bot moderat. Wer schon einmal einen 3D-Hüpfer gespielt hat, sollte hier vermutlich vor keine allzu großen Herausforderungen gestellt werden. Zumindest nicht, wenn man das nicht will. Denn Astro Bot denkt auch an alle Genre-Cracks, die Jump&Runs mit der Muttermilch aufgesogen haben. Für die dürften die zahlreichen Challenge-Level die richtige Herausforderung sein.
Diese in den Galaxien versteckten, recht kurzen Level fordern in besonderem Maße euer Geschick, in dem sie euch in den meisten Fällen durch ziemlich anspruchsvolle Parcours schicken – mit nur einem Leben, versteht sich! Sterbt ihr, fangt ihr von vorn an. Glaubt uns, ihr werdet fluchen, wir haben es jedenfalls getan!
Für alle, die sämtliche Puzzleteile gefunden haben, wartet sogar noch ein besonders kniffliges Bonuslevel darauf, gemeistert zu werden.
Um euch einen kleinen Vorgeschmack zu geben: Wir mussten ganze zwei Stunden trainieren, um nach dutzenden fiesen Hindernissen und zwei Minuten des perfekten Hüpfens ans Ziel zu kommen.
So lange braucht ihr für Astro Bot
Was den Umfang von Astro Bot anbelangt, könnt ihr mindestens 10 bis 12 Stunden einplanen, bis ihr den Abspann nach eurem ersten Durchgang sehen werdet. Danach gibt es aber mehr als genügend Gründe, noch einmal in die mehr als 80 Level zurückzukehren.
Etwa um die restlichen der insgesamt 300 Bots zu finden, von denen knapp die Hälfte bekannte Charaktere aus prägenden PlayStation-Spielen der Historie sind – Parappa the Rapper, das The Last of Us-Duo Joel und Ellie, oder Trico aus The Last Guardian, um nur ein paar zu nennen.
Die Bots sammeln sich übrigens an der Raumschiff-Absturzstelle, einer Art Heimatbasis und es ist immer wieder ein wunderbarer und heimeliger Moment, wenn ihr dort landet und euch eure Bot-Schar freudig winkend begrüßt.
Das kommt mir doch bekannt vor!
Doch nicht nur bei den Charakteren referenziert Astro Bot Spiele aus der PlayStation-Historie. Auch in den Levels selbst gibt es etliche Details und Easter-Eggs, beispielsweise einen monströsen DualSense aus Sand, umher schwirrende Tastensymbole oder auch immer wieder auftauchende Gummienten – wer damals die ersten Tech-Demo-Präsentationen zur PlayStation 3 gesehen hat, dürfte sich erinnern.
Die Bots sind aber nicht die einzigen Sammelgegenstände im Spiel. Mit Puzzleteilen lassen sich nach und nach diverse Gebäude an der Absturzstelle freischalten, in denen sich dann beispielsweise mit einer Gacha-Maschine mit gesammelten Münzen zusätzliche Items für eure Bots kaufen lassen – oder das Outfit von Astro bzw. seinem Controller-Gleiter ändern.
Und manche Level haben alternative Levelausgänge, die dann wiederum neue Abschnitte in einer Bonus-Galaxie freischalten. Wer alles auf 100 % bringen und die Platintrophäe einsacken will, hat also genug zu tun und kann gut und gerne satte 20 Spielstunden und mehr mit dem Hüpfer verbringen.
Completionists haben auf Wunsch einen Vogel
Das Entdecken der versteckten Bots, Puzzleteile und alternativen Levelausgängen macht einen großen Reiz bei Astro Bot aus. Wer dem etwas auf die Sprünge helfen will, kann sich tierische Hilfe holen. Habt ihr ein Level einmal gemeistert, habt ihr bei erneutem Start am Levelanfang die Möglichkeit, für 200 Goldmünzen einen Vogel zu rufen, der euch begleitet und an den entsprechenden Orten "anschlägt" – einsammeln müsst ihr die Items dann allerdings selbst.
Es sieht so gut aus!
Astro Bot verpackt all das in eines der rundesten und stilsichersten Technikpakete, die ihr derzeit auf Sonys aktueller Konsole zocken könnt.
Angefangen bei den kunterbunten und sehr detailliert gestalteten Levels mit wogenden Gräsern, tollen Lichteffekten und kleinen Physikspielereien über die geschmeidigen Animationen von Astro, seinen Bot-Kumpels und den Feinden bis hin zu Feinheiten wie virtuellen Materialanmutungen ist das hier ein echter Optik-Leckerbissen, dessen gesamte Ästhetik einen unfassbar hohen Aufforderungscharakter hat.
Astro Bot WILL unbedingt gespielt werden und lädt dazu allein schon mit seiner Optik ein. Und auch mit seinem Sound, denn selten haben wir so viele Ohrwürmer von Videospiel-Musikstücken gehabt wie nach unseren Sessions mit Astro Bot.
Bei all der spielerischen und technischen Klasse ist es aber vor allem bemerkenswert, dass man förmlich fühlen kann, wie viel Liebe in diesem Spiel steckt. Es gibt so viele kleine charmante Details zu entdecken – etwa Interaktionen mit dem Levelinventar, putzige Idle-Animationen oder die etlichen PlayStation-Referenzen – dass man mit ihnen einen eigenen Artikel füllen könnte.
Es ist auch dieses überall heraus triefende Herzblut, das Astro Bot dann letztendlich für uns in die Königsklasse der Jump&Run-Spiele hievt. Ein Koop-Modus für zwei oder gar vier Spieler*innen hätte dem noch die Krone aufgesetzt – aber irgendetwas muss sich Team Asobi ja auch noch für Astro Bot 2 aufheben.
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